Äpfel in Flaschen – Cidre und l’aise breizh
Er ist sicher eine der gelungensten Weisen, Äpfel zu genießen: Cidre.
Intensive Aromen, herbe Süße mit feinen Gerbstoffen im heiteren strohgelben Getränk – die Essenz der Äpfel im Glas.
Nachhaltig erfrischend und anregend ist der moussierende Apfelwein aus der Gegend des Finistère, er ist Ausdruck der bretonischen Gelassenheit: l’aise breizh.
Er ist überall: im Bistro am Hafen, auf dem Mäuerchen an der Fontaine, vor dem angesagten Restaurant auf einem lauschigen Platz in Rennes, im edlen Feinschmeckerlokal in Brest; und als gekühltes Gastgeschenk empfängt er die Gäste im Ferienhaus.
Cidre wird aus reinem Apfelsaft vergoren, meist handwerklich und traditionell in Familienbetrieben. Er ist naturellement sanft perlend mit großzügigen Aromen und kommt zum Beispiel aus Pouldrenzic oder Carnac. So kernig und spritzig wie die Namen der Orte passt er zu vielen regionalen Gerichten, und besonders zu den grau-violetten Crèpes de Sarrasin (Buchweizen) – eine Spezialität, erhältlich auf Märkten oder vor Lokalen, die salzig oder süß gegessen wird – , zu Garnelen und Meeresfrüchten, und zur Livemusic am Abend auf dem Kirchplatz oder auf der Wiese über dem Meer.
Nach der Fermentation bei niedrigen Temperaturen wird der Zider rechtzeitig von den Hefen abgezogen, mit Restzucker in ein weiteres Fass umgefüllt und luftdicht verschlossen. Der noch verbliebene Zucker gärt weiter; es entsteht die Kohlensäure, die den Apfelwein haltbar macht, und so frisch prickelt.
Die glücklichen Genießer verbinden den Cidre auch mit dem Fest Noz, das volkstümliche Tanzfest, das am Abend bis in die Nacht hinein auf Plätzen stattfindet. Traditionelle bretonische Gesänge oder Dudelsack und Bombarde (bretonische Schalmei) laden zum Tanze. Mal sind es dunkle wiegende Röcke und hohe weiße Hauben, die sich in Kreistänzen bewegen, mal schreiten Frauen, Männer und Kinder in schwingenden Schritten vor und zurück und füllen die Fläche zusehends in einer einheitlich kreisenden Dynamik. Und am Rande auf den Tischen hier und da: der durstlöschende Cidre.
Lässigkeit auf bretonisch: für mich mit Cidre untrennbar verbunden.
© Mattias Diesel auf Unsplash
3. Oktober 2024 || ein Beitrag von Charlotte von Ohnesorge M.A., Kunsthistorikerin und Sommelière