Das Leben des Bodi. Eine Ausstellung im LVR-Landesmuseum Bonn
Das Grab Nummer 39 war es, das diesen besonderen Schatz offenbarte: Einen Ring mit dem Namen BODI. Wie so viele Gräber wurde auch dieses bereits zuvor geplündert, doch alles hatte man offenbar nicht gefunden. So blieb für die Archäolog*innen ein Puzzle, bei dem zwar viele Teile fehlen, das aber durch Heranziehen anderer, ähnlicher Funde doch zu einem überzeugenden Bild zusammenzusetzen ist.
Es ist die Zeit um 600 n. Chr., das Römische Reich war bereits geteilt worden, das Weströmische Reich hatte im ausgehenden 5. Jahrhunderts sein Ende gefunden. Neue Herrscher haben sich etablieren können. Im Rheinland regieren die Franken. Der Kaiser der Zeit war Iustinian I.
Doch wer war BODI?
Die Ausstellung im LVR-Landesmuseum ist eine Spurensuche, die mit besonderer Aufmerksamkeit und Akribie ein Bild des Menschen mit dem goldenen Ring nachzeichnet. Dabei werden auch die kleinsten Teile, die im Grab zurückgeblieben sind, genau und im wahrsten Sinne unter die Lupe genommen. Die Münze mit dem Abbild Kaiser Iustinians I. ist sicher eines der wichtigsten Teile, die es den Archäolog*innen erlauben, Bodi in seiner Zeit zu verorten. Einige Glassplitter könnten unscheinbarer kaum sein, doch wurden die dünnwandigen und strukturierten Gläser von einem wahren Könner seines Fachs angefertigt und sprechen für einen reichen Mann, der dieses Geschirr besaß. Vergleichende Funde komplettieren diese Glassplitter zu vollständigen Sturzbechern, die also keinen geraden Boden haben. Abstellen konnte man sie nicht, es galt also, den Inhalt auf einmal herunterzustürzen. Zu einem wahren Festmahl gehören auch Musik und Hahnenkämpfe, all das lässt sich in den Funden rekonstruieren.
Teile eines Pferdegeschirrs identifizieren Bodi als Reiterkrieger. In kriegerelitären Kreisen war es üblich, Pferde mit ihren Besitzern ins Grab zu legen. Reichtum und Macht werden hier zum Ausdruck gebracht. Ebenso verhält es sich mit dem Schwert des Bodi, der Spatha. Es befand sich zwar nicht mehr im Grab, aber es konnten noch Teile des Schwertgurtes geborgen werden. Er war mit Metallplatten und Granaten geschmückt. Für Granate mussten weite Strecken zurückgelegt werden, sie kamen unter anderem aus Indien, ein weiterer Hinweis auf die hohe soziale Stellung Bodis.
Eine absolute Besonderheit der Ausstellung ist die Präsentation der Forschungsmethoden und der Arbeit der Experimentellen Archäologie. Isotopenanalysen, Röntgenbilder und Computertomographie sind einige der Möglichkeiten, verschiedene Objekte in ihrer Beschaffenheit und Bedeutung zu erkennen.
So lädt die Ausstellung „Das Leben des BODI“ nicht nur zur Archäologiebetrachtung ein, sondern liefert auch das theoretische Werkzeug, um den Weg zu den archäologischen Ergebnissen zu erhellen.
Ein Ring gab hier den Anstoß für eine beeindruckende Forschungstätigkeit, die uns eineinhalb tausend Jahre in die Vergangenheit trägt, längst Vergessenes an die Oberfläche bringt und seinen Träger unsterblich gemacht hat.
11. Mai 2023 || ein Beitrag von Akademiereferentin und Kunsthistorikerin Judith Graefe