Goethe Akademie Herbst 2023
© FinjaM auf pixabay

„Der scherzenden, der ernsten Maske Spiel“

Goethe und Schiller als klassische Dramatiker

1791 wurde Goethe zum Intendanten des Weimarer Hoftheaters ernannt. Unter seiner Leitung entwickelte es sich zu einer Spielstätte, die sich durch einen anspruchsvollen Spielplan und qualitätvolle Aufführungen auszeichnete. Als Schiller Ende 1799 nach Weimar übersiedelte, wurde er zu Goethes wichtigstem Partner. In Weimar wurden fast alle klassischen Dramen Schillers uraufgeführt. Gemeinsam gestalteten Schiller und Goethe einen bedeutsamen Abschnitt deutscher Theatergeschichte. Diesem Thema widmet sich die Akademie, indem sie Dramen Goethes und Schillers, die den Weg in das Weimarer Theater fanden, inhaltlich vorstellt und zugleich den Blick auf die konkreten Bühnenverhältnisse richtet. Mit den erhaltenen Dokumenten aus dieser Zeit – Handschriften, Theaterzetteln, Zeichnungen von Theaterkulissen und Bühnenbildern oder auch persönlichen Kalendereinträgen und Notizen Goethes und Schillers – bietet die Anna Amalia Bibliothek authentische Hinweise auf die Inszenierungs- und Aufführungspraxis der Weimarer Bühne aus der Zeit um 1800. Die Werke selbst und ihre Fassungen werden ebenso sichtbar und sinnlich erfahrbar wie ihre Urheber, wie berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen des Hoftheaters oder namhafte Theaterkritiker, die in Weimar gewirkt haben.

Donnerstag, 19. Oktober 2023

Individuelle Anreise zum Hotel Dorint Am Goethepark Weimar.

15.00 Uhr
Willkommen zur Goethe Akademie!
Begegnungen und Gespräche bei Kaffee, Tee und Gebäck
Prof. Dr. Jochen Golz
Dr. Robert Steegers

15.45 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
„O Weimar! Dir fiel ein besonder Los“
Weimars Theatergeschichte im Überblick
Der Schlossbrand von 1774 machte dem Theaterspiel in Weimar zunächst ein Ende, bevor sich bald darauf ein Liebhabertheater etablierte, an dem Goethe als Autor und Darsteller mitwirkte. Dem seit 1791 existierenden professionellen Hoftheater stand Goethe bis 1817 als Intendant vor.
Prof. Dr. Jochen Golz

18.00 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant

20.00 Uhr I Lesung und Gespräch im Hotel
„Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“
Weimars klassische Bühne im Spiegel des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe
Gemeinsame Lektüre mit den Teilnehmenden
Prof. Dr. Jochen Golz

Freitag, 20. Oktober 2023

Frühstück

9.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
„Das Land der Griechen mit der Seele suchend“
Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“
Goethes Stück liegt in zwei Fassungen vor, in einer Prosaversion von 1779, bei deren Uraufführung in Weimar der Autor den Orest spielte, und in einer Versfassung, die 1802 in Schillers Bearbeitung auf die Weimarer Bühne kam. Die genaue Lektüre zeigt, wie metrische (Neu-)Gestalt und klassischer Geist im Drama zusammenfinden.
Prof. Dr. Jochen Golz

Kaffeepause

10.45 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
„Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt“
Goethes Künstlerdrama „Torquato Tasso“
Wenngleich bereits 1790 im Druck erschienen, erlebte Goethes Stück erst am 16. Februar 1807 auf dem Weimarer Hoftheater seine Uraufführung. Ob es sich, wie Goethe meinte, beim „Tasso“ tatsächlich um ein „theaterscheues Werk“ handelt, kann ein genauer Blick auf den Text zeigen.
Prof. Dr. Jochen Golz

Gelegenheit zur individuellen Mittagspause

13.45 Uhr | Spaziergang zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek

14.00 Uhr I Besuch der Theatersammlung
„Und ihren Ruhm bewahrt kein dauernd Werk“
Theatralia in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Überraschend vielfältig ist die Theatersammlung der Bibliothek. Theaterzettel sind darunter, aber auch Bilder von Figurinen und Dekorationen sowie zahlreiche Theatermanuskripte mit ihren Gebrauchsspuren. Theatergeschichte und Bühnenpraxis im klassischen Weimar werden so sinnlich erfahrbar.
Dr. Claudia Streim
Wissenschaftliche Bibliothekarin, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar

15.15/16.15 Uhr I Besuch der Schlosskapelle
„Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein“
Schlosskapelle in wiedererstrahltem Glanz
Die für die großherzogliche Familie 1847 geweihte Schlosskapelle wurde auf Wunsch von Erbgroßherzog Carl Alexander bereits in neoromanischer Formensprache errichtet. Seit 1952 wurde sie als Konzertraum genutzt. Dies endete 1962, als die Kapelle zu einem Büchermagazin umgebaut wurde. Nach 60jähriger Schließung und dreijähriger Restaurierung ist die Kapelle seit wenigen Wochen erstmals wieder erlebbar.

18.00 Uhr | Abendessen in Hotelrestaurant

19.30 Uhr I Besuch der Aufführung im Deutschen Nationaltheater
„Die Nibelungen“
Schauspiel von Friedrich Hebbel
Die Geschichte vom Drachentöter Siegfried, der, ausgerüstet mit dem Superschwert Balmung und einer Tarnkappe, den Burgunderhof in Worms aufmischt, an dem sich die tapfersten Ritter der Zeit versammelt haben, kennt vielerlei Facetten. Das dem 12. Jahrhundert entstammende Nibelungenlied, auf das Hebbels Dichtung fußt, erfuhr spätestens im 19. Jahrhundert seine Aufladung als Mythos der Deutschen. Seine wechselvolle Deutung gehört zur deutschen Realgeschichte dazu. Hebbels Drama, das in Weimar 1861 uraufgeführt wurde, bleibt nah am Mythos, entfaltet sich aber als psychologisch genaue Studie über Hybris, verletzten Stolz, Abgrenzung, politische Ränke, gutgemeinten Verrat, Rache und Treue, die in ihrer Radikalität zugleich erschreckt und beeindruckt.

Samstag, 21. Oktober 2023
Frühstück

9.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
„Des Lagers Abgott und der Länder Geißel“
Schillers „Wallenstein“-Trilogie
Mit Schillers Übersiedlung nach Weimar Ende 1799 begann eine glanzvolle Theaterära. War mit „Wallensteins Lager“ 1798 das umgebaute Theater eröffnet worden, so wurden „Die Piccolomini“ und „Wallensteins Tod“ nacheinander in Weimar uraufgeführt. Goethe bewährte sich in drei Rollen, als Intendant, als Regisseur und als Theaterkritiker, der in der deutschen Öffentlichkeit für das Verständnis von Schillers Stücken warb.
Prof. Dr. Jochen Golz

Kaffeepause

10.45 Uhr I Gespräch im Hotel
„Schlagt an die Panzer, rasselt mit den Speeren“
Warum die „Nibelungen“ noch immer brisant sind
„Krieg und Frieden, Morden oder Nichtmorden – das interessiert Hasko Weber an Hebbels Trauerspiel. Herausgekommen ist ein Abend, wie es ihn nur noch selten gibt: Hochkonzentriert erzählt er die komplexe Geschichte mit den klassischen Mitteln des Theaters.“ So urteilt der MDR über die Weimarer „Nibelungen“-Inszenierung. Im Gespräch gibt Hasko Weber Auskunft.
Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar

Gelegenheit zur individuellen Mittagspause

15.00 Uhr I Führung durch die Herzogin Anna Amalia Bibliothek
„In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.“
Büchertempel und Heiligtum der Klassik
Das historische Bibliotheksgebäude mit seinem berühmten Rokokosaal gehört zu den schönsten Bibliotheken Deutschlands. An keinem anderen Ort ist die Fülle des kulturellen Lebens in Weimar so plastisch und unverfälscht zu erleben wie in dieser Bibliothek, die 35 Jahre lang unter Goethes Oberleitung stand.

16.30 Uhr I Führung durch das Neue Museum
„Weimars Pflichten auf der Bühne der Vergangenheit“
Blicke auf die frühe Moderne
Das Neue Museum, im 19. Jahrhundert in der Ära Carl Alexanders als Landesmuseum errichtet und in den 1990er Jahren aufwendig restauriert, präsentiert in seiner gegenwärtigen beeindruckenden Gestalt künstlerische Zeugnisse aus Weimars früher Moderne, darunter Bilder der Weimarer Malerschule sowie Dokumente zum Wirken so einflussreicher Persönlichkeiten wie Harry Graf Kessler oder Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester von Friedrich Nietzsche.

19.00 Uhr | Abendessen in Hotelrestaurant

Sonntag, 22. Oktober 2023
Frühstück

9.00 Uhr I Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes

10.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
„Ihr seid an Eurem Platz, Lady Maria!“
Blicke auf Schillers Dramen seit dem „Wallenstein“
Seinen Lebensplan, jedes Jahr ein neues Stück zu schreiben, konnte Schiller in Weimar realisieren. Von der „Jungfrau von Orleans“ abgesehen, wurden alle seine Dramen dort uraufgeführt. So wäre es auch mit dem „Demetrius“ geschehen, wenn der Dichter nicht am 9. Mai 1805 seinem Leiden erlegen wäre.
Prof. Dr. Jochen Golz

12.00 Uhr | Mittagsimbiss im Hotel

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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