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Lieblingskirche: Der Hildesheimer Dom

Vor nun fast zehn Jahren hat es mich nach Hildesheim verschlagen, wo die Vermittlung des sich damals gerade in Sanierung befindlichen „neuen Doms“ mein Job wurde. Bis dahin kannte ich weder die Stadt Hildesheim noch ihren Dom. Was ich vorfand war zunächst gar keine Kirche, sondern eine große Baustelle.

Der Hildesheimer Dom ist klein aber fein. Seine Geschichte reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Den mittelalterlichen Ausstattungsstücken von unvergleichlicher Qualität verdankt er den UNESCO-Welterbe-Status. An der Apsis im Kreuzgang wächst der legendäre 1000-jährige Rosenstock empor. Die sehr arbeitsreichen Monate vor der Wiedereröffnung haben mich mit diesem Ort verbunden. Es war das Gefühl in einem besonderen Moment von Veränderung und Neuanfang dabei zu sein, das den Dom zu „meinem Dom“ werden ließ.

Der jetzt sehr modern wirkende Innenraum ist neu geordnet, hell und klar gegliedert. Alles hat seinen Platz, alles ergibt Sinn. Die Bauelemente der verschiedenen Epochen sind nebeneinander sichtbar. Überreste mittelalterlicher Bausubstanz und einer einstmals vollständigen Barockausstattung neben Betonsäulen aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg fügen sich zu einem harmonischen, reduzierten Gesamtbild zusammen. Der perfekte Rahmen in dem die Ausstattungsstücke ihre Wirkung entfalten können.

Die monumentalen mittelalterlichen Werke wie die Bernwardtür, das Taufbecken, der Heziloleuchter sind entsprechend ihrer liturgischen Bedeutung im Raum angeordnet. Der Altar vom zeitgenössischen Künstler Ulrich Rückriem setzt die Achse fort, das geradlinige Bergkristallkreuz in der Apsis bildet den Abschluss dieser liturgischen Achse. Der ganze Innenraum läuft auf dieses Zeichen der Auferstehung zu.

Jedem der Kunstwerke kann man sich ausführlich widmen und sich von der atemberaubenden Schönheit und Kunstfertigkeit, den Glaubensinhalten, die sie verkörpern, durchdringen lassen. Ein besonders eindrucksvolles Bild ergibt sich, wenn die 72 Kerzen am Heziloleuchter entzündet werden und er mit seinen Türmen und Toren, als Sinnbild des himmlischen Jerusalems, wie eine goldene Lichterkrone über der Gemeinde zu schweben scheint. Es verbinden sich so Glaube, Kunst und Geschichte mit meiner Lebenswelt. Auch ich finde hier meinen Platz, der für mich Sinn ergibt.

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Titelbild: © pexels, Brett Sayles

Kreuzgang, Dommuseum, Blick in den Dom und Dom von innen © Dommuseum Hildesheim, Foto: Florian Monheim

Welche ist Ihre Lieblingskirche?

Kirchen besitzen eine hohe Anziehungskraft und meist eine besondere Atmosphäre. Kirchliche Räume wirken und man spürt, dass sie zur Besinnung, zum Innehalten, Nachdenken und Gebet einladen. Sie sind Bauwerke, denen man sich kaum entziehen kann und sie bewegen etwas in einem. Menschen nehmen diese – selbstverständlich individuell verschieden – wahr. Oft gibt es eine besondere Kirche, mit der man etwas verbindet, in der man sich besonders willkommen und wohl fühlt.

Wir fragen Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, nach ihrer Lieblingskirche. Ihre Beiträge lesen Sie immer wieder hier in unserem Blog.

Die Reihe startete in der Fastenzeit 2023 und inzwischen haben wir schon viele Lieblingskirchen vorstellen dürfen.

 

10. September 2023 || ein Beitrag von Eva Malz, Referentin für Kirchen- und Museumsführungen, Dom und Dommuseum Hildesheim