Vermeer pur
Die Kanonade von Vermeer
Mehr Vermeer war nie. Und wird sobald auch nicht mehr sein. Das Rijksmuseum Amsterdam hat es geschafft, 28 der weltweit 37 Werke des Malers Jan Vermeer (1632 – 1675) in „der größten Werkschau aller Zeiten“ (Eigenwerbung des Museums) zu versammeln. Alle Gemälde aus niederländischen Museen sind vertreten, zuvorderst natürlich die beiden wohl bekanntesten: das Melkmeisje, das im Rijksmuseum beheimatet ist, und das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge aus dem Haager Mauritshuis. Aus deutschen Häusern kommen allein fünf Gemälde, von denen die Briefleserin am offenen Fenster das aufsehenerregendste sein dürfte. Dazu später mehr. Der Louvre entleiht mit der Spitzenklöpplerin ein Bild, das Salvador Dalí für gleichrangig mit Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle hielt – obwohl es nicht einmal die Größe eines DIN A4-Blatts hat. Von den britischen Inseln kommen vier Werke, darunter das vermutlich älteste, definitiv aber flächenmäßig größte, das den Besuch Jesu bei den Schwestern von Bethanien zeigt. Die weltweit umfangreichste Vermeer-Kollektion im New Yorker Metropolitan Museum of Art hat unter anderem die „Allegorie des Glaubens“ aus dem Spätwerk entsandt. Auch die National Gallery of Art in Washington DC, die Frick Collection und die Leiden Collection haben Vermeers über den Atlantik geschickt. Und dann ist da noch die heilige Praxedis, die eigens aus Tokio angereist ist.
Jetzt oder nie
Es ist die schiere Zahl der Werke, die diese Schau zu einem Kulturereignis ersten Ranges macht. Die Leitung des Rijksmuseums befeuert das weltweit gigantische Interesse. So erklärte Museumsdirektor Taco Dibbits: „Es ist jetzt oder nie“ – ein einzigartiges Gelegenheitsfenster, das sich für kurze Zeit öffnen und dann für immer schließen wird. Schon im April wird das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge nach den Haag zurückkehren, bevor im Juni die Versammlung aufgelöst wird und auch die übrigen Damen und wenigen Herren ihren Heimweg antreten. Dann werden die Vermeers wieder über den Erdball verteilt sein. Kein Wunder also, dass die 450.000 Tickets innerhalb weniger Tage verkauft waren, und der Server des Museums gelegentlich unter dem Ansturm der Interessierten zusammenbrach. Wer ein Entréebillet zu dieser Kanonade von Vermeer ergattern konnte, wird von sich sagen können, er sei dabei gewesen.
Den Zuschlag bekommen – wie es den Gesetzen des Marktes und der demokratischen Gesellschaft entspricht – nicht nur Kunstexperten. Niemand muss auch nur rudimentäre Kenntnisse nachweisen. Ich zum Beispiel hatte einfach Glück. An einem schönen Tag Mitte Februar, die Ausstellung galt bereits als ausverkauft, schaute ich interessehalber auf der Internetseite des Rijksmuseums vorbei und stellte ungläubig fest, dass Tickets für die Sonderausstellung angeboten wurden. Gerade erst hatte ich für wenig Geld die Museumskarte der Niederlande erworben, die mir freien Eintritt zu über 450 Museen des kleinen Landes verschafft. Nun sollte ich zum lächerlichen Aufpreis von zehn Euro ein Ticket für die vermutlich aufsehenerregendste Kunstausstellung des Jahres kaufen können? Ich konnte es kaum fassen. Noch am Tag darauf prüfte ich nach, ob ich nicht irgendeinem Schwindel auf den Leim gegangen war.
Am Morgen des 4. März stehe ich dann in einer Schlange vor dem Eingang des Rijksmuseums. Zwischen 10:30 Uhr und 10:45 Uhr muss ich mich hier einfinden. Wieder so ein kleines Zeitfenster, wieder Jetzt oder Nie. Gott sei Dank wurden Bahnen und Busse nicht bestreikt.
Nur Meisterwerke
Die kurze Wartezeit genügt, um noch einmal mein Vorwissen zu mobilisieren. Zwei Begegnungen fallen mir ein: Ganz am Ende meiner Schulzeit fragten wir unseren Kunstlehrer, ob es denn einen Maler gebe, der durchweg Meisterwerke produziert habe. Ohne lange nachzudenken, nannte der Lehrer den Namen Vermeer und fügte dann hinzu, dass es von dem aber auch keine 40 Werke gebe. Vermeer?? Den kannte keiner von uns. Nicht einmal der großartige Unterricht des in diesem Blog bereits erwähnten Herrn T. hatte uns mit dem Meister aus Delft bekannt gemacht. Das Erlebnis blieb im Gedächtnis, aber folgenlos.
Zwanzig Jahre später führte in einer entlegenen Pilgerherberge auf dem Jakobsweg die Abbildung der Dienstmagd mit Milchkrug zu einem Gespräch über Kunst und Leben. Es ging damals aber vor allem darum, wer neben Scarlett Johansson die männliche Hauptrolle in dem Hollywood-Streifen „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ gespielt hatte. Immerhin muss ich in den zwei Jahrzehnten gelernt haben, dass Dienstmagd und Perlenohrring Geschöpfe desselben Künstlers, eben jenes Jan Vermeer waren und daher als Meisterwerke zu gelten hatten. Ich kann mich aber nicht erinnern, bei einem Museumsbesuch einmal einen Vermeer gesehen zu haben, obwohl ich ihnen in Amsterdam und Dublin begegnet sein muss. Nicht einmal die Magd mit dem Krug hat also einen besonderen Eindruck hinterlassen. Warum, so frage ich mich nun, der gigantische Trubel um diesen Maler? Was macht diesen Mann des 17. Jahrhunderts so einzigartig, dass fast 350 Jahre nach seinem Tod Menschen von überall her anreisen, um seine Werke zu betrachten? Dieser Frage will ich bei meinem Besuch nachgehen.
Das schönste Gemälde der Welt
Die Ausstellung beginnt mit einer Verortung. Und was für einer! Die großformatige Ansicht seiner Heimatstadt Delft, die Vermeer um 1660 malte, galt Marcel Proust als schönstes Gemälde der Welt. In seiner „Suche nach der verlorenen Zeit“ lässt Proust die Romanfigur Bergotte nach der intensiven Betrachtung einer gelben Mauerecke im Stadtpanorama an einem Herzinfarkt sterben. Doch diese Mauerecke gibt es in dem Bild gar nicht! Proust, der selbst nach einer Begegnung mit dem Bild im Pariser Jeu de Paume, einen Schwächeanfall erlitt, muss sie sich ausgedacht haben. Vermeer ist daran unschuldig, sein Bild auch ohne gelbe Mauerecke wunderbar. Wie er das Spiel der Wolken am Himmel einfängt und genau jenen Moment zeigt, in dem die Sonne durchbricht! Dazu die majestätische Ruhe des Wassers, in dem sich die Gebäude der reichen Stadt spiegeln und auf dem die mächtigen Kähne nahezu lautlos zu gleiten scheinen.
Das Panorama ist eine von nur zwei Außenansichten im erhaltenen Oeuvre des Malers. Die zweite, bekannt geworden als „Het straatje“ („das Sträßchen“), hängt in der Ausstellung direkt daneben. Hier zoomt Vermeer gewissermaßen in das Gewimmel der Straßen und Gassen seiner Heimatstadt und führt uns hinein in ihr Leben. Obwohl: Von dem Treiben, das dort geherrscht haben muss, ist hier nichts zu sehen. Nur drei Jahre nach der als Delfter Donnerschlag bekannten Explosion eines Pulverturms, die noch auf der 150 Kilometer entfernten Insel Texel zu hören gewesen sein soll, schafft Vermeer eine einzigartige Stimmung der Ruhe und Konzentration. Die können selbst die Besuchermassen nicht stören, die sich um jedes der Bilder drängen. Oft sieht man erst einmal nur Hinterköpfe und die unvermeidlich zum Fotografieren gezückten Mobiltelefone, bis man endlich in die vorderste Reihe vorgedrungen ist. Doch dann ist man unweigerlich „drin“ in der Vermeer-Welt.
Das komplette Frühwerk
Nachdem nun der Ort definiert ist, an dem Vermeer gelebt und gearbeitet hat, folgt die Ausstellung einer eher losen Chronologie. Das (schmale) Frühwerk ist noch ganz der Historienmalerei verpflichtet: Im Kreis ihrer Gefährtinnen lässt sich Jagdgöttin Diana ihre Füße von einer Nymphe waschen, und die heilige Praxedis presst das Blut christlicher Märtyrer aus einem Schwamm. Höhepunkt der kurzen Reihe ist der Besuch Jesu bei den Schwestern von Bethanien. Hier erstaunt die lässige Körperhaltung des Gottessohns und sein freundlicher Blick auf die geschäftige Martha, aus dem keinerlei Zurechtweisung spricht. Kannte der zum Katholizismus konvertierte Vermeer Meister Eckharts eigenwillige Deutung dieser Bibelstelle?
Im selben Raum markiert dann das in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister beheimatete „Bei der Kupplerin“ (1656) den Übergang zur Genremalerei. Hier kann man den Faltenwurf von Gewändern und Teppichen bewundern, die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der verschiedenen Stoffe. Aber erstaunlich ist die so unterschiedliche Schärfe der Darstellung: Eine Kanne am Bildrand malt Vermeer so gestochen scharf, dass sie aus dem Gemälde herauszuspringen scheint. Die Gesichter der vier Personen sind dagegen seltsam verschwommen. Dennoch macht die verschlagene Visage der alten Kupplerin Eindruck: Sie scheint den Freier zu ermuntern und sich schon begierig auf den erwarteten Umsatz zu freuen. Ich frage mich, warum man diesem in der niederländischen Genremalerei beliebten Sujet solche Aufmerksamkeit widmete. Dem entspräche heute wohl eine großflächige Darstellung osteuropäischer Straßenprostituierter und ihrer Freier…
Typisch Vermeer
Im folgenden Raum begegnet man dann endlich einem „typischen“ Vermeer, nämlich der bereits erwähnten Briefleserin am offenen Fenster. Hier ist nun erstmals alles vorhanden, was einen Vermeer landläufig ausmachen dürfte: eine enge Kammer, links ein Fenster, vor dem eine einzige weibliche Person einer stillen Tätigkeit nachgeht, dahinter eine schmucklose graue Wand. Doch halt: Auf dieser Wand prangt hier ein großes Bild-im-Bild, das den römischen Liebesgott Amor/Cupido zeigt. Dieses ist allerdings erst seit Kurzem dort zu sehen. Die Existenz des übermalten Bildbestandteils wurde zwar bereits Ende der 1970er Jahre mit Röntgenaufnahmen festgestellt. Aber erst spätere Forschungen erbrachten den Nachweis, dass die Cupido-Darstellung von Vermeer selbst stammte, die Übermalung hingegen erst im 18. Jahrhundert, also lange nach Vermeers Tod, vorgenommen worden war. Daher entschied man sich, die ursprüngliche Darstellung im Rahmen einer umfassenden Renovierung wieder herzustellen. Seit dem 10. September 2021 liest die junge Frau ihren Brief nun also wieder vor der ziemlich dominierenden Darstellung des Liebesgottes. Keine Frage: Dieser eindeutige erotische Verweis verändert die Wahrnehmung des Bildes und seines Bedeutungsgehalts grundlegend. Ob zum Besseren, ist indes durchaus fraglich. Ohne den nackten Schmerbauch des feisten Cupido war die Komposition ruhiger, konzentrierter, kurzum „vermeeriger“.
Faltenwurf und Weidezaun
Völlig unbestritten ist indes auch hier die meisterliche Darstellung von Oberflächen, Texturen und Reflexionen. Vermutlich werden viele Besucher vor allem das darin zum Ausdruck kommende handwerkliche Können Vermeers bewundern, so dass hier ein guter Teil der Antwort auf meine Frage nach den Gründen für die Sogwirkung Vermeers liegen dürfte. Doch so sehr ich diese Begeisterung nachvollziehen kann, so unweigerlich muss ich dabei an meinen Großvater denken, für den der wie echt wirkende Stacheldraht auf dem Ölgemälde einer niederrheinischen Kuhweide den Höhepunkt künstlerischen Schaffens darstellte. Was unterscheidet unsere heutige Begeisterung für die Kunstfertigkeit, mit der Vermeer den Faltenwurf eines Mantels oder die Reflexionen auf einem Glas abbildete, von derjenigen meines Großvaters für den perfekt gemalten Weidezaun?
Dabei sollte man auch berücksichtigen, dass es unter Kunsthistorikern eine durchaus lebhafte Kontroverse darüber gibt, inwiefern Vermeer technische Hilfsmittel wie die camera obscura zur Hilfe nahm. Auch hat der amerikanische Unternehmer Tim Jennison mit seinem, in einem Dokumentarfilm festgehaltenen, irrwitzigen Versuch, Vermeers Bild Die Musikstunde nachzumalen, für Aufsehen gesorgt. Mithilfe einer recht einfachen Apparatur aus zwei Spiegeln gelang es Jennison, der über keinerlei malerische Ausbildung oder Erfahrung verfügte, innerhalb von gut drei Monaten eine erstaunliche Kopie des Bildes anzufertigen. Wenngleich Kritiker Jennisons Werk als Totgeburt bezeichnet haben, so stellt sein Projekt doch deutlich die Frage, welche Bedeutung wir technischer Meisterschaft zubilligen sollten.
Eine stille Welt
Nur ist es eben nicht allein und nicht zuvorderst das handwerkliche Können, das Vermeer zu einem herausragenden Künstler macht. Das belegen etwa die nachweislich von ihm selbst vorgenommenen Übermalungen, etwa im Bild der Milchmagd. Hier hat Vermeer nachträglich die Darstellung von Küchenutensilien an der Rückwand entfernt, um die Ruhe der Komposition zu steigern. Wäre es ihm allein um den Ausweis seines technischen Könnens gegangen, hätte er das wohl nicht gemacht. Doch so erreicht Vermeer einen Effekt, den auch Museumsdirektor Dibbits hervorhebt: „Vermeer entführt uns in eine in sich gekehrte stille Welt“.
Hier scheint mir nach der Betrachtung der vielen lesenden, schreibenden und musizierenden Frauen (und wenigen Männer) tatsächlich ein Schlüssel zur Vermeer-Begeisterung zu liegen. Immer wieder ist hervorgehoben worden, dass es in Vermeers Haushalt mitsamt Kindern, Dienstpersonal und Besuchern wohl kaum je so still und beschaulich zugegangen sein dürfte wie in seinen Bildern. Ja eben drum, möchte man da rufen! Vielleicht hat Vermeer gerade deshalb eine fast meditative Atmosphäre heraufbeschworen, als Gegenwelt zum Lärm und Trubel im eigenen Leben. So kann es auch nicht verwundern, dass Vermeer just in der Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wird, als die Industrialisierung mit ihren Fabriken, Eisenbahnen und beengten Elendsquartieren eine ungekannte Betriebsamkeit entfesselte.
Jetzt und Ewigkeit
Und so ist dann wohl auch zu erklären, dass sich Menschen im Zeitalter des medialen Dauerfeuers, des rastlosen Reisens und der völlig entgrenzten Kommunikations- und Konsumbeziehungen nach jener Einfachheit und Ruhe sehnen, die Vermeers Bilder auszeichnen. Anstatt flirrender Belanglosigkeitskaskaden in virtuellen Chats und Threads einen echten Brief im Morgensonnenschein lesen! Vor dem andauernden Piepen und Klingeln, Hupen und Plärren in eine ruhige Stube fliehen! Und ja, auch dies: Das Glück und die Erfüllung nicht in der Ferne, im Extremen und Exotischen suchen, sondern in der meditativen Hingabe an das Naheliegende und Alltägliche finden. Wenn Hanno Rauterberg Vermeer in der ZEIT als „Gigant des Jetzt“ und Andreas Kilb ihn in der FAZ als „Maler der Ewigkeit“ preist, dann bringen diese scheinbar gegensätzlichen Charakterisierungen auch das allgegenwärtige Verlangen nach Achtsamkeit zum Ausdruck: Wer es vermag, ganz im Jetzt zu sein, kann dort Ewigkeit erfahren. Davon vermitteln die Werke Vermeers einen Geschmack.
Vermeer pur
Enträtselt dies die Sphinx von Delft? Nein. Das wird wohl auch nicht möglich sein. Selbst der große Kunsthistoriker Ernst Gombrich musste vor der Dienstmagd mit dem Milchkrug bekennen: „Man kann eigentlich nicht sagen, was ein so schlichtes, anspruchsloses Bild zu einem der größten Meisterwerke aller Zeiten macht“. Gleiches gilt für die enigmatische Schönheit mit dem Perlenohrring, der eher eine silberne oder gläserne Kugel ist. Was macht ihren Reiz aus, der über alle Moden und kurzlebigen Schönheitsideale der letzten Jahrzehnte erhaben zu sein scheint? So recht lässt sich dies nicht in Worte fassen. Es bleibt ein Rätsel.
Dieses aufzulösen, Vermeer zu entschlüsseln, scheint indes gar nicht das Ziel der Amsterdamer Schau zu sein. Sie bietet Vermeer pur, zeigt kein einziges Werk eines anderen Künstlers. Das ist verzeihlich und verständlich, grenzt doch die Versammlung dieser vielen Werke in einer Ausstellung an ein Wunder, wie immer wieder betont worden ist. Aber sie entreißt den Maler eben auch seinem Kontext. Vermeer wird so zum Genie im luftleeren Raum, ohne Davor und Danach und Daneben. Wie spannend wäre es gewesen, wenn man neben Vermeers „Sträßchen“ Pieter de Hoochs „Innenhof eines Hauses in Delft“ hätte sehen können, das im gleichen Jahr entstand.
Aus der National Gallery in London hätte man es wohl auch ausleihen können.
Und wäre es nicht eindrücklich gewesen, wenn man Vermeers Briefleserinnen und Briefschreiberinnen mit Gabriel Metsus Dame beim Lesen eines Briefes von 1665 hätte vergleichen können?
Die Ausstellung schließt mit Vermeers späten, allegorischen Bildern, die in gewisser Hinsicht zum Anfang seines Schaffens zurückführen. So wird Vermeer zu einem in sich geschlossenen Kosmos, der sich selbst genügt. Danach kommt nichts mehr. Wie interessant wäre es gewesen, im letzten Raum noch einen Blick auf die Wirkung Vermeers zu erhalten, etwa auf Salvador Dalís Adaptionen ausgewählter Vermeer-Werke oder auf den Fotorealismus eines Gerhard Richter, auf das Wandgemälde „Mädchen mit dem durchbohrten Trommelfell“ des britischen Streetart-Künstlers Banksy oder vielleicht auch auf Marcel Prousts Erfindung des kleinen Mauerstücks in der Stadtansicht von Delft.
Aber angesichts der Begeisterung, die die Schau allenthalben hervorruft, verbietet sich solche Krittelei wohl. So verlasse ich die heiligen Hallen dankbar – und freue mich auf ein Wiedersehen mit der Dienstmagd oder dem Mädchen mit dem Perlenohrring, irgendwann und in Ruhe.
Bildnachweis:
Titelbild, Bilder 1 und 3: Matthias Lehnert
Bilder 2, 4, 5, 7, 8, 10,11: Johannes Vermeer, Public domain, via Wikimedia Commons
Bild 6: Johannes Vermeer, Girl Reading a Letter at the Open Window, 1657-59. Condition after restoration.© Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Photo: Wolfgang Kreische
Bild 9: Pieter de Hooch – The Courtyard of a House in Delft © The National Gallery, London, https://www.flickr.com/photos/gandalfsgallery/7034363447
Bild 12: Gabriel Metsu, Public domain, via Wikimedia Commons
20. März 2023|| ein Beitrag von Dr. Matthias Lehnert, Politikwissenschaftler und Volkswirt
Matthias Lehnert war bis Ende Oktober 2022 Referent für den Bereich Forum :PGR in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg. Seit November arbeitet er bei in Amersfoort.