Die Akademie auf den Spuren des Kalten Krieges in der Nordeifel

Ein zunächst eher düster anmutendes Thema führte eine kleine Reisegruppe der Akademie am vergangen Samstag von Bensberg aus über Köln in die überraschend sonnige Nordeifel.
Der Kalte Krieg fand auch hier, mitten in der Eifel statt. Denn das Gebiet wurde von den Militärstrategen als besonders sicher eingestuft. Bei einem Angriff aus dem Osten galt der Rhein als unüberwindliche Grenze und die Eifel damit als nicht direkt bedroht. Die NATO betrieb hier Raketenstellungen in einsamen Eifelwäldern mit abschussbereiten Atomwaffen.

Von Bankern in Bunkern – der „Ausweichsitz der Landeszentralbank NRW“
Die erste Station auf der Suche nach Spuren des Kalten Krieges führte nach Mechernich-Satzvey in den Bunker der Landeszentralbank. Unweit der überregional bekannten Burg Satzvey befindet sich ein weit weniger bekannter Bau, dessen Existenz zunächst auch streng geheim gehalten wurde: Der sogenannte „Ausweichsitz der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen“.

Wie früher üblich lagen die Bunkeranlagen von Verwaltungen und öffentlichen Institutionen häufig geheim unter Zivilbauten versteckt. In Satzvey war und ist es bis heute eine Grundschule, die einen ehemaligen Bunker der Landeszentralbank „tarnt“. Bis 1989 fanden in der Anlage Übungen statt und erst 1990 wurde der Bunker aufgegeben. Seit 2012 kümmern sich engagierte Privatleute um die Konservierung der Anlage und organisieren Führungen. Im Mai 2012 stand die Anlage erstmals der Öffentlichkeit offen.

Mehr Informationen zu „geheimen Unterwelt von Satzvey“ finden Sie auf der Homepage des LZB Bunkers. Jeden ersten Sonntag im Monat werden dort Führungen angeboten.

Peter Kern vom LZB Bunker Satzvey begrüßte bei unserer Ankunft herzlich in „Steinfurt, in der Eifel“ – wer nun aber versuchen würde dieses Steinfurt auf einer Karte zu finden, würde unweigerlich auf das Problem stoßen, dass dieser Ort bei aller Mühe nicht zu finden ist. Getarnt als Keller der örtlichen Grundschule wurde im Kalten Krieg unter hoher Geheimhaltung der Atomschutzbunker gebaut, um im „V-Fall“, also Verteidigungsfall die Spitze der Landeszentralbank in Düsseldorf aufzunehmen. Der Geldversorgung im Krisenfall kam während des Kalten Krieges eine hohe Bedeutung zu, und so richteten neben der Bundesbank auch mehrere Landeszentralbanken Bunker- und Tresoranlagen ein.

Nach seiner Fertigstellung wurde das „Sonderbauwerk Steinfurt“ auf Herz und Niere geprüft. In sogenannten „Belegungsversuchen“ schlossen sich Angestellte der Landeszentralbank im Bunker ein und spielten eine Woche Ernstfall. Dabei galt es nicht nur, die alltäglichen Herausforderungen dieser Unterwelt mit ihren Eigenarten zu meistern, sondern auch für den Schulbetrieb unsichtbar zu agieren. Denn während unten die Banker den V-Fall probten, wurden oben weiter Grundrechenarten und das Alphabet gelernt. Aus Gründen der Geheimhaltung sollten natürlich weder Schüler noch Lehrer oder Anwohner bemerken, dass es unter der Schule noch viel mehr gab als nur einen Heizungskeller.

Peter Kern berichtete sehr anschaulich von den besonderen Funden im „Bankerbunker“, so trafen im Testlauf die vorgesehenen Trainingsanzüge nicht ganz den Geschmack der Banker und mussten gegen schwarze Anzugshosen und weiße Hemden ausgetauscht werden. Auch die vorgesehenen Konserven waren nicht ganz nach dem Geschmack der Anzugträger und musste so um frische Nahrungsmittel ergänzt werden – eine völlige Ausnahme und Besonderheit des LZB Bunkers im Vergleich zu den Speiseplänen und Vorräten anderer deutscher Bunker zur Zeit des Kalten Krieges.

Das „Camp“ Vogelsang im Kalten Krieg
Mit der sogenannten „Ordensburg“ Vogelsang errichteten die Nationalsozialisten ab 1934 eines der größten Bauwerke des Regimes. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es zunächst den Briten als Truppenübungsplatz. Von 1950 bis 2005 nutzte das belgische Militär und die NATO das „Camp Vogelsang“ als Kaserne. Seit 2006 entstand hier ein neuer Ort: Vogelsang IP als „Internationaler Platz“ für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander.

Gabriele Harzheim, wissenschaftliche Referentin bei IP Vogelsang führte „auf den Spuren des Kalten Krieges“ durch die Anlage. Als „Camp Vogelsang“ wurde der Truppenübungsplatz von der belgischen Militärverwaltung u.a. als NATO Truppenübungsplatz  genutzt. Auch heute noch sind Spuren der Nutzung durch belgisches und britisches Militär im Nationalpark Eifel und im Denkmalbereich sichtbar.

Das kleine Dorf Wollseifen, mit ehemals etwa 550 Bewohnern hatte traf 1946 es durch einen Räumungsbefehl der britischen Besetzung besonders hart: In nur drei Wochen mussten sie ihre Wohnhäuser räumen und sich eine neue Heimat suchen.

Vom Truppenkino zum Kulturkino
In Ergänzung zu den verbliebenen Bauten aus der NS-Zeit wurden vom belgischen Militär unter anderem die Großkaserne „Van Dooren“ errichtet, Baracken für die übenden Truppen sowie ein Truppenkino.

Im ehemaligen belgischen Truppenkino finden heute unter dem Namen „Kulturkino Vogelsang“ Veranstaltungen, Musikaufführungen und auch wieder Kinovorstellungen im 50er-Jahre Kinosaal statt.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des IP Vogelsang.

Bildnachweise:
Titelbild: Vogelsang IP Dieter Zehner
Bilder im Text: Julia Steinkamp

16. Oktober 2020 || ein Beitrag von Julia Steinkamp, Projektreferentin