Herzlich willkommen, Olaf Mextorf, Kunsthistoriker
Der Kunsthistoriker Olaf Mextorf ist ab diesem Jahr für die Thomas Morus tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Kunstvermittlung. Ein weites Feld und eine Standortbestimmung.
Reclams „Kleines Fremdwörterbuch“ ersetzt – und ich möchte dem Rezensenten beipflichten – ganze Bibliotheken. Und daher zitiere ich mal von Seite 161: Kommunikation f 1. Verständigung, 2. Verbindung, Beziehung, Zusammenhang.
Worauf ich hinaus will? Kunst ist für mich eine tragende Form der Kommunikation. Denn mittels der Kunst treten wir in Verbindung, in einen Austausch, bauen Beziehungen auf, entdecken Zusammenhänge, verständigen uns. Und mehr noch.
Neben meinem Hauptfach Kunstgeschichte habe ich Pädagogik studiert. Dort stieß ich über die Lektüre von Otto Friedrich Bollnows „Existenzphilosophie und Pädagogik“ auf den Begriff der Begegnung, den Bollnow eng mit Martin Buber verknüpft sieht, der vor nunmehr einhundert Jahren erkannte: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“
Das wirkliche Leben ist uns zwischenzeitlich ein wenig verrutscht ins Virtuelle, in ein Dazwischen, eine Matrix, in der eine unüberschaubare Fülle zu Unschärfen und Sedierungen führt. Dabei verlieren wir das wirkliche Leben oft aus den Augen. Doch wenn wir Glück haben, wenn wir offen und empfänglich bleiben, begegnen wir einem Gegenüber, meist einem anderen Menschen, oft aber auch einem Kunstwerk, sei es ein Buch, ein Musikstück oder ein Gemälde.
Und diese Begegnung holt uns dann zurück ins wirkliche Leben. Dabei kann diese Begegnung in ihrer Tiefe eine existentielle Erschütterung in sich tragen. Mitunter ist es dann wie ein Aufwachen, ein Öffnen der Augen. Eine solche Begegnung hat Konsequenzen, regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern fordert Veränderung ein, wie Rilke es in seinem Gedicht Archaïscher Torso Apollos mit dem Satz Du musst dein Leben ändern zum Ausdruck bringt.
Diese Begegnung, vielleicht sogar Erschütterung, ist ein Ereignis, über das es sich auszutauschen lohnt.
Und das ist für mich der Kern meiner Tätigkeit geworden: In den Austausch zu gehen mit Menschen mittels Kunst und deren intensive Betrachtung. Das kann über eine Publikation vermittelt sein, über einen Aufsatz oder einen Videobeitrag. Am liebsten ist mir allerdings der persönliche Austausch, der dann auch immer wieder zu Begegnungen, auch existentiellen Begegnungen führt.
Seit dem 19. Jahrhundert löst sich die Kunst mehr und mehr von ihren traditionellen Funktionen und befreit sich zu einer Ausdruckskraft, die uns in krisenhaften Zeiten zur reflexiven Selbstvergewisserung und Selbstkritik verhelfen kann, die zur Standortbestimmung oder auch zur Befragung unserer politischen und gesellschaftlichen Rolle beiträgt, aber auch unsere seelische Befindlichkeit begreifbar macht.
Dabei bleibt die Kunst jedoch immer frei und kann schlussendlich keiner Funktion unterworfen werden. Die Kunst, wie die Begegnung mit ihr bleibt unberechenbar und fordert unsere Offenheit. Und so gehen wir immer auch ein Stück ins Risiko und lassen uns überraschen. Und darauf freue ich mich.
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17. Januar 2023 || ein Beitrag von Olaf Mextorf, Kunsthistoriker