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Mit dem Baby im Museum

Es ist ja schon unangenehm für das Mutter- oder auch das Vaterherz, wenn das Baby in leisen Räumen anfängt, zu krähen. Man springt auf, verlässt das Restaurant, bis das Goldstück wieder glücklich (also leise) ist. Das hält so manches Mal nur wenige Minuten an, denn nur selten hält es sich an die Essenszeiten der Eltern. Nun hatte man sich doch so gefreut. Endlich einmal wieder in ein Restaurant, aber was soll’s? Dann eben erst wieder in 10 Jahren.

In Museen ist es noch leiser, als im Restaurant. Man zuckt beim kleinsten „Quäk“ zusammen und ist schon bereit, die Ausstellungsräume fluchtartig zu verlassen. Natürlich ist man in diesem Moment im letzten Raum und muss erst durch alle anderen hindurch, um den Ausgang zu erreichen – und wenn man sich dann noch verirrt… Der ein oder andere böse Blick trifft das gestresste Elternteil, „Muss das sein?“ und „Kinder soll man sehen, aber nicht hören“ rauscht es an das Ohr heran, leise zwar, aber gut hörbar. Nun gut, dann also der nächste Museumsbesuch auch erst wieder in 10 Jahren.

Was für ein Verlust, tun einem diese Momente doch so gut. Die Gesellschaft hat sich da etwas einfallen lassen. Mit dem Baby im Kino, zum Beispiel. Verschiedene Mütter zusammen mit ihren Zöglingen, und alle im selben Boot. Der Film etwas leiser gestellt, und vor allem: Überall Verständnis.

Für mich war der Verlust des Museumsbesuchs zu hoch und mit Blick auf die Niederlande, die in diesen Bereichen die besten Ideen haben, habe ich mich entschlossen, in verschiedenen Museen in Bonn und Umgebung ein Programm ins Leben zu rufen, bei dem das Baby mit darf. Im LVR Landesmuseum Bonn, zum Beispiel, wird die Führung mit Baby nun seit Jahren um 10:15 Uhr begonnen, einmal im Monat an einem Freitag. Das Museum öffnet erst um 11:00 Uhr. Die Hälfte der Führung findet also „unter uns“ statt, stört niemanden, und das Museumspersonal lächelt freundlich, wenn die Babys reihenweise mit dem Wagen ins Haus geschoben werden. Die Truppe ist meist gut in Bewegung, denn um die Kleinen glücklich zu halten, wird gewackelt, geschuckelt und geschaukelt.

Wenn dann gegen 11:15 Uhr die ersten regulären MuseumsbesucherInnen ankommen, sind viele der jüngsten Gäste schon in Morpheus Armen, und wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Im Programm steht, dass an diesem Tag die Babys im Museum sind, darauf kann man sich einstellen und vielleicht sogar freuen. Das wichtigste scheint also vielleicht die Toleranz zu sein. Das Gefühl, dass man willkommen ist, auch wenn es das ein oder andere mehr oder weniger laute Geräusch gibt. Aber es geht auch um die Flexibilität. Ein Raum zum Wickeln und Füttern steht zur Verfügung. Wer eine Pause braucht, nimmt sie sich, wenn die Führung kurz unterbrochen werden muss, wird das gemacht, denn es geht nicht nur um die Kunst, sondern auch und besonders um den Genuss derselben. Und wie soll das möglich sein mit Stress und schlechtem Gewissen?

So sind in diesem Programm alle Babys willkommen. Und ihre Mamas (oder auch Papas) dürfen sie auch mitbringen.

Allen Müttern einen schönen Muttertag!

© LMB_Katja_Velmans

12. Mai 2024 || ein Beitrag von Judith Graefe, Akademiereferentin