Sonntagsworte aus der Akademie
„… und ein gesegnetes Neues Jahr!“
Den Wunsch eines „gesegneten Neuen Jahres“ verbinden viele Menschen mit ihrem Weihnachtsgruß. Der Segen drückt aus, dass ich meiner Familie, Freundinnen und Freunden einen Anteil an göttlicher Kraft und Gnade wünsche, auf dass das Neue in einer Art gelingt, die nicht allein in unserer Hand liegt. Der Segen entlastet, er spricht zu, dass Gott hinter uns steht und wir nicht alles alleine von uns erwarten müssen.
Das Wort Segen ist die Übersetzung des Lateinischen „benedictio“, segnen heißt „benedicere“, was abgleitet ist von „bene“ (gut) und „dicere“ (sagen), und zeigt damit an, was Segen und segnen meint: gut reden, wohl reden, jemanden loben, von jemandem gut sprechen, preisen.
In der Bibel finden sich unzählige Momente, die Segnungen beschreiben: Sie sind eine wunderbare Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen. Ein wichtiger, segensvoller Moment findet sich bereits im Alten Testament im Buch Genesis im ersten Kapitel, wo Gott in der Schöpfungsgeschichte am fünften Tag die Tiere im Wasser und der Luft segnet:
Genesis1, 20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von Schwärmen lebendiger Wesen und Vögel sollen über der Erde am Himmelsgewölbe fliegen. 21 Und Gott erschuf die großen Wassertiere und alle Lebewesen, die sich fortbewegen nach ihrer Art, von denen das Wasser wimmelt, und alle gefiederten Vögel nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. 22 Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch! Füllt das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf Erden vermehren. 23 Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag.
Im Vers 28 segnet Gott die Menschen:
Genesis 1, 27 Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. 28 Gott segnete sie …
In Num 6 offenbart Gott Moses einen Segenstext, der auch als „Priestersegen“ oder „Aaronitischer Segen“ bezeichnet wird:
22 Der HERR sprach zu Mose: 23 Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: 24 Der HERR segne dich und behüte dich. 25 Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. 26 Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden. 27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.
Es wird deutlich, dass Gott Selbst der Spender des Segens ist, der drei Aspekte beinhaltet: Schutz (behüte dich) – Gnade (sein Angesicht leuchten und sei dir gnädig) – Frieden (wende sein Angesicht zu und schenke dir Frieden).
Jesus, der mit seinen Jüngern nach Aussagen des Neuen Testaments regelmäßig im Tempel war, wird diesen Segen, der vom Hohenpriester gesprochen wurde, gekannt haben. Er selbst verwendet diese Worte nicht, doch segnet Jesus mit eigenen Worten und Gesten beispielsweise Kinder (Markus 10, 15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.) und unmittelbar vor seiner Aufnahme in den Himmel seine Jünger (Lukas 24, 46 Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen 47 und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, 48 seid ihr Zeugen dafür. 49 Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden. Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet! 50 Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. 52 Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. 53 Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.).
Die Christen sehen im Segen immer die liebende, gnädige Zuwendung Gottes. Dabei schenkt Gott allein den Segen, auch wenn die Menschen diejenigen sind, die den Segen aussprechen.
Martin Luther hat den Aaronitischen Segen als Schlusssegen nach dem Gottesdienst eingeführt. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist dieser Segen auch einer von fünf Auswahltexten für den Segen nach einer Eucharistiefeier. Segen werden meist mit der Geste des Kreuzzeichens, manchmal auch mit Handauflegung und Besprengen mit Weihwasser verbunden.
Segnen darf und kann jeder. Die Eltern segnen ihr Kind, das eine Reise antritt; eine Gruppe von Jugendlichen segnet das Haus (CMB, Christus Mansionem Benedicat); ein Diakon segnet die Fahrräder und Autos, die in den Ferien unterwegs sein werden.
Das neue Jahr hat begonnen. Ich wünsche uns allen, dass es ein gesegnetes Jahr wird, dass wir uns als gesegnet erfahren und selbst zum Segen für andere werden.
In einem Haus hängt gerahmt ein Segen.
Das Konzil von Trient beschloss im 16. Jh. die Vereinheitlichung der Liturgie. Bezüglich des Benediktionale bleibt jedoch eine Vielfalt von regional verwendeten Büchern erlaubt. In Deutschland ist die Übersetzung des Rituale Romanum aus dem Jahr 1972 im Jahr 1978 als Studienausgabe herausgegeben worden und bis heute gültig. Das Benediktionale wird auch kurz als „Segensbuch“ bezeichnet.
Akademiereferentin für Theologie und Philosophie Karin Dierkes macht sich in den „Sonntagsworten aus der Akademie“ (und an Feiertagen) Gedanken über Gott und die Welt, sie wählt Texte, Gebete, gute Gedanken für die Sonntage aus, kurz und bündig, aber immer mit Tiefe und Herz.
© Kindermissionswerk ˛Die Sternsinger’
© Karin Dierkes: Segen in einem Haus und Benediktionale
22. Januar 2023 || ein Beitrag von Karin Dierkes, Akademiereferentin für Theologie und Philosophie