Moby Dick_Literaturgeschichtliches Seminar in Bensberg
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Moby Dick

Moderne Lesarten eines literarischen Klassikers

Hermann Melvilles Moby-Dick ist weltberühmt, einer der bekanntesten Abenteuerromane schlechthin – und inzwischen mehr als 170 Jahre alt. Die Jagd Kapitän Ahabs auf den verhassten weißen Wal, die multikulturelle Mannschaft an Bord der Pequod und die „Walkundliche Wissenschaft“ des Ich-Erzählers Ishmael haben der Roman zur Weltliteratur und den weißen Wal fast zu einem Popstar werden lassen. Auch heute noch fasziniert der 1851 in London und New York erschienene, mehrfach verfilmte Roman: Unvergessen Gregory Peck in der Rolle des einbeinigen Ahab. Doch wer den Roman liest, ist nicht selten irritiert – nicht nur angesichts seiner 135 Kapitel und über 900 Seiten.  Der Roman erzählt gerade keine lineare Abenteuergeschichte eines womöglich siegreichen Helden, sondern macht einen Exkurs nach dem anderen, erzählt von Reisetaschen, Bettdecken und all den Dingen an Bord eines Walfängers – und zitiert dabei Erkenntnisse aus Philosophie und Naturkunde, grübelt über den Wal als Leviathan einerseits und als Rohstoffquelle andererseits sowie über das Meer als „Phantom des Lebens“.

Diese Lesereise bietet eine Einführung in den Roman und seine vielschichtigen Hintergründe. In Vorträgen, gemeinsamer Lektüre und Diskussion ausgewählter Kapitel sollen Zusammenhänge und Tiefendimensionen erkundet und nach den philosophischen, politischen und ökologischen Dimensionen gefragt werden.

Herzliche Einladung zu diesem literatur-geschichtlichen Seminar nach Bensberg!

Samstag, 20. August 2022

14.00 Uhr
Ein nautischer Mythos wird geboren
Einführung in den Klassiker
Erste Fahrt: Moby-Dicks ikonische Wahrnehmung und Rezeption heute und warum Moby-Dick bei seinem Erscheinen zunächst ein Misserfolg war. Welche Bedeutung hat der Pottwal als „treibende Kraft“, und inwiefern kann der Roman als ein „Ozean aus Zitaten“ bezeichnet werden? Aus welchen Quellen und Hintergründen hat Melville geschöpft? Lektüre und Diskussion von Kapitel 1 mit der Frage nach der besonderen Schreibweise und collagenartigen Struktur des Romans: Dialoge, Monologe, Predigten, Dokumente, Idyllen, Satiren, Philosophie – das alles in einem Abenteuerroman?

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Eine unheilvolle Prophezeiung
Der Kapitän und seine Phantombesatzung
Zweite Fahrt: Warum es so lange dauert, bis es losgeht.
Unheilvolle Vorzeichen der Fahrt und die Besonderheiten
des Walfangs. Ishmaels Freund Queequeg, Sohn eines Südseehäuptlings von der Insel Kokovoko, betritt die Szene.
Ein tätowierter Kannibale entpuppt sich als Freund. Überblick: Die Besatzung an Bord der Pequod, die drei Harpuniere und Queequeg als Held der Hebammenkunst im dramatischen Kapitel 78.

18.00 Uhr
Abendessen

19.15 Uhr
Zum Charisma des (Ver-)Führers
Über die Inszenierung von Macht und Blasphemie
Dritte Fahrt: Der Komplex Ahab, seine wilden Monologe und seine Monomanie als Leitmotiv der biblisch-archaischen Erzählung. Das Geräusch der Beinprothese wird zu einem Menetekel der heraufziehenden Begegnung mit dem Wal. Die Position und Charaktere der drei Offiziere Starbuck,
Stubb und Flask, nebst einem Ausflug zu Shakespeare
und Sigmund Freud.

21.45 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 21. August 2022

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

  9.45 Uhr
Die große Armada
Idylle oder Drohkulisse auf dem Meer?
Vierte Fahrt: Melvilles Walkunde - Wissenschaftparodie oder ökologischer Roman? Der Wal auf Bildern und im Einzelnen als Naturwunder. Über die Reiseroute der Pequod, die Serie der Schiffsbegegnungen und die Sprachdynamik des nautischen Epos: Sanfte und sich auftürmende Wellen, Wasserwirbel, Brecher, Brisen, Böen, brodelnde Gischt und Stürme – das gewaltige Sprachmeer Melvilles. Ahab weiß, wo er Moby Dick finden wird und jagt sein Schiff in einen Taifun.

11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Hybris als Weg in den Untergang
Ahab als alter ego von König Lear, Macbeth und Faust
Fünfte Fahrt: Eingebettet in das äußere Drama Ahab/Moby Dick ist die zwischenmenschliche Tragödie zwischen dem Kapitän und seinem Ersten Steuermann. Starbuck, Mann des vernünftigen Maßes, hält Ahab entgegen: „Rache an einem stummen Tier, das einfach dich aus blindem Trieb getroffen, Wahnsinn!“ Ahabs Dämonen siegen. Starbuck wagt den Shakespear‘schen Tyrannenmord nicht und geht mit
seinem Kapitän unter.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende des Seminars

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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