Zu meinem Leben als Benediktinerin gehört wesentlich das Gebet – das gemeinsame Chorgebet mit meinen Schwestern, aber auch das ganz persönliche Beten. Die Ausrichtung auf Gott, das Gespräch mit ihm, das stille Verweilen vor ihm, das mit ihm gemeinsam auf dem Weg sein, gibt meinem Leben Halt, schenkt mir immer neue Kraft und motiviert mich, für das Reich Gottes in dieser Welt zu arbeiten und mich für eine glaubwürdige, gerechte Kirche einzusetzen. Besondere Bedeutung haben für mich die Psalmen, denn in ihnen finde ich das ganze Spektrum des Lebens, – auch meines ganz persönlichen – abgebildet. Freude und Glück, Trauer und Wut, Ohnmacht und Verzweiflung, Sehnsucht und Hoffnung – alles ist in ihnen angesprochen und darf sein. Gerade in Zeiten des Krieges, der Pandemie, der Katastrophen aller Art weiß ich mich in den Psalmen geborgen. Nicht im Buch der Psalmen, aber mir derzeit doch so nahe, sind die folgenden Verse aus einem Gebet des heiligen Franz von Assisi. Lassen Sie sie uns gemeinsam beten:

„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich Liebe übe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht;

dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt;

dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;

dass ich Freude bringe, wo Kummer wohnt.   

Herr, lass mich trachten:

nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;

nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;

nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe …“

Die Fastenzeit ist eine Zeit, um sich auf sich selbst zu besinnen, innezuhalten, (neu) zu fokussieren. Die Fastenzeit lädt ein, nüchtern und klar auf das eigene Leben zu schauen. Was gibt Halt? Wovon lasse ich mich tragen? Meistens stellen wir uns diese Frage nicht bewusst, sondern handeln einfach und versuchen den Alltag mit seinen vielen Anforderungen zu bewältigen. Doch es gibt diese besonderen Texte oder Gebete, eine Bibelstelle, ein Zitat, ein Gedicht, eine Geschichte …, die Halt geben, die inspirieren und begleiten. Sie können Kraft, Trost und Motivation spenden.

Wir haben Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, gefragt, was ihnen Halt gibt. Die Beiträge an den Fastensonntagen in unserem Blog „Akademie in den Häusern“ erzählen von Menschen und ihren ganz persönlichen Texten.

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