Auf ein Wort mit …  Dagmar Doko Waskönig

Liebe Frau Waskönig, Sie sind Kunsthistorikerin, Zen-Meisterin, buddhistische Lehrerin und Nonne. Ich finde diese Titel sehr interessant und sie laden ein, Sie erst einmal nach Ihrem persönlichen Lebensweg zu fragen.

Wie sind Sie Zen-Meisterin geworden? Was macht eine solche Meisterin? Wo haben Sie Ihre Ausbildung gemacht?

Zen-Meisterin wird man im traditionellen Fall nach vielen Jahren des Übens und der Ausbildung in den Tätigkeiten, die nötig sind, um ein Zen-Kloster zu leiten. Das alles ist etwas, was die Person als Ganze betrifft, vor allem etwas, was man Verwirklichung nennt, was sozusagen in die eigene Natur übergeht oder sie prägt. Und dies muss ein anderer Meister oder eine Meisterin bestätigen, jemanden also für geeignet halten, diese Lehre und Praxis weiterzuführen. In einer mehrstündigen Zeremonie – die sogenannte Transmission des Dharma – wird dies besiegelt. Ich habe lange Jahre in einem Zen-Kloster in Italien und später noch in Japan bei Nishijima Roshi gelernt, dessen eine Nachfolgerin ich wurde.

Sie sind buddhistische Lehrerin und Nonne. Wie haben Sie diesen Weg gefunden? Was hat sie beeinflusst?

Schon als kleines Kind habe ich ein religiöses Bedürfnis gespürt und war dann lange in der christlichen Kirche engagiert, aus der ich später austrat, weil ich die Leidhaftigkeit der Welt nicht mit einem gütigen, eingreifenden Gott verbinden könnte. Jahre später entstand der Wunsch zu meditieren. In einem Buch fand ich die Anleitung zur Zen-Meditation, die ich dann lange Jahre praktizierte. Bereits 1982 gründeten wir eine Gruppe, das spätere Zen Dojo Shobogendo in Hannover, das ich seit 1983 leite. Durch die Begegnungen im Dachverband der deutschen Buddhisten, der Deutschen Buddhistische Union, wuchs meine Neugier, auch die wichtigen anderen buddhistischen Lehrtraditionen näher kennen zu lernen, wodurch ich meinen Horizont sehr ausweiten konnte.

Haben Sie noch Zeit für die Kunsthistorikerin in Ihnen? Womit beschäftigen Sie sich dann am liebsten?

Dafür bleibt natürlich wenig Raum. Aber es freut und interessiert mich, z.B. auf Reisen Kunstdenkmäler zu besuchen oder eine Ausstellung. Und die jeweilige architektonische Umwelt erlebe ich bewusster und interessiert. Auch meine Vorliebe für Buddha-Statuen, die mich inspirieren, gehört dazu. Ab und an hatte ich auch Vorträge zu halten, zum Beispiel über die Entwicklung des Buddha-Bildes in den verschiedenen Ländern. Nicht zuletzt wirkt sich mein ästhetisch geschultes Bewusstsein in der Gestaltung unserer Räume aus.

Der Buddhismus ist eine Weltreligion. Was zeichnet den Buddhismus aus, wie differenziert er sich?

Das ist natürlich ein weites Feld, was im Kurs etwas deutlicher werden soll. Wichtig ist, dass der Buddha-Weg ein Übungsweg ist mit drei Übungsfeldern: dem ethischen Verhalten, der meditativen Sammlung und dem klarsichtigen Erkennen, der Weisheit. Gelassenheit und Friedfertigkeit der intensiv Übenden, sind wohl einige Aspekte, die den Menschen an ihnen öfters auffallen. Auch eine nicht-missionierende Offenheit, die es ermöglichst, hilfreiche Teilaspekte aufzunehmen, obwohl man einer anderen Religion angehört. Inzwischen verbreitet sich dieser Weg mehr und mehr auch im Westen, wobei die Wünsche hiesiger Praktizierender ins Spiel kommen. Dazu wird auch einiges zu sagen sein. Es gibt vier Haupttraditionen mit ihren Schwerpunkten, sie alle basieren aber auf den Essentials, die wir im Kurs kennenlernen werden.

Kennt der Buddhismus eine Grundhaltung wie das Christentum beispielsweise die Nächstenliebe kennt? Welche Grundhaltung macht den Buddhismus aus?

Die Kombination von Mitgefühl und Weisheit wäre da zu nennen, zudem die Bedeutung des rationalen Verstehens der Lehre zusammen mit dem transzendenten Wissen, was natürlich nicht leicht zu verwirklichen ist.

Wie drücken Sie als Buddhistin ihre Religion aus? Welche Rituale werden in Tempeln gepflegt, welche Rituale gibt es im Alltag?

Es gibt verschiedene Rituale, Rezitationen, Gesten, Niederwerfungen, gemeinsames Meditieren, auch Andachten. Auch das Hören der Lehre ist wichtig.

Liebe Frau Waskönig, vielen Dank für das Gespräch mit Ihnen! Ich habe noch viele Fragen, spüre ein großes Interesse an dem, was Sie erzählen und freue mich sehr, dass wir gemeinsam eine Tagung zum Buddhismus machen:

21. bis 22. Oktober 2023 (Sa.-So.)
Der Buddhismus
Eine Schatzkammer der Weisheit
Akademietagung

Das Interview führte Akademiereferentin Karin Dierkes.

Einmal im Monat erscheint „Auf ein Wort mit…“ und stellt interessante und engagierte Personen vor, mit denen die Akademie auf unterschiedliche Weise verbunden ist. Gesprochen wird über Gott und die Welt, über Kunst und Kultur, über Aktuelles aus Gesellschaft und Kirche ….

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1. Oktober 2023 || ein Gespräch mit Dagmar Doko Waskönig, Kunsthistorikerin, Zen-Meisterin, buddhistische Lehrerin und Nonne

Dagmar Doko Waskönig