KulturDinner auf dem Bauerngut Schiefelbusch

Alte Nutztierrassen in der Landwirtschaft | Ein Gespräch mit den Landwirten Albert und Helga Trimborn

Liebe Frau Trimborn, lieber Herr Trimborn, Sie sind ein vielseitiger Betrieb. Sie halten eine große Anzahl von Tieren. Seit ein paar Monaten läuft das Qualifizierungsverfahren als Archehof. Erzählen Sie uns, welche Bedingungen Sie dafür erfüllen müssen und welche alten Tierrassen nun bei Ihnen Zuhause sind?

Bedingungen für einen Archehof sind: Es müssen mindestens drei vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, artgerecht und ohne Genveränderung tiergerecht gehalten werden. Wir haben uns für folgende Nutztierrassen entschieden: Glanrind, Bentheimer Landschaf und Cröllwitzer Puten.

Durch die Haltung der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen tragen Sie aktiv zu deren Erhalten bei. Was motiviert Sie an der Haltung dieser Tiere?

Diese alten Rassen sind oft noch in der Lage, Grundfutter (Gras Naturschutzflächen) sehr gut zu verwerten, da diese Flächen nicht für die menschliche Ernährung zu nutzen sind, hilft diese Haltung dabei, der derzeitigen Diskussion (Getreide für Teller oder Trog) entgegenzutreten. Die Nutzung der Tiere steht im Vordergrund umso auch die Landwirtschaft, die Region und die Population der Tiere zu stärken.

Zur Haltung und Züchtung dieser Tierrassen motiviert mich als Landwirt und Unternehmer der Gedanke, mich weniger an die Konzerne zu binden, da z.B. in der Geflügelhaltung ein Konzern fast 90% der weltweiten Genetik von Hybridrassen besitzt, ich aber als Landwirt selbst meine Tiere züchte. Spannend ist auch die historische Bedeutung der Rassen.

Sind die Tiere in der Haltung pflegeleichter, weil sie robuster sind? Wie läuft die Zusammenarbeit von Mensch und Tier in der Landwirtschaft?

Die Haltung der Tiere ist nicht generell einfacher, eher anders, da z.B die Glanrinder sehr lange Hörner haben und daher schon andere Futtertröge und Gitter benötigen. Die Cröllwitzer Puten baumen (fliegen hoch) sehr gerne auf und benötigen daher besondere Sitzstangen. Das Besondere am Glanrind: Es ist ein Dreinutzungsrind mit gleicher Bedeutung von Milch, Fleisch und Arbeit und ist bestens an die Mittelgebirgslagen angepasst.

Sie leisten einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität in der Landwirtschaft, wirtschaften nachhaltig, regional und transparent und sorgen für eine vielfältige Kulturlandschaft. Wird Ihr Engagement von Ihren Kunden und Kundinnen wertgeschätzt?

Unser Engagement wurde besonders in den Coronazeiten von den Kundinnen und Kunden sehr wertgeschätzt. Gerade in den Zeiten von der zunehmenden Globalisierung haben wir gemerkt, dass stärker auf Regionalität und Nachhaltigkeit geachtet wird.

Wo wünschen Sie sich mehr Unterstützung?

In den vor uns liegenden schwierigeren Zeiten – nach getätigten Investitionen in die Zukunft unter Einbeziehung der nächsten Generation – benötigen wir eine starke Partnerschaft mit dem Verbraucher (Stammkunden), der Politik und Bildung sowie Fördermöglichkeiten.

Am 1. September sind wir wieder zu Gast auf Ihrem Gut zu einem KulturDinner. Das ist das 7. KulturDinner, das wir zusammen durchführen. Diesmal wollen wir die alten Nutzrassen in den Mittelpunkt stellen. Vielleicht verraten Sie uns ein wenig, was unsere Gäste erwartet.

Nach dem Motto der Archehöfe „Vielfalt ist Trumpf“ ist auch unser Buffet gestaltet. Neben dem Archehof-Projekt beteiligen wir uns auch an dem Bruderhahn-Projekt und so wird der Einstieg ein Amuse Bouche vom Bruderhahn sein. Als Hauptgericht gibt es eine Auswahl vom Fleisch der gefährdeten Nutztierrassen Glanrind (das Fleisch ist in der Gastronomie sehr geschätzt, weil es feinfaserig ist und nur geringe Garverluste hat), Cröllwitzer Puten (dunkles, schmackhaftes Fleisch) und Lammfleisch vom Bentheimer Landschaf. Beilagen sind unter anderem unsere eigenen Kartoffeln. Das Motto ist „Art erhalten, durch aufessen“. Als Dessertvariationen ist eine Beerensinfonie geplant.

KulturDinner Vielfalt genießen

Am 1. September sind wir zu Gast auf dem Bauerngut Schiefelbusch bei einem KulturDinner.

1. September 2022 (Do.)
Vielfalt erhalten und genießen
Alte Nutztierrassen in der Landwirtschaft
KulturDinner auf dem Bauernhof Schiefelbusch

Bildnachweis:
Bunte Bentheimer Schweine: G8w, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

3. Juni 2022 || ein Gespräch mit Helga und Albert Trimborn
Sie bewirtschaften das Bauerngut Schiefelbusch.

Der Bauernhof Schiefelbusch ist bei der Bergischen Landpartie am 12. Juni mit einem Stand vertreten.