Am Anfang war Napoleon…
Kirche, Kultur und Geschichte im 19. Jahrhundert in Köln
Das 19. Jahrhundert bezeichnet die historische Forschung als „langes Jahrhundert“ und lässt es mit der Französischen Revolution (1789) beginnen und dem 1. Weltkrieg (1914) enden. Kaum eine andere historische Epoche ist so sehr von einem globalen Wandel gekennzeichnet, der alle Lebensbereiche umfasste und längst nicht nur Europa und Nordamerika prägte. Letztlich kam in diesen 125 Jahren die Moderne zum Durchbruch.
Auch die katholische Kirche war von diesem Wandel betroffen, was zu mancherlei schmerzhaften Lernprozessen führte, die bis heute nachwirken und keineswegs abgeschlossen sind. Grund genug also, sich mit dieser Zeit für den Bereich des Erzbistums Köln zu befassen und dabei nicht nur die Geschichte, sondern auch so wichtige kulturelle Bereiche wie die Architektur und die Kirchenmusik in den Blick zu nehmen.
Herzliche Einladung nach Bensberg!
Samstag, 24. Juni 2023
14.00 Uhr
Die Säkularisisation
Der Untergang des Erzbistums?
Die Aufhebung von jahrhundertealten Stiften und Klöstern durch Napoleon, ja des Erzbistums Köln selbst in den Jahren 1802/03 war bis heute der größte Einschnitt in der mehr als 1700-jährigen Geschichte des Erzbistums Köln. Was hat sich 1802/1803 ereignet? Welche Folgen hatten die Geschehnisse und Reformen für die Kirchen und das kirchliche Leben, für Kunst und Kultur? Wie sahen damals die Auswirkungen der Säkularisierung in der Gesellschaft aus - welche wirken bis heute?
Referent: Dr. Joachim Oepen, stellv. Leiter des Historischen Archivs des Erzbistums Kölnr
15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.00 Uhr
Der Kölner Erzbischof verhaftet!
Ereignisgeschichte und Gesamtentwicklung
Im 19. Jahrhundert kam es gleich zweimal zur Verhaftung eines Kölner Erzbischofs – aufsehenerregende Ereignisse, die deutlich machen, dass es sich auch kirchenpolitisch um eine spannende Zeit handelte: Im Rheinland hatte sich die Kirche mit den Ansprüchen des protestantisch geprägten preußischen Staates auseinanderzusetzen, während der Papst in Rom seine weltliche Macht verlor und gleichzeitig versuchte, seine geistliche Macht mit dem Unfehlbarkeitsdogma zu zementieren.
Referent: Dr. Joachim Oepen
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Und fertig werden sie doch!
Kirchen bauen im Rheinland des 19. Jahrhunderts
Seine malerische Vision vom fertigen Kölner Dom aus dem Jahr 1861 versah der Architekt Vincenz Statz mit der Parole „Und fertig wird er doch!“ Angelehnt an diese hoffnungsvolle Botschaft wird der Vortrag einen Einblick geben in die damaligen Bedingungen des Bauens von Kirchen, in die architektonischen und stilistischen Besonderheiten und dabei vor allem zeigen, welche herausragende Rolle der Weiterbau des Kölner Domes, aber auch die Restaurierung mittelalterlicher Kirchen für den Kirchenbau im 19. Jahrhundert spielte.
Referentin: Dr. Sybille Fraquelli
Kolleg für Musik und Kunst Montepulciano, Köln
21.00 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 25. Juni 2023
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
9.30 Uhr
Von der Wiege bis zur Bahre...
Das katholische Milieu
Wie reagierten die Kirche und die Gläubigen auf die Umbrüche jener Zeit? Es kam zur Formierung eines katholischen Milieus, zur Stärkung des Katholizismus, zum Wachstum der Orden und zu einer heute kaum vorstellbaren Blüte des kirchlichen Lebens – durchaus überraschend, da die Entwicklungen der vorherigen Jahrzehnte durchweg in die umgekehrte Richtung gewiesen hatten. Um die Stuation am Ende des 19. Jahrhunderts zu verstehen, lohnt sich ein erneuter Blick auf die Anfänge der Veränderungen.
Referent: Dr. Joachim Oepen
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
„Wahrer Kirchen-Styl?“
Katholische Kirchenmusik im 19. Jahrhundert:
Zwischen Neubeginn und restaurativer Geschichtsklitterei
Mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts beginnt ein erstaunlicher Prozeß der Restauration kirchlicher Musik, der weitgehend aus dem Impetus einer romantischen Sehnsucht nach der Wiederherstellung von Traditionen erklärbar ist - aber gab es diese Sehnsucht überhaupt? Zugleich muss sich diese verklärende Mentalität nicht nur an den beginnenden historischen Wissenschaften mit ihren objektivierenden Quellenforschungen abarbeiten, sondern sieht sich auch mit einer vollkommen neuen kirchlichen Sozialgestalt konfrontiert - eine höchst reizvolle Spannung, die das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und ihrer Musik bis ins 20. Jahrhundert hinein prägen wird.
Referent: Prof. Dr. Stefan Klöckner
Folkwang Universität der Künste, Gregorianik und Geschichte der Kirchenmusik, Essen
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende des Seminars
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.