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Nur wer das Gemeinsame sieht, hält Unterschiede aus.

Der im Jahr 2000 verstorbene Jehuda Amichai war ein deutsch-israelischer Lyriker. Von ihm stammen diese Zeilen:

„Mein kleiner Sohn duftet nach Frieden

Wenn ich mich über ihn beuge –

Das ist nicht nur Seifengeruch.

Alle Leute waren Kinder, die nach Frieden

dufteten.“

Mich berühren diese Zeilen. Sie bringen Gemeinsames ins Wort: Wie wir alle wehrlos auf die Welt kommen, emporgehoben werden möchten auf den Arm mütterlich väterlicher Menschen. Jedes neugeborene Kind duftet nach Frieden, nach Hoffnung, nach Liebe.

Wir leben alle unter demselben Himmel, wärmen uns an der einen Sonne. Der Gedanke der Gleichheit eines jeden Menschen vor Gott ist unendlich wertvoll. Er tut gut in einer Welt, wo Menschen nicht gleich behandelt werden: Frauen und Männer nicht, Kinder aus reichen und Kinder aus armen Familien nicht, weiße Menschen und People of Color nicht, heterosexuelle und homosexuelle Menschen nicht, binäre und non-binäre nicht.

Die Gleichheit der Menschen zu betonen ist wichtig, gerade weil seit Kain und Abel Menschen ungleich erscheinen: der eine bevorzugt, der andere vernachlässigt, der eine von der Natur reich ausgestattet, der andere vergessen.

Wir haben Weihnachten gefeiert, das Fest, das auch davon erzählt, dass Gott das Gemeinsame mit uns Menschen sucht und darum selbst Mensch wird. Denn Gemeinsames trägt und baut Brücken, auf Gemeinsames zu schauen und sich davon leiten zu lassen, schenkt Frieden. Nur wer das Gemeinsame sieht, hält Unterschiede aus.

Wie stark wären wir als Kirche, wie Frieden stiftend, würden wir noch mehr das Gemeinsame leben und ausschlaggebend sein lassen in Beratungen und in Entscheidungen, in den politischen Herausforderungen unserer Zeit: wir erinnerten unablässig an den Friedensduft, den jeder Mensch mit sich bringt, wenn er das Licht der Welt erblickt.

Wie notwendig ist es darum, dass wir weiterhin gemeinsam hoffen und daran arbeiten, nicht nur „nach Seife zu riechen“ sondern nach dem weihnachtlichen Stallgeruch nach Frieden, nach dem Glauben an den Gott, der ins Herz sieht.

Wir wünschen Ihnen ein gesundes, gutes und friedvolles neues Jahr 2024!

Bildnachweis: © von Anemone123 von pixabay

1. Januar 2024 || ein Beitrag von Bernd Mönkebüscher, geb. 1966, Priesterweihe 1992, seit 2007 Pfarrer in Hamm im Erzbistum Paderborn. Er leitet dort zwei Pastoralverbünde. Bernd Mönkebüscher war Mitinitiator der Aktion #OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst. Als Autor verfasste er mehrere Werke.