Die Stadt unter dem Vulkan – Pompeji

Pompeji ist das wohl berühmteste Opfer eines antiken Vulkanausbruchs. Jahrhundertelang blieb es unter teilweise 25 Metern Asche und vulkanischem Gestein verborgen, nur von Grabräubern an manchen Stellen angekratzt. Nun ist es ein Ort der Geschichte, des Erinnerns und ein Dauerprojekt der Archäologie.

Allein die Ankunft in der neuen Stadt Pompeji, eine ganz normale kleine Stadt mit typisch süditalienischem Flair und einer beeindruckenden neobarocken Basilika (Basilica della Beata Vergine del Rosario), jagt dem Besucher einen Schauer über den Rücken, denn wenn er den Blick hebt, fällt dieser auf den Berg Vesuv, und so still dieser auch daliegt, so respekteinflößend ist er bis heute.

Die Ankunft an der Ausgrabungsstätte, die Straße dorthin natürlich gesäumt von Ständen, die ihr glitzerndes Allerlei anbieten, ist schlicht. Doch ein paar Schritte in das Gelände hinein (am östlichen Eingang) ist das Amphitheater nur unschwer zu übersehen, ein beeindruckendes Gebäude mit 20000 Plätzen in ziemlich gutem Zustand.

Doch dann – ein hübscher Weg gesäumt von blühendem Oleander führt in Richtung „Il foro“ – biegt der Geschichtsbegeisterte um die Ecke und hält den Atem an. Denn spätestens hier muss sich der Besucher schlagartig in eine andere Zeit versetzt fühlen, in die Zeit vor dem Jahr 79 n. Chr., bevor der verheerende Ausbruch eines Vulkans eine ganze Stadt mit fast 10000 Einwohnern vernichtet hat. Sein berühmtestes Opfer: Plinius der Ältere.

Bereits im Jahr 62, davon geht man heute aus, wurde der Untergang Pompejis eingeläutet. Ein starkes Erdbeben, das große Teile der Stadt zerstörte, hat wohl auch den Schlotpfropfen des Vesuv gelockert, der schließlich im Jahr 79 n. Chr. endgültig nachgab. Plinius der Jüngere wurde Zeuge des Ausbruchs. Ihm verdanken wir eine minutiöse Beschreibung des gesamten Hergangs, zwei Briefe, die Gold wert sind für alle Historiker und Archäologen.

Doch erst im 18. Jahrhundert wurde die Stadt unter dem Vulkan Stück für Stück freigelegt. Eine Aufgabe für Herkules – der übrigens der Legende nach Pompeji gegründet haben soll – die bis heute noch nicht erledigt ist. Aber Schicht für Schicht arbeiten sich die Spezialisten voran. Sie entdecken Wohnhäuser, Höfe und Gärten, befreien Gasthäuser, Straßen und Zebrastreifen, machen Tempel, Thermen und Markplätze wieder zugänglich.

Ein beeindruckendes riesiges Puzzle setzt sich im Laufe der Jahrhunderte wieder zusammen bis hin zu den kleinsten Details, römisch-antiken Wandmalereien und Graffitis. … Und da, wo nichts mehr ist, befindet sich das Herz der in Schutt und Asche liegenden Stadt. Die Fachleute haben es wieder sichtbar gemacht.

Die Körper der dem Vulkan zum Ofer Gefallenen haben in versteinerter Asche Hohlräume hinterlassen. Diese werden vorsichtig ausgefüllt und machen den Menschen wieder sichtbar. Und um den geht es doch. Pompeji ist eine Stadt von Menschen gebaut. Männer, Frauen und Kinder haben dort gelebt, gekämpft und geliebt. So erzählt Pompeji eigentlich nicht die Geschichte des Todes, sondern die Geschichte des Lebens von fast 10000 Menschen.

In den Sommerferien reist Akademiereferentin Judith Graefe mit ihrer Familie durch Italien. Ihre Reise verspricht unvergessliche Erlebnisse von Norden bis Süden. Für den Blog der Akademie schreibt sie von prächtigen Kunstwerken, historischer Spurensuche und unentdeckten Orten. Heute reist sie von Rom nach Süden. Am Golf von Neapel erreicht sie die südlichste Station ihrer Reise: Pompeji.

In unserem Blog können Sie ihre Reise miterleben. Los ging es in Sterzing, weiter nach Pisa, dann nach Rom, zum Schluss über Pompeji zurück ins Rheinland.





Bildnachweise:

Andy Holmes auf Unsplash, gemeinfrei

Das Amphitheater von Pompeji (2020). Bild von Marco Ober via Wikimedia commons (CC BY-SA 4.0)

Ausgrabungsarbeiten am Isis-Tempel, 18. Jahrhundert. Stich nach einem Bild von Pietro Fabris via Wikimedia commons, gemeinfrei

12. August 2022 || ein Beitrag von Judith Graefe, Akademiereferentin Erkundungen