Hinschauen, wo andere wegschauen. – Erinnerung an Martin Blachmann

Grenzgänger, Brückenbauer, Wegbegleiter

„Die TMA war ein guter Wegbegleiter“ schreibt Martin Blachmann 2003 der Akademie zum 50jähirgen Bestehen ins Stammbuch. Sie habe, so führt er weiter aus, großen Einfluss auf seine Arbeit als Fernsehmoderator beim WDR gehabt. Hinfahren, hinschauen, hinhören, immer wieder neu staunen, nichts in Schubladen stecken … und die Menschen erzählen lassen. Diese Grundhaltung und Einstellung hat er geteilt mit der Akademie, der „Geh-hin-Akademie“, wie er sie nannte. Die fast unbändige Neugier und die Beharrlichkeit, Dingen auf den Grund zu gehen, hat uns verbunden.

Gespräche in besetzten Häusern oder Besuche und Diskussionen im Kölner Ashram der Bhagwan-Bewegung, die Suche nach Zeichen gesellschaftlichen Wandels in der Berliner Alternativszene lösten in seinen Augen den hehren Anspruch von Dialog und Toleranz ein – manchmal bis an die Akzeptanzgrenzen kirchlicher Verantwortungsträger. Martin Blachmann ließ uns teilhaben an seinem Erfahrungsschatz, über den er zum Beispiel als Sektenbeauftragter für das Erzbistum Köln verfügte. Er öffnete Türen, die eine intensive Auseinandersetzung mit der Welt der Esoterik und New Age Bewegung ermöglichten. Jahre zuvor hatte er seine umfangreiche pädagogische Kompetenz im Umgang mit jungen Menschen in den Aufbau des Jugendforums der Akademie eingebracht. Für die ARD begleitete er mit einem Filmteam über eine Woche lang eine Veranstaltung der Akademie und des Deutsch-Französischen Jugendwerkes in den Pyrenäen. Auf der Photokina erhielt sein Film „Seix – Kulturerleben ohne Sprache“ den Sonderpreis Tourismus. Unvergessen ist seine engagierte Beteiligung an der Moderation der Diözesantage 2008 und 2010, die die Thomas-Morus-Akademie für den Diözesanrat in den Balloni-Hallen und in der Expo XXI entwickelt und organisiert hatte: er hakte nach, forderte Antworten auf seine Fragen ein. Es ging um die Zukunft der Pfarrgemeinden.

Martin Blachmann war selbst stets ein guter Wegbegleiter der Akademie. Solidarisch, kritisch, empathisch, begeisternd, immer ansprechbar für Hintergrundsondierungen. „Hinschauen, wo andere wegschauen“, das war seine Devise. Diese Woche verstarb er in Bonn. Wir haben ihm viel zu verdanken. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau und seinem Sohn.

Wie wir ihn kannten: zupackend, engagiert. Martin Blachmann auf dem Diözesantag 2010 in Köln.

Bild:

TMA, 2010

4. November 2021 || eine Erinnerung von Dr. Wolfgang Isenberg, Direktor der Thomas-Morus-Akademie Bensberg von 1988 bis 2018