Wer schon fasten muss, soll wenigstens gut essen!

Fasten ist eine spirituelle Haltung, die der Vorbereitung auf eine Heilige Zeit dient. Freiwillig verzichtet man auf bestimmte Nahrungsmittel, um sich für dieses Ereignis körperlich und geistig vorzubereiten – und deshalb ist das Fasten nicht mit einer Diät oder einem Schlankhungern zu verwechseln. Sich bewusst auf etwas vorbereiten, seinen Lebensstil umkehren und neu am Wort Gottes ausrichten: diese Bedeutung verrät schon die Wurzel des Wortes Fasten. Das mittelhochdeutsche Wort „vasten“ meint im Gotischen nämlich „festhalten, beobachten, bewachen”. Von Aschermittwoch bis Ostern dauert die österliche Fastenzeit mit ihrer traditionellen Regel: nur eine volle Mahlzeit pro Tag und zwei kleine Stärkungen. Vor allem das Mittelalter hatte außerordentlich strenge Fastenregeln, denn verboten waren alle Fleisch- und Milchprodukte wie Milch, Käse, Butter und besonders Eier, die als „flüssiges Fleisch” galten. Seit jeher haben die Fastenregeln deshalb die Fantasie der Menschen zu kleinen Fluchten angeregt, um das Fasten, wenn schon nicht zu einem kulinarischen Ereignis, dann aber doch zu einer erträglichen Zeit werden zu lassen. So machte sich im 9. Jahrhundert der Abt des Klosters Fulda mit einer eigenwilligen Auslegung der Schöpfungsgeschichte zu Nutze, dass der Verzehr von Geflügel in den Regeln nicht explizit verboten war: Da Vögel und Fische am selben Tag geschaffen worden seien, galt ihm Geflügel als Fisch und durfte somit gegessen werden. Der Biber wurde wegen seines schuppigen Schwanzes und trotz seiner vier Füße und seines Pelzes zum Fisch erklärt. Auch die Maultasche wurde der Legende nach während der Fastenzeit erfunden: das Fleisch wird vor Gott im Nudelteig versteckt – folgerichtig heißt die Maultasche im Volksmund „Herrgottsbscheißerle“. Diese und andere Traditionen und Brauchtümer der Fastenzeit, sowie Symbole und Rituale zur Vorbereitung auf Ostern erläutert Professor Dr. Manfred Becker-Huberti.

Vom Sinn der „leeren Schüsseln“ – Fasten

Die Vorbereitungszeit auf Ostern ist als Fastenzeit bekannt. Fasten – das kennt wohl jeder. Doch was ist das Besondere, der tiefere Sinn, der christlichen Fastenzeit? Welche weiteren Namen hat sie? Welche Bräuche kommen in ihr vor? Brauchtum und Geschichten zur Fastenzeit finden Sie hier.

25. März 2021 || ein Beitrag von Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti

Der Theologe Manfred Becker-Huberti war von 1991 bis 2006 Pressesprecher des Erzbistums Köln. Seit 2007 ist er Honorarprofessor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Er forscht zu religiösem Brauchtum, Heiligen und der Heiligenverehrung speziell im Rheinland.