Wenn die Pandemie den „Lockdown“ auslöst … Einblicke in die Arbeit einer Krisenmanagerin
Andrea Walraven-Thissen arbeitet als Krisenmanagerin (Critical Incident Manager). Sie beschäftigt sich in ihrer Beratungs- und Managementfunktion als Lotse für die Lösung von Krisen und befasst sich mit dem Einsatz und den Aufgaben von Polizei, Feuerwehr und speziell den Kriseninterventionsteams.
Für die „Akademie in den Häusern“ gibt sie einen persönlichen Einblick in die Herausforderungen ihrer Arbeit.
Seit Februar sind wir als Fachberater für Krisenmanagement in vielen Ländern unterwegs; auf der ganzen Welt jagen wir einem Virus hinterher. Ich habe noch nie eine Marathonkrise wie diese erlebt, mit enormen Herausforderungen.
In den letzten Jahren haben wir mit internationalen Teams Großeinsätze geprobt und für den Ernstfall vorbereitet. Diese Großeinsätze sind beispielsweise Terroranschläge oder Flugzeugabstürze. Auch Großbrände, die grenzübergreifend zu bekämpfen sind, gehören dazu. Wenn beispielsweise die Heidelandschaft an der deutsch-niederländischen Grenze brennt, dann würden die Feuerwehren aus den Niederlanden und Deutschland innerhalb kürzester Zeit zusammenarbeiten. Jedes Jahr üben wir mit Einsatzkräften aus beiden Ländern sowie aus Belgien Großeinsätze im Grenzgebiet.
In der Coronakrise fehlte aber bisher internationale Zusammenarbeit; jeder Staat erstellte eigene Regeln, erkämpfte sich Schutzbekleidung und Testmaterial und entwickelte eine eigene Strategie im Krisenmanagement. In den Medien hören wir von „Erfolgen“ und „Fehlern“. Diese Woche arbeite ich in England und derzeit steht hier die Teststrategie unter massiver Kritik. Auch in den Niederlanden steigen Infektionszahlen rasant an.
Als internationale Kollegen unterstützen wir einander als Mutmacher im Peer Support; das Internet bietet uns die Möglichkeiten, sich online zu treffen und auszutauschen. In Gesprächen mit meinen Kollegen sehe, höre und spüre ich wie unglaublich motiviert und talentiert sie sind.
Wir können viel voneinander lernen. Da wir leider mit einer neuen „Coronawelle“ rechnen müssen, haben wir uns als Internationale Kollegen entschieden einige wichtige „Lessons Learned“ zu sammeln und zu teilen.
Auch die internationale Fachtagung, die in der Thomas-Morus-Akademie stattfindet, hilft uns, dass wir uns miteinander multidisziplinär diversen Facetten des COVID 19-Krisenmanagements widmen. Mitten in einer weltweiten Krise einen internationalen Kongress zu organisieren, ist ein starkes Signal, um die Zusammenarbeit gegen das Virus weiter auszubauen und zu stärken.
Die Coronakrise ist ein Marathonlauf; die Ziellinie können und werden wir vorläufig noch nicht sehen. Zusammen wissen wir mehr, können wir mehr. Sind wir mehr.
Die Internationale Fachtagung „Wenn die Pandemie den „Lockdown“ auslöst …“ findet vom 25. bis 27. Oktober in Bensberg statt.
Seit Anfang Januar 2020 hat sich das SARS-Virus „COVID-19“ in rasanter Geschwindigkeit über die gesamte Welt verbreitet. Die Folgen waren und sind eine veränderte Mobilität mit tiefgreifenden Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und weitreichenden Einschränkungen der Grundrechte in Deutschland und vielen anderen Staaten. Auch für alle Religionsgemeinschaften hat es noch nie da gewesene grundlegende Einschnitte und Veränderungen gegeben. Mit der Fachtagung wollen wir erstmalig die Herausforderungen beleuchten, die an uns alle gestellt wurden. Mit Fachleuten aus verschiedenen europäischen Staaten werden wir die Situation nach zehn Monaten vom Beginn der Krise an diskutieren. Zudem soll die Fachtagung Forderungen für die Zukunft an die Bewältigung einer solchen Krise formulieren.
Eingeladen sind Angesprochen sind Akteure aus der Verwaltung, aus medizinischen Einrichtungen, der Notfallseelsorge, dem Krisenmanagement, aber auch Mitarbeitende von Forschungseinrichtungen und Polizei sowie weitere Interessierte.
23. September 2020 || ein Beitrag von Andrea Walraven-Thissen, Critical Incident Manager, Hellenthal