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Lieblingskirche: St. Marien in Bergisch Gladbach

St. Marien in Bergisch Gladbach: Sie ist das „räumliche“ Zuhause meines Glaubens.

In dieser Kirche heirateten meine Eltern, wurde ich getauft, feierte Kommunion und Firmung, durfte als eine der ersten Ministrantinnen am Altar dienen, sang in Kinder- und Kirchenchor, kurz: Jeder Sonntag in meiner Kindheit und Jugend fand in dieser Kirche statt, und viele weitere Tage oder Abende auch.

Das prägt!

Vielleicht hat mich deshalb auch die Formensprache von St. Marien so nachhaltig geprägt. Von außen betrachtet steht man einer klaren, geometrischen Abfolge von Elementen gegenüber: weiß, streng, nüchtern. Drei Doppelportale aus Holz, die Wand darüber aufgelöst in Glas. Keine Spur von romanischen Bögen oder gotischen Spitzen, auch im Innenraum nicht: St. Marien besteht, wenn man so will, aus vertikal gestellten Rechtecken und ebensolchen Fenstern, das kassettierte Dach getragen von schlanken weißen Säulen. Eine Basilika, deren Altar auf hellem Marmor steht und von einer gänzlich verglasten Seitenwand erhellt wird. Licht von allen Seiten. Manchmal mussten wir blinzeln, wenn wir die Gaben zur Wandlung trugen.

So viel Askese, so viel Licht! Eine Kirche, die zu Maria passt: rein und weiß und zurückgenommen. Sie steht als Strahlenkranzmadonna noch aus der alten Vorgängerkirche in einer kleinen Seitenkapelle, direkt vom Windfang aus zugänglich.

Die bewusste architektonische Reduktion in diesem hellen und hohen Kirchenschiff fokussiert, zentriert, nichts lenkt ab. Der Mensch – auch der kleine – ist hier ganz bei sich und ganz bei Gott. Das stimmt für mich auch heute noch.

St. Marien wurde 1953 erbaut, in ihrer diaphanen Radikalität eher ungewöhnlich für eine „kleine Pfarrkirche“ dieser Zeit. So verstehe ich heute auch ihr Konzept: In dieser einschiffigen Kirche ist das Dach für alle gleich hoch, und niemand kommt an Maria vorbei.

Titelbild: © pexels, Brett Sayles

Welche ist Ihre Lieblingskirche?

Kirche besitzen eine hohe Anziehungskraft und meist eine besondere Atmosphäre. Kirchliche Räume wirken und man spürt, dass sie zur Besinnung, zum Innehalten, Nachdenken und Gebet einladen. Sie sind Bauwerke, denen man sich kaum entziehen kann und sie bewegen etwas in einem. Menschen nehmen diese – selbstverständlich individuell verschieden – wahr. Oft gibt es eine besondere Kirche, mit der man etwas verbindet, in der man sich besonders willkommen und wohl fühlt.

Die Reihe startete in der Fastenzeit 2023. Wir fragen Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, nach ihrer Lieblingskirche. Die Beiträge lesen Sie an den Fastensonntagen 2023 und darüber hinaus.

23. April 2023 || ein Beitrag von Felicitas Esser, Referentin für Kultur und Gesellschaft