Ich geb mir die Kugel-EisdielenEmpfehlung-Mehr im Blog der Akademie

Waffel oder Becher?

Waffel oder Becher? Beides ist prima. Aber Schaufel muss sein!

Wie schön diese Hörnchen und diese Becher aussehen, wenn in mehr oder weniger vollendeter Kugelform die „Bällchen“, wie wir damals sagten, hineingelegt werden. Ein absolut perfektes Sommerbild. Und auch diese großen Hörnchen aus Kunststoff, die vor den Eisdielen stehen und in denen sich die buntesten Eiskugeln stapeln – so musste ein Eis aussehen. Wie überrascht war ich Bönnsches Mädschen, als ich zum ersten Mal sah, wie mit einer Schaufel, nicht mit dem „Eiskugelportionierer“ der Becher gefüllt wurde. Ich weiß gar nicht mehr, wo das war. Aber ich weiß, dass ich große Augen gemacht habe, als das scheinbar vollkommen unpassende Gerät in das cremige Süß fuhr und großzügig abstreifte.

Nun, ein paar Stunden muss man sicher in Richtung Süden fahren, bis der Eiskugelportionierer gänzlich von der Schaufel verdrängt wird. Und auch wenn Italien nicht das Monopol auf gutes Speiseeis hat, mein Herz ging an die Bottega del Gelato (die Eiswerkstatt) in Pisa verloren. Auch in Pisa gibt es mehrere Eisdielen, aber für jeden Besucher der Stadt stellt sich schnell heraus, welche diejenige ist, bei der man anstehen sollte, denn: Das tun auch viele, viele andere Menschen – eine lange Schlange als Qualitätsindikator.

Die Bottega del Gelato befindet sich an der Piazza Garibaldi, gleich an der Ponte di Mezzo. In der Mitte: Giuseppe Garibaldi. Der Kämpfer für Freiheit und die Einigung Italiens ist vielleicht der am meisten und am engsten umstandene steinerne Held der Stadt, denn die Piazza Garibaldi ist klein, und so muss sich die Eisschlange früher oder später um ihn herumschlängeln. Wenn das aber nicht so ist (alles zwischen 17 und 21:00 Uhr ist meist gut machbar), bildet sein Sockel für viele junge Leute die Erweiterung des aus nur ganz wenigen Tischchen bestehenden Sitzbereichs.

Die Eiswerkstatt ist die älteste Eisdiele Pisas. Sie wurde 1979 eröffnet und wird seit vielen Jahren von der Familie Giaquinto geführt. Jeden Morgen wird das Eis von der Familie selbst frisch nach traditionellem Rezept hergestellt, und nur die besten Zutaten finden Verwendung. Die Zitrone kommt aus Sizilien, die Kirsche aus Cantiano, das Lakritz (!) aus Kalabrien. Es soll ja Menschen geben, die Eis gar nicht mögen. Für diejenigen wären die ebenso wunderbaren Cremes eine Alternative. Letztlich gilt es, sich überraschen zu lassen. Denn natürlich werden die Zutaten verwendet, die gerade frisch zugänglich sind. Sich besonders zu freuen empfehle ich, sollte Ricotta – fichi e noci in der Auslage zu finden sein. Aber auch jede einzelne andere Sorte ist ein absoluter Hochgenuss.

Ob in Kugelform oder geschaufelt ist letztlich natürlich egal, aber eines muss doch jeder zugeben: Mit der Schaufel gibt es größere Schokoladenstücke.

Adresse: Piazza Garibaldi, 11, 56127 Pisa, Italien

Öffnungszeiten: 11:00 – 1:00 Uhr

28. Juli 2023 || ein Beitrag von Judith Graefe, Akademiereferentin