Ich packe meinen Koffer mit…
Lieber Herr Kopp, bei der Vorbereitung zu diesem Interview habe ich mit großer Freude festgestellt, dass wir dieses Jahr ein rundes Jubiläum mit Ihnen feiern dürfen: Ihren ersten „Auftritt“ in der Thomas-Morus-Akademie hatten Sie am 16. Juni 2001 im Rahmen der „Neuen Horizonte“.
Blicken wir also auf bewegte 20 Jahre zurück: Syrien, Jordanien, Israel, Iran – Sie sind unser „Nahost-Experte“. In einem unserer letzten Gespräche antworteten Sie auf die Frage, ob man gewisse „Schurkenstaaten“ wirklich bereisen sollte, mit dem Satz: „Wir müssen es sogar tun.“ Das hat mich beeindruckt.
Wenn wir uns beim Reisen nur auf die Ziele konzentrieren, wo alles politisch korrekt ist, ist das zu wenig. Natürlich muss man abwägen: Eine Reise in einen Schurkenstaat ist letztlich wirtschaftlich auch eine Unterstützung für den Staat. Aber auf der anderen Seite kann ich mir nur ein realistisches Bild vom Staat machen, wenn ich dahinfahre. Die Thomas-Morus-Akademie ist ja bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs viele Male mit mir in Syrien gewesen. Man kann nicht sagen, dass das Land eine parlamentarische Demokratie unter Bahar al-Assad ist. Aber um so wichtiger war es, dass die Thomas-Morus-Akademie die Schönheit des Landes, die kulturellen Reichtümer, die wunderbaren Menschen und vor allem auch die politischen Realitäten – durch viele interessante Gesprächspartner – kennenlernt.
Sie sind aber ja nicht nur unser Nahost- sondern auch unser Rom-Experte. Im Oktober diesen Jahres durften wir nach langer Zeit endlich noch einmal zu einer Ferienakademie nach Rom aufbrechen. Gibt es für einen Besuch in der Ewigen Stadt noch echte Geheimtipps, die Sie unseren Leserinnen und Lesern verraten würden? Sie haben dort schließlich auch studiert.
Rom ist auf Schritt und Tritt ein Geheimtipp. Ich versuche immer abseits der großen Straßen und Touristenströme zu gehen, in die Gassen, um Überraschendes zu entdecken. Das machen wir so auch mit der Thomas-Morus-Akademie seit vielen Jahren. Natürlich gehören zu den Reisen auch die Klassiker in Rom – aber unsere Wege durch verschlungene Korridore in Katakomben oder wie erst vor wenigen Wochen durch die aktuellen Ausgrabungen unterhalb der Piazza Navona sind schon Besonderheiten, von denen es viele in Rom zu entdecken gibt.
Apropos Vatikan: im März diesen Jahres trat Papst Franziskus als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche eine Reise in den Irak an. Weder Krieg noch Corona konnten ihn abhalten. Haben Sie noch einen Überblick, bei wie vielen Papstreisen Sie mitgewirkt haben? Welche Momente sind Ihnen dabei in besonderer Erinnerung geblieben?
Es ging für mich ja immer vor allem um die mediale Begleitung der Papstreisen – da kann man manchen inhaltlichen Akzent setzen. Die erste Reise war für mich 1996 nach Tunesien, dann folgten viele weitere wie der Libanon, Israel, Palästina, Jordanien, Syrien, die Türkei. Es ist schon eindrucksvoll, dass auch Papst Franziskus diese Strapazen auf sich nimmt. Und ihm gelingt Großartiges: die christliche Minderheit in diesen Ländern vor Ort zu unterstützen und gleichzeitig die gesellschaftliche Relevanz der Kirche in den Ländern auf der politischen Ebene zu verdeutlichen. Unvergessen bleibt für mich die großartige ökumenische Geste 2014, als Papst Franziskus mit dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., gemeinsam, Hand in Hand, in die Grabeskirche zu Jerusalem gingen, um dort zu beten. Dichter und schöner kann man sich Ökumene kaum vorstellen.
Nehmen wir mal an, Sie könnten – ohne Rücksicht auf Ihren aktuellen Job und die diversen anderen Verpflichtungen – in ein Land Ihrer Wahl auswandern. Wo würde ich Sie zukünftig erreichen und warum?
Option 1: Israel – der Nahe Osten als Schmelztiegel von Religionen und politischen Entwicklungen fasziniert mich seit meiner Jugend. Option 2: Rom – das ist einfach Heimat für mich, nachdem ich dort viele Jahre leben durfte.
Gäbe es dann auch mal Momente, in denen Sie offline sind? Bei Ihnen bekommt die Redewendung „schwieriger zu erreichen, als der Papst“ ja manchmal eine ganz neue Dimension …
Offline? Der Begriff ist mir bekannt und nur dann real, wenn es kein Netz für das Mobiltelefon gibt.
Zum guten Schluss möchte ich natürlich auch von Ihnen wissen: welches Utensil darf im Gepäck von Herrn Kopp niemals fehlen?
Das Ladekabel für Telefon und Laptop und ein gutes Buch.
Ich bedanke mich für das nette Gespräch!
Unterwegs mit Matthias Kopp in 2022
6. bis 10. April 2022 (Mi.-So.)
Roma splendida – Roma sotteranea
Glänzendes Rom – unterirdisches Rom
Ferienakademie
18. bis 26. Juli 2022 (Mo.-Di.)
Im Land der tausend Türme
Georgien: Von Tiflis in den Großen Kaukasus
Ferienakademie
18. November 2021 || das Gespräch führte Sandra Gilles, Teamleiterin im Referat Ferienakademien
Matthias Kopp begleitete im Jahr 2000 Papst Johannes Paul II. ins Heilige Land, ebenso wie 2009 Papst Benedikt XVI. sowie im Jahr 2014 Papst Franziskus. Der Theologe, Archäologe und Journalist ist seit 2009 Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz.
Matthias Kopp ist Referent bei der Matinee am Sonntag, 21. November 2021.
Unterwegs mit dem Heiligen Vater
Berichte von Reisen in schwieriger Mission