La France en Pâtisserie

In diesem Jahr haben wir auf Vieles verzichten müssen. Auf Umarmungen, die wir alle hin und wieder brauchen, auf den Besuch einer Ausstellung, die unser Leben ein bisschen heller macht, auf den Restaurantbesuch, von dem man noch lange zehrt und natürlich – auf den Urlaub!

Denn was inspiriert uns mehr als das Reisen? Nichts lädt unsere geistigen Batterien so schnell und nachhaltig auf wie ein Ortswechsel. Was gibt es Schöneres, als eine neue Umgebung zu erkunden oder eine altbekannte wiederzuentdecken.

In den vergangenen 15 Jahren habe ich mein geliebtes Frankreich ganz systematisch erkundet. Von der Normandie bis zum Mittelmeer, vom Jura bis zur spanischen Grenze bereiste ich das Land, das die europäische Küche wie kein anderes geprägt hat. Und in 2020, das war der Plan, sollte diese Tour de France mit einer Reise an die Côte d’Azur zu Ende gehen.

Dann kam alles anders und ich blieb zuhause. Weil aber – Corona hin oder her – ein Sommer ohne Frankreich kein Sommer ist, konzipierte ich eine Ersatzreise, nicht auf dem heimischen Balkon, sondern am eigenen Herd.

14 Tage lang widmete ich mich jeden Tag einer französischen Gebäckspezialität, angefangen mit dem Proustschen Madeleine, über den Gâteau Nantais und das legendenumwobene Paris-Brest bis hin zu kaum bekannten Traditionen wie den Rousquilles aus dem Roussillon.

Im Ofen und am Schreibtisch entstand auf diese Weise eine unterhaltsame und lehrreiche Sammlung von Texten zu einem ganz verführerischen Thema.

Aber weil in schwierigen Zeiten die Kooperation mit anderen Menschen das beste Mittel gegen Verdrießlichkeit ist, wuchs die Reisegesellschaft im Nu.

Die Fotografin Jennifer Braun setzte die Backwerke elegant im Stil der 1970er Jahre in Szene. Die Wirtschaftshistorikerin Esther H. Arens beleuchtete den geschichtlichen Hintergrund von Vanille, Zuckerrohr und Orangenblüte, die Sommelière Valentine Mühlberger empfahl die passenden Weine und die Journalistin und Pâtissière Julia Floß berichtete von ihren Erfahrungen mit Canéles, Macarons und Co. in der Spitzengastronomie.

Nach dem Ende der Reise war klar, dass es dabei nicht bleiben sollte. So schuf die Kommunikationsdesignerin Monika Koch schließlich aus der Fülle des Materials ein bezauberndes Buch mit dem Titel LA FRANCE EN PÂTISSERIE.

Und auch bei der Drucklegung geht das Team neue Wege. Gedruckt wird in einem regionalen, handwerklichen Betrieb in zweiter Generation – der Druckerei Erdtmann der Schwestern Stephanie Köhler und Kirsten Erdtmann in Herzogenrath bei Aachen.

Umgesetzt wird das Projekt über das sogenannte „Crowdfunding“, Neudeutsch für die Finanzierung eines Projekts durch viele Menschen, die als Gruppe – gemeinsam, aber ohne sich zu kennen – ein Ziel verfolgen: Man kann auch im Sessel oder auf dem Sofa verreisen. Kreuz und quer durch Frankreich, von Gebäck zu Gebäck.

Weitere Informationen zum Crowdfunding und die Möglichkeit zur Unterstützen des Projektes finden Sie noch neun Tage hier.

Bildnachweis:
Johannes Arens: © Franzi Klein
Beitragsbild: © Jennifer Braun

9. Dezember 2020 || ein Beitrag von Johannes J. Arens, Referent bei den „Kulinarischen Streifzügen“ der Akademie. Er arbeitet als Journalist und Autor.