Goethe Akademie 2023
© Freies Deutsches Hochstift, A.P. Englert

Goethe und die Romantik

Eine Entdeckungsreise

Goethe ist der wirksamste Anreger und der international prominenteste Beiträger zur europäischen Romantik; der erste Teil des „Faust“ ist deren Hauptwerk. Im hohen Alter blieb er dem Programm der Frühromantik so verbunden wie kein anderer. Die nationale Klassik-Doktrin hat dies in Deutschland lange verdeckt und sie sorgt bis heute für Begriffsverwirrung. Die Akademie wird das Romantische an Goethe an Beispielen aus dem Früh- bis Spätwerk vorstellen, was allerdings nicht heißt, dass Goethe dadurch aufhörte, ein Klassiker zu sein. Er ist vielmehr als Romantiker der deutsche Klassiker. Das ist kein Widerspruch, sondern die knappste sachgerechte Formulierung seiner literaturgeschichtlichen Bedeutung.
Spätestens seit der Eröffnung des Romantik Museums in unmittelbarer Nachbarschaft zum Goethehaus ist Frankfurt am Main der ideale Ort, um Goethes Verhältnis zur Romantik zu erkunden. So lädt diese Goethe Akademie zu einer Entdeckungsreise in Goethes Geburtsstadt ein, die neben Vorträgen auch Führungen durch die beiden Häuser im Großen Hirschgraben umfasst.

Donnerstag, 23. März 2023

Individuelle Anreise zum Hotel Villa Orange in Frankfurt am Main.

15.00 Uhr
Willkommen zur Goethe Akademie!
Begegnungen und Gespräche bei Kaffee, Tee und Gebäck

  • Susanne Bonenkamp M. A.
    Theaterwissenschaftlerin, Bergisch Gladbach
  • Prof. Dr. Stefan Matuschek
    Inhaber des Lehrstuhls für „Neuere deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar e. V.

15.45 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Populäre Formen
Der Anfang der modernen Literatur
Die Romantik bringt den Durchbruch der populären Formen in der Literatur. Prosaromane, volksliedhafte Lyrik, Balladen, Märchen, die in der klassizistisch-akademischen Tradition alle unbeachtet blieben, erreichen große Leserkreise, treiben die literarische Innovation voran und schaffen so die moderne Situation der Literatur. Goethe trägt zu diesem Prozess in Deutschland so reichhaltig bei wie kein anderer. Zeitgemäß populär zu schreiben ist die Basis seiner literarischen Karriere.
Prof. Dr. Stefan Matuschek

18.30 Uhr | Abendessen in einem örtlichen Restaurant

20.30 Uhr I Lesung und Gespräch im Hotel
„Der gedichtete Himmel“
Mit dem Blick eines Autors
Wie lebendig der Diskurs um das Phänomen Romantik ist, spiegelt die
2021 erschienene Publikation „Der gedichtete Himmel“ von Prof. Dr. Stefan Matuschek. Sein Ansatz widerspricht der „Romantik als deutscher Affäre“ und stellt sie dezidiert in den europäischen Kontext, den literarischen Welten des frühen 19. Jahrhunderts in England, Frankreich und Italien.
Prof. Dr. Stefan Matuschek

Freitag, 24. März 2023

Frühstück
9.15 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel

Faust
Das Hauptwerk der europäischen Romantik
Der erste Teil von Goethes Faust zählt zu den größten, aufsehenerregend­sten Ereignissen der europäischen Romantik. Alle literarisch gebildeten Zeitgenossen sahen sich mit einer so noch nie dagewesenen Form der Tragödie konfrontiert. Es ignorierte alle gültigen Normen, mischte das Erhabene mit dem Derben, das Akademische mit dem Populären, philosophischen Ernst mit groteskem Spaß, sozialen Realismus mit Aberglaubensfiguren. Faust I gibt dabei das seltene Beispiel eines einhellig begrüßten und bewunderten Konventionsbruchs.
Prof. Dr. Stefan Matuschek

11.00 Uhr | Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt

11.30 Uhr I Führung im Goethe-Haus
„Am 28. August 1749, mittags, mit dem Glockenschlag zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt.“
Zu Gast im Frankfurter Goethe-Haus
Im Haus am Großen Hirschgraben wurde Johann Wolfgang Goethe geboren. Dort verbrachte er die Kindheit und den größten Teil seiner Jugend, bis er 1775 der Einladung des Erbprinzen Carl August von Sachsen Weimar-Eisenach nach Weimar folgte. In seinem Elternhaus schuf Goethe sein eindrucksvolles Frühwerk, darunter „Götz von Berlichingen“, die Urfassung des „Faust“ und „Die Leiden des jungen Werther“, die ihn über Nacht weltberühmt machten. In der einzigartigen Atmosphäre der original eingerichteten Räume werden das Familienleben der Goethes und das Frankfurt des 18. Jahrhunderts lebendig.

Gelegenheit zur individuellen Mittagspause

14.30 Uhr I Kuratorenführung im Historischen Museum Frankfurt

Prehns Bilderparadies
Die einzigartige Gemäldesammlung eines Frankfurter Konditors der Goethezeit
Der Frankfurter Konditor Johann Valentin Prehn (1749–1821) trug ab etwa 1780 ein Miniaturkabinett mit 812 kleinformatigen Gemälden aller Schulen und Genres vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert zusammen. Das Miniaturkabinett zeigt nicht nur die unterschiedlichsten Techniken, Materialien und Bestimmungen der Gemälde, sondern eröffnet auch die ganze qualitative Bandbreite künstlerischen Schaffens verschiedener Epochen. In den dicht gefüllten Kästen hängen ästhetisch belanglose Dutzendware, Überbleibsel von Hausaltärchen und bemalten Kabinettschränken, preiswerte Kopien und Gemäldefragmente gleichwertig neben einzigartigen Werken der Hochkunst – und das in oft gewagten und amüsanten Kombinationen.

17.30 Uhr | Abendessen in einem örtlichen Restaurant

19.30 Uhr I Besuch der Aufführung in der Volksbühne Frankfurt

Lust der Begegnung. Hāfez, Goethe und der West-östliche Divan
Musik und Poesie
Mit den Gedichten von Hāfez und Goethe sowie Kompositionen aus der persischen und europäischen Musiktradition soll eine Brücke zwischen den Dichtern, Epochen, Religionen und Kulturen geschlagen werden. Geboten werden sowohl traditionelle als auch moderne Vertonungen der Gedichte beider Protagonisten.

Samstag, 25. März 2023

Frühstück

9.00 Uhr | Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt

9.30 Uhr I Vortrag und Gespräch im Haus am Dom
Iphigenie und Faust
Neue Mythologie und Romantische Ironie
Die Neue Mythologie, die eine freie und friedliche Gesellschaft als Lesegemeinschaft bilden sollte, und die ironische Behandlung von philosophischen und religiösen Grundsatzfragen sind Kennzeichen der Frühromantik. Goethe zeigt sie seinerseits und bleibt ihnen bis ins Spätwerk hinein treu. Seine Iphigenie ist eine frühes Beispiel der Neuen Mythologie und der metaphysische Rahmen um Faust. Insbesondere das Ende von Faust II sind die besten Belege romantischer Ironie – zu einer Zeit, als Friedrich Schlegel sich lange schon davon verabschiedet hatte.
Prof. Dr. Stefan Matuschek

11.30 Uhr I Führung im Deutschen Romantik-Museum

Im Zentrum der Romantik
Führung durch die Dauerausstellung
Das Deutsche Romantik-Museum präsentiert einzigartige Originale mit innovativen Ausstellungsformen, die die Zeit der Romantik als Schlüsselepoche erfahrbar machen. Es ist weltweit das erste Museum, das sich der Epoche der Romantik als Ganzes widmet. Im Dialog mit dem benachbarten Goethe-Haus sind Manuskripte, Grafik, Gemälde und Gebrauchsgegenstände zu sehen. Das Deutsche Romantik-Museum bietet eine multimediale – im romantischen Sinn synästhetische – Umsetzung von Ideen, Werken und Personenkonstellationen. Goethe selbst wird dabei in ein neues Licht gerückt.

Gelegenheit zur individuellen Mittagspause

14.30 Uhr I Besuch im Deutschen Romantik-Museum

Seelenlandschaften und Schauerromantik
Besichtigung der Gemäldegalerie

16.15 Uhr I Stadtspaziergang
„Dichtung und Wahrheit“
Frankfurt mit den Augen Goethes sehen
Wie sah die Stadt zu Zeiten Goethes aus?
Wie hat Goethe mit seiner Schwester die Kindheit und Jugend bei wohlhabenden Eltern im 18. Jahrhundert In Frankfurt erlebt?
Ein Rundgang durch die Stadt soll Antworten auf diese Fragen und Einblicke in seine Erfahrungen und Erlebnisse geben, die ihn beeinflussten und prägten.

19.00 Uhr | Abendessen in einem örtlichen Restaurant

Sonntag, 26. März 2023
Frühstück

9.00 Uhr I Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes

10.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Das epochale Missverständnis
Die deutsche Klassik-Doktrin
Dass man Goethe als Klassiker kategorisch den Romantikern gegenübergestellt hat, hat keine sachlich literaturwissenschaftlichen, sondern kulturpolitische und charakterologische Gründe. Es ist das Vermächtnis einer patriotischen Germanistik, die sich als Charakterkunde des Deutschen verstand, das sie strategisch aus dem europäischen Zusammenhang hinausinterpretiert hat. Man muss sich von dieser Perspektive lösen, um Goethe in dem Zusammenhang zu sehen, in den er gehört: dem der europäischen Aufklärung und Romantik.
Prof. Dr. Stefan Matuschek

12.15 Uhr | Mittagsimbiss im Hotel und Verabschiedung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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