Acht Minuten und 46 Sekunden
So lange wurde George Floyd auf einer Straße in Minneapolis niedergestreckt, das Knie eines Polizisten im Nacken. In Folge dieser Polizeigewalt starb George Floyd noch am Tatort, ohne dass die anderen am Einsatz beteiligten Polizisten eingegriffen hätten. Auch wenn es möglicherweise länger als diese acht Minuten und 46 Sekunden dauert, diese Zeilen zu lesen und die verlinkten Videos anzusehen, möchten wir diesen Beitrag einem in Deutschland bislang als wenig relevant betrachteten Thema widmen. In dem Versuch der Aufforderung „Redet nicht über uns, sondern mit uns“ nachzukommen haben wir für Sie einige Statements der letzten Tage zusammengestellt, in der von Rassismus betroffene Personen selbst zu Wort kommen.
Für Die Zeit haben Vanessa Vu, Amna Franzke und Hasan Gökkaya „20 Empfehlungen, um weniger rassistisch zu sein“ zusammengetragen, die Sie hier nachlesen können.
„Herzlich willkommen zum Brennpunkt im ersten deutschen weißen Fernsehen“, so werden die Zuschauerinnen und Zuschauer von Moderatorin Shary Reeves begrüßt. Die Moderatorin Carolin Kebekus weist zuvor darauf hin, dass es zu einfach sei, das Problem als ein amerikanisches darzustellen, denn „Rassismus tötet auch in Deutschland“. Da bisher zu dem Thema kein Brennpunkt gesendet wurde, widmet sie ihren Sendeplatz denjenigen, die über Rassismus berichten können: nichtweiße Menschen.
Aminata Touré ist eine deutsche Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen. Sie ist seit August 2019 Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Dort hielt sie am 11. Mai dieses Jahres die Rede „Für Demokratie – gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Terror“, in der sie daran erinnert, dass die Anschläge in Hanau in Deutschland kein Einzelfall waren. Sie kritisiert, dass politische Entscheidungsträger*innen oftmals eine offene Diskussion über Rassismus in Deutschland verweigerten; „Wir müssen in unserer Gesellschaft ein ernsthaftes Gespräch führen und festhalten, dass es Rassismus gibt. Wir müssen auch aufhören Rechtsextremismus und Rassismus synonym zu verwenden“.
Der Film „I am not your Negro“ gilt als Meisterwerk des jüngeren politischen Kinos. Aus Sicht des amerikanischen Schriftstellers James Baldwin schildert der Film die Ermordung der afroamerikanischen Bürgerrechtler Malcolm X, Martin Luther King und Medgar Evers, mit denen Baldwin befreundet war. Der Film befasst sich darüber hinaus mit grundsätzlichen Fragen afroamerikanischer Identität.
Er ist einerseits eine eindrückliche Analyse der Repräsentation von Afro-Amerikaner*innen in der US-Kulturgeschichte und versteht es andererseits, über eine kraftvolle visuelle Sprache die Aktualität von Themen wie dem institutionellen oder Alltagsrassismus herauszustellen. Sie können den Film beispielsweise kostenfrei und auf Deutsch in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung ansehen.
Bilder: Unsplash, gemeinfrei
Quelle „I am not your Negro“: Bundeszentrale für politische Bildung.
6. Juni 2020 || ein Beitrag von Julia Steinkamp, Politikwissenschaftlerin und Mitarbeiterin Festival Orgelkultur