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Drei Gebäude für die Kunst – Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die Geschichte des heutigen Arp Museums Bahnhof Rolandseck. Und das zunächst mit der Gründung einer Gesellschaft, die wohl nicht viel mit Kunst zu tun hatte: Die Bonn-Cölner Eisenbahngesellschaft hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Städte Köln und Bonn miteinander zu verbinden. Nächster Halt: Rolandseck. Und das war nicht verwunderlich, denn Rolandseck war ein beliebter Ort der Sommerfrische, im Baedeker lobend beschrieben, hatte sage und schreibe 16 Hotels und war blumig bekannt als „Rheinisches Nizza“.

Das Eisenbahnempfangsgebäude wurde 1856-1858 errichtet und zwar im Stil des Klassizismus, der der neue Auftraggeber (die Bonn-Cölner Eisenbahngesellschaft war von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft aufgekauft worden) hatte nämlich als Baumeister den Geheimen Oberbaurat Emil Hermann Hartwich eingesetzt. Dieser kam aus der Nähe von Berlin und brachte Schinkels dort bereits etablierten Baustil einfach mit ins Rheinland.

Auch am Rhein vergeht die Zeit, das glänzende „Eisenbahnbahnempfangsgebäude“ wurde zum einfachen „Bahnhof“, es wurde vielfach umgenutzt, schließlich verfiel es und sollte abgerissen werden, ironischerweise genau 100 Jahre nach seiner Fertigstellung: Im Jahr 1958. Zum Glück ist so ein Abriss teuer, der Termin wurde verlegt und gab Johannes Wasmuth Zeit, den Bahnhof zu retten. Der Galerist aus Bad Godesberg hatte es sich in den Kopf gesetzt, dieses frühe Zeugnis des Klassizismus am Rhein zu erhalten und es einem neuen Zweck zuzuführen. Er pachtete es symbolisch für eine Mark, gründete die arts and music Gesellschaft und brachte mit ihr Kunst und Musik ins Haus. Höhepunkt dieser Rettungsaktion sollte schließlich ein Neubau werden, denn einen Bahnhof zum Museum zu machen, ist nicht einfach. Das Musée d’Orsay in Paris und der Hamburger Bahnhof in Berlin sind Beispiele für solche Umnutzungen. Essentiell notwendig für „Kunst im Bahnhof“ ist aber die Stilllegung der Gleise – die Erschütterungen des Gebäudes sind zu viel für die meisten Werke. Da die Rheinufertrasse aber weiterhin eine Rheinufertrasse bleiben sollte, suchte Johannes Wasmuth nach einer alternativen Lösung ohne das Eisenbahnempfangsgebäude als „Kunsthaus“ verlassen zu müssen. Niemand geringeren suchte er für seine Pläne aus als Richard Meier. Nach einigen zu verwerfenden Plänen kam es 2007 zur Realisierung des Projektes in den Hügeln hinter dem Bahnhof. Die ursprüngliche als Überwindung der Gleise gedachte Lösung wurde schließlich zu einer „Untergrabung“: Heute verbindet ein Tunnel den Altbau mit dem ersten Teil des Meierschen Neubaus.

So führt den heutigen Besucher sein Weg durch die ehemalige Remise des Eisenbahnempfangsgebäudes durch einen Tunnel unter den Gleisen hindurch zum hinter diesen befindlichen riegelartigen Bau. Heute, und bis 2027, befindet sich dort in wechselnden Präsentationen die Sammlung Rau mit Wegbegleitern aus der Sammlung des Hauses oder Leihgaben aus anderen Museen. Ein zweiter Tunnel, passend gefüllt mit Barbara Trautmanns Schlange Kaa, einer Lichtinstallation über beinahe die ganze Länge des Tunnels, führt in den Hügel hinein. Ein Aufzug (oder Treppenhaus mit über 200 Stufen) bringt den Besucher wieder ans Tageslicht und in den dritten Bau des heutigen Museums. Es handelt sich um die lichtdurchflutete Burg der Moderne, die sozusagen gegenüber dem Drachenfels auf ihr mittelalterliches Pendant zu blicken scheint. Darin befinden sich zwei wechselnde Ausstellungen: Die eine präsentiert zeitgenössische Kunst, die andere kreist um die Namengeber Hauses: Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp. Drei Gebäude also für die Kunst, in Remagen am romantischen Rhein, im Arp Museum Bahnhof Rolandseck.

Begleiten Sie Judith Graefe auf einer Erkundung mit dem Fahrrad, die am Arp Museum Bahnhof Rolandseck beginnt.

25. Juni 2022 (Sa.)
Sehen. Erfahren. Erleben.
Skulpturenufer Remagen – Arp Museum

26. April 2022 || ein Beitrag von Judith Graefe, Kunsthistorikerin