Corona-Pandemie: Krisenmanagement und Erfahrungen im Arbeitsalltag der Polizei

In einem Kommentar schildert Hermann-Josef Borjans, vor welchen Herausforderungen Polizei und Ordnungsämter stehen, um die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu kontrollieren.

„Die von der Bundes- und den Landesregierungen vorgegebenen Kontrollmaßnahmen in Gaststätten, an öffentlichen Plätzen und im öffentlichen Personennahverkehr sind erforderliche Kontrollmaßnahmen, die aber nur punktuell umgesetzt werden können und zum Teil Polizei und Ordnungsämter vor eine unlösbare Aufgabe stellen. Es fehlt schlicht und einfach das Personal flächendeckend zu kontrollieren. Darüber hinaus steigt besonders bei jüngeren Menschen in Bus und Bahn die Nichtbeachtung der Maskenpflicht, in dem sie bei Kontrollen versuchen, sich den Maßnahmen zu entziehen.

 Alleine bei einer privaten Fahrt vom Kölner Hauptbahnhof zum Barbarossaplatz konnte ich feststellen, dass in der Bahn fünf Jugendliche sich nicht an die Maskenpflicht hielten, beim Blick aus der Bahn auf dem Bahnsteig am Neumarkt sah ich mindestens fünf weitere Personen, die keine Maske angelegt hatten. Das war ein Augenblick einer achtminütigen Fahrt durch Köln. Daran sieht man, wie schwer oder unmöglich es ist, diese Maßnahmen flächendeckend zu kontrollieren und umzusetzen.

Bei einer anderen Fahrt im ICE von Köln nach Hamm stellte der Schaffner einen Fahrgast in der Toilette, die sich eingeschlossen hatte: keinen Ausweis, keine Maske, kein Geld und keinen Fahrschein. Hier stellte sich neben der Strafverfolgung auch die Frage nach der Gesundheitsgefährdung des Schaffners, der Passiere und der später eingesetzten Polizisten.

In den vergangenen Wochen habe ich mehrfach verantwortlich die „Corona“-Kontrollen an den Bonner Rheinufern geleitet. Auch hier zeigte sich bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen, dass neben der fehlenden Masken, fehlendem Abstand auch der zusätzliche Alkoholkonsum weitere Probleme bereitete. Hier stellte sich wie auch in anderen Städten oftmals die Frage, wie die Einsatzkräfte „nur mit Worten“ die Situation bereinigen können und konnten.

Gerade in den ersten Wochen des Lockdown war es eine große logistische Leistung den Dienst zu organisieren. 12 Stunden-Schichten, Home-Office, Maskenbeschaffung, Pandemieplanung und nicht zuletzt Verdachtsfälle auf Erkrankung. Dies waren einige der neuen Herausforderungen als Polizeibehörde.

Ein weiteres Problem war und ist auch die Abwägung von Grundrechten. Einerseits der Gesundheitsschutz nach der Coronaschutzverordnung und andererseits das Recht auf Versammlungsfreiheit.

Testung ja oder nein? Wer trägt die Kosten? Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß. Verschwörungsmythen über den Ursprung des Virus verschärfen die Situation. Auch die Bewegungsmöglichkeiten – egal ob beruflich oder als Urlaubsreise – verändern täglich. All diese Fragestellungen und Entwicklungen beschäftigen die Menschen nicht nur in Deutschland.“

Mit der kommenden Fachtagung in Bensberg „Wenn Pandemie den Lockdown auslöst …“ werden erstmals in einer Präsenzveranstaltung die viele Themen aus Sicht von Verwaltung, Virologie, Kirchen, Opferschutz und Medien diskutiert.

Hauptfrage ist, was die Menschen bewegt und wie die Menschen die Pandemie erleben und verkraften. In Bensberg wollen wir erörtern, wie sie besser mit den Einschränkungen umgehen und welche Strategien wir für die Zukunft entwickeln können.

Die Fachleute aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz berichten über die unterschiedlichen Bewältigungsansätze in den verschiedenen europäischen Staaten.

Es gilt nicht nur die Fakten zu erfahren, sondern auch nachzuvollziehen, wo wir stehen und auf was wir uns noch vorbereiten müssen. Ich freue mich auf die spannenden Berichte, die Diskussionen und Ergebnisse.

Kurzfristige Anmeldungen sind möglich.

Eingeladen sind Akteure aus der Verwaltung, aus medizinischen Einrichtungen, der Notfallseelsorge, dem Krisenmanagement, aber auch Mitarbeitende von Forschungseinrichtungen und Polizei sowie weitere Interessierte.

Hier geht es zum Programm und zur Anmeldung.

15. Oktober 2020 || ein Bericht von Hermann-Josef Borjans, Sprecher Prävention und Opferschutz im Bundesvorstand vom Bund Deutscher Kriminalbeamter, Vorsitzender Bezirksverband Bonn

Hermann-Josef Borjans ist Referent und Mitveranstalter der internationalen Fachtagung „Wenn die Pandemie den „Lockdown“ auslöst …“. Diese findet vom 25. bis 27. Oktober in Bensberg statt.