Von Anfang zu Anfang
„Allem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“, hat Hermann Hesse einmal in einem seiner Gedichte gesagt. Ja, allem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das habe ich selbst erst vor Kurzem wieder am eigenen Leib erfahren dürfen, als sich der Synodale Ausschuss in Essen konstituierte. Schon meine ersten Erfahrungen haben mich zweierlei gelehrt: zum einen, dass unser Ordensvater, der heilige Benedikt, recht hatte, als er seinen Mönchen und Nonnen ins Stammbuch schrieb: „Sooft du etwas Gutes zu tun beginnst, bitte zuerst inständig darum, dass Gott es vollende.“ Ja, man muss sich davor hüten, alles selbst machen und managen zu wollen. Ohne Gott, ohne seine Hilfe und seinen Beistand, vermögen wir letztlich nichts. Nur mit seiner Hilfe, können wir, kann ich, dieses neue Wegstück in einer hoffentlich immer synodaler werdenden Kirche in Freude, in Starkmut und in Gelassenheit unter die Füße nehmen. Das Anfangen, der Zauber des Anfangs, ist also sowohl ein aktives als auch ein passives Geschehen bzw. Geschehen-lassen. Unseren Anfang haben wir uns schließlich auch nicht selbst gesetzt – wir wurden angefangen sozusagen, hineingeboren in eine Welt, die schon war. Gott selbst hat uns ins Dasein gerufen, hat uns unseren Anfang geschenkt – aus reiner Gnade und aus reiner Liebe. Und ein zweites habe ich in diesen Wochen wieder einmal gelernt: Anfangen ist kein einmaliges Geschehen – das ist das Großartige daran. Es ist ein Prozess, ein ewiges und immer neues Wachsen und Reifen von Anfang zu Anfang. Wir müssen bereit sein, je neu anzufangen, immer neu aufzubrechen zu neuen Ufern. Dazu gehört auch, nach Rückschlägen immer neu Hoffnung zu schöpfen – manchmal auch wider alle Hoffnung. Es gilt, die Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen und sie als Lebensaufgabe, der wir uns zu stellen haben, zu betrachten. Und manchmal eben auch als Zauber eines neuen Anfangs.
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3. Januar 2024 || ein Beitrag von Sr. Philippa Rath OSB, Abtei St. Hildegard Rüdesheim/Eibingen