Andreas Würbel

Zu Gast bei… Andreas Würbel, Akademiereferent

Lieber Andreas, seit vielen Jahren bist Du Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in Sankt Augustin. Wie erlebt Deine Gemeinde die besondere Zeit?

Andreas Würbel

Meine Heimatgemeinde St. Martinus in Sankt Augustin-Niederpleis gehört zum Seelsorgebereich Sankt Augustin. Zu diesem Bereich gehören fünf Kirchengemeinden (mit acht Kirchorten) mit insgesamt mehr als 21000 Katholiken. Die Corona-Infektion führte zuerst dazu, nach Beratung mit dem Seelsorgeteam und dem Vorstand des Pfarrgemeinderat alle Veranstaltungen und Sitzungen im Seelsorgebereich abzusagen: Keine Gruppenstunden für Messdiener, keine Treffen der Seniorengruppen, keine Proben der Kirchenchöre oder Bands, keine PGR-Sitzungen oder Treffen von Sachausschüssen … auch keine Treffen zum Pastoralen Zukunftsweg mit dem Erzbistum Köln. Das hat das Leben in den Gemeinden vollkommen ausgebremst. Neben den gemeinsamen Gottesdiensten in den Kirchen treffen sich die Gemeindemitglieder natürlich auch in den zahlreichen Gruppieren und Gruppen. Und kein Telefonat, keine Mail oder Videokonferenz kann den persönlichen Kontakt ersetzen. Für viele Gemeindemitglieder oder auch weiter Interessierte sind die Treffpunkte in den Katholischen Öffentlichen Büchereien, den Gemeintreffs nach den Gottesdiensten oder auch der Lebensraum Kirche im huma-Einkaufzentrum zu wichtigen Orten geworden.

Welche Aktionen sind in der Corona-Krise in Deiner Gemeinde entstanden?

Wir haben als erstes auf unserer Internetseite einen Ticker eingebaut, in den wir die aktuellen Informationen für die Menschen in unserem Seelsorgebereich aufgeführt haben. Das begann mit den Meldungen zu den Absagen von Veranstaltungen und Gottesdiensten, mit den Informationen für die Eltern der Kita-Kinder, da die Einrichtungen auch geschlossen wurden, bis hin zur Erreichbarkeit des Patoralbüros und der Seelsorger. Auf drei konkrete Aktionen möchte ich besonders hinweisen: An jedem Abend läuten die Kirchturmglocken in den evangelischen und katholischen Kirchen unserer Stadt. Sie rufen normalerweise zur Gemeinschaft in den Gottesdiensten. In diesen Tagen dürfen wir uns aber nicht versammeln, so rufen sie zu einem Moment der Stille oder zum Gebet auf. Dies wird auch über die Social Media-Kanäle begleitet. Des Weiteren hat unsere Ehrenamtskoordinatorin das Nähen von Mundmasken für Pflegerinnen und Pfleger in Sankt Augustin und für Ehrenamtliche initiiert, die die Risikogruppen bei Einkäufen unterstützen. Schließlich wurde im Seelsorgebereich die Initiative „Gemeinsam gegen Corona – Sankt Augustiner helfen“ gegründet. Eine große Zahl von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unterstützen Personen aus den Risikogruppen bei Botengängen, Einkäufen, Apotheken- oder Postgängen oder stehen einfach nur mal zum Reden bereit.

Wie habt Ihr die Kar- und Ostertage in der Gemeinde gefeiert?

Ein Osterfest ohne Osterfeuer und Osternachtsfeier – eigentlich undenkbar. Aufgrund des Kontaktverbots und dem Verbot von Gottesdiensten fanden keine Gottesdienste in großer Gemeinschaft statt. In unserem Seelsorgebereich wurden daher die Feiern am Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht in einer Gruppe von vier Personen gefeiert und in einem Livestream über unsere Internetseite übertragen. Auch wenn die Feiern mit viel Engagement vorbereitet wurden, fehlte doch dem Mitfeiernden am Bildschirm die persönliche Begegnung. Eine kleine Brücke haben die Messdiener einer Gemeinde geschlagen, indem sie Ostergrüße und Osterkerzen zu den Menschen nach Hause brachten

Andreas WürbelWas machst Du denn sonst noch in der wenigen freien Zeit, die neben der Arbeit in der Akademie und dem Ehrenamt noch bleibt?

Es gibt zwei Bereiche, in denen ich mich in meiner Freizeit gerne engagiere. Das sind die Musik und das Fotografieren. Seit meiner Jugend spiele ich Kirchenorgel und helfe gerne in unseren Kirchengemeinden aus, wenn kein hauptamtlicher Organist zur Verfügung steht. Auch an den Ostertagen wäre ich im Einsatz gewesen. Zum anderen habe ich eine große Leidenschaft für das Neue Geistliche Lied. Geprägt durch die Zeit in Jugendband und Jugendchor vor vielen Jahren gestalte ich auch heute noch mit dem Familienorchester am E-Piano Gottesdienste in unserer Gemeinde. Eine andere Leidenschaft gilt dem Fotografieren, aber dafür bleibt meist nur Zeit in den Ferien.

Andreas Würbel

In der Thomas-Morus-Akademie mussten viele Deiner Veranstaltungen abgesagt oder verschoben werden, z.B. eine große Fachtagung in Kooperation mit dem Bund Deutscher Kriminalbeamter oder auch Orgelkonzerte im Rahmen des Festivals OrgelKultur. Worauf freust Du Dich am meisten, wenn Du wieder Veranstaltungen durchführen darfst?

Am meisten freue ich mich wieder auf die Begegnung mit dem Gästen und Kunden der Thomas-Morus-Akademie. Ob es die Kriminalbeamten oder Notfallseelsorger gewesen wären, mit denen es einen intensiven fachlichen Austausch gegeben hätte oder mit den Gästen, die am Festival Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis teilgenommen hätten … immer wäre es bei der Arbeit darum gegangen, Möglichkeiten des Dialogs und der Begegnung zu schaffen. Die Fachtagung mit dem Bund Deutscher Kriminalbeamter und dem Evangelischen Militärpfarramt werden wir auf das kommende Jahr verschieben. Das Festival Orgelkultur, das im Beethovenjubiläumsjahr angesetzt war und zu dem zehn Konzerte, acht Orgelexkursionen, ein Orgelerlebnis für Grundschulkinder und ein OrgelCamp für Nachwuchsorganisten gehören, leidet unter der Corona-Pandemie sehr, weil zahlreiche Veranstaltungen im 1. Halbjahr 2020 abgesagt werden mussten. Wir gehen im Moment aber davon aus, dass wir die Veranstaltungen auf neue Termine im Herbst 2020 und Frühjahr 2021 verschieben können. Und darauf freue ich mich wirklich sehr!

Lieber Andreas, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Ich wünsche Dir weiterhin gute Ideen für Deine Gemeinde und viele Engagierte, die diese umsetzen.

Bilder: Andreas Würbel

25. April 2020 || Beitrag von Anne Pesch, Akademiereferentin für Öffentlichkeitsarbeit