Adventskalender 2023 Thomas-Morus-Akademie - 11. Dezember

Max Ernst und Hans Arp

Hans Arp: geboren 1866 in Straßburg, gestorben 1966 in Basel, Dadaist.

Max Ernst: geboren 1891 in Brühl, gestorben 1976 in Paris, Surrealist.

Wir stellen vor: Zwei nicht unbedeutende Rädchen in der großen Avantgarde-Maschine. 

Getroffen haben sie sich 1914 in Köln – vor dem ersten Weltkrieg, bei der ersten Kölner Werkbundausstellung. Ihre künstlerischen Erfahrungen konnten zu diesem Zeitpunkt unterschiedlicher kaum sein. Der Ältere hatte schon drei begonnene und wieder abgebrochene Kunstausbildungen hinter sich (eine in Straßburg, eine in Weimar und eine in Paris bei der Académie Julien) und sich so bereits für eine autodidaktische Ausbildung entschieden. Der andere steckte noch im Studium an der Universität Bonn, wo er alles Mögliche studierte, aber nicht Kunst. Sein Interesse für das Kunstschaffen war allerdings groß, schon als Schüler hatte er sich der Zeichnung und der Karikatur hingegeben und trat zunächst malerisch in die Fußstapfen seines Vaters, der die Malerei allerdings nur als Hobby betrieb. So traf Hans Arp einen jungen Mann, der erst die ersten Schritte in die Kunstwelt getan hatte, und doch waren sie von gleicher Gesinnung und besiegelten sogleich ihren „Freundschaftspakt“.

Kurz darauf brach der Erste Weltkrieg aus, riss beide auseinander und was eine fruchtbare Zusammenarbeit hätte werden können, wurde jäh gestoppt. Max Ernst diente von 1914 bis 1918 in Frankreich und Polen, Hans Arp, als Elsässer, ist noch über die Grenze in die neutrale Schweiz gekommen.

Während Max Ernsts Kunstschaffen beinahe gänzlich zum Erliegen kam, gründete Hans Arp mit einigen Gleichgesinnten 1916 in Zürich die Kunstbewegung Dada und eröffnete das Cabaret Voltaire. Dada war ein Protest und ein Ventil, denn den Künstlern war zu jeder Zeit eines jeden Tages klar bewusst, dass sie sich im Auge eines Tornados befanden, und um sie herum der Weltkrieg tobte. So wird Hans Arp auch erfahren haben, dass einige seiner Kunstfreunde den Krieg nicht überlebt haben, August Macke, zum Beispiel, fiel bereits 1914, Franz Marc zwei Jahre später 1916.

Max Ernst wurde zweimal ernsthaft verwundet, überlebte aber vier furchterregende Kriegsjahre. Und so kamen die beiden Künstler 1919 wieder zusammen – beide frustriert und zutiefst getroffen von den Erfahrungen der letzten Jahre, jeder auf seine Weise. Ihre wiedergefundene Freundschaft ehrten sie gleich (zusammen mit Johannes Theodor Baargeld) mit der Gründung der Kölner Dadagruppe „W/3“. In Köln war man mit der neuen Kunstbewegung ebenso überfordert, wie man es auch überall sonst war, und oft genug bis heute ist, schließlich ist es keine Kunstrichtung mit pädagogischem Anspruch. So ist es nicht verwunderlich, dass es die Dada-Ausstellung aus dem Jahr 1920 zu bemerkenswerter Berühmtheit brachte. Die Provokation der Werke und der Künstler war groß und kulminierte in der polizeilichen Konfiszierung einiger Werke und der Schließung der Ausstellungsräume. War das nicht genau die Aufmerksamkeit, die sich Arp, Ernst und Kollegen erhofften? So scheint es jedenfalls, wenn man an die laute Wiedereröffnung der Ausstellung denkt, das dazugehörige Plakat verkündete triumphierend: „Dada siegt!“

Künstlerisch haben sich der Rheinländer und der Elsässer in den kommenden Jahren sicher in verschiedene Richtungen entwickelt. Der eine mehr in die Richtung organischer Formen, hingewandt zu den Naturphänomenen, wie der Metamorphose, und neuen Prinzipien, wie dem gelenkten Zufall. Der andere beschäftigte sich mit den Mythen und Legenden verschiedener Kulturen und den Theorien des Surrealismus, den objets trouvées, der écriture automatique und dem Fokussieren auf das Unbewusste. Daher haben sie wohl auch ihre „label“: Dadaist und Surrealist.

Ihre Freundschaft hielt ein Leben lang. Umso schöner, dass sie im Jahr 1954 beide zur großen Biennale geladen und dort für ihr Werk geehrt wurden. Der eine – Max Ernst – für sein malerisches, der andere – Hans Arp – für sein bildhauerisches Werk. Der dritte im Bunde, Preisträger der Ehrung für das grafische Werk, war übrigens Joan Miró.

© gotitstudio

11. Dezember 2023 || ein Beitrag von Judith Graefin, Akademiereferentin Erkundungen

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