Lieblingskirche: Kiliansdom in Würzburg
In meiner Heimatstadt Würzburg gibt es über 60 Kirchen. Da fällt die Wahl schwer. Aber meine Lieblingskirche ist eindeutig der Würzburger Kiliansdom.
Seit über 15 Jahren darf ich hier als Referentin für die Dompastoral arbeiten und fühle mich hier wie zuhause.
Das Außergewöhnliche an dieser Kirche ist nicht nur ihre Größe. Mit gut 105m Länge ist der Würzburger Dom der viertgrößte romanische Kirchenbau Deutschlands. Vielmehr beeindruckt mich seine vielfältige künstlerische Ausgestaltung, die Werke aller Epochen vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert zeigt und vor allem faszinieren mich die Geschichten, die die alten Steine erzählen.
Als im Jahr 1040 der Grundstein für den Dom in seiner heutigen Gestalt gelegt wurde, da baute man Kirchen wie Burgen: im schlichten romanischen Stil mit festen Mauern und Pfeilern, kleinen Fenstern und flachen Decken – ein Bild für die Größe Gottes und den Schutz und die Zuflucht, die Menschen hier suchten und finden konnten. Doch die Zeiten änderten sich und mit ihr das Kirchenbild. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Würzburger Dom zu einem barocken Thronsaal umgestaltet. Stuck im Gewölbe und an den Wänden, Altäre an allen Pfeilern im Hauptschiff und ein barocker Hochaltar sollten den Menschen schon einen Vorgeschmack auf den Himmel bieten.
So stünde unser Würzburger Dom vielleicht noch heute in dieser barocken Pracht, hätte nicht die Bombennacht vom 16. März 1945 Würzburg in nur 20 Minuten in Schutt und Asche gelegt. So musste mit der Stadt auch der Kiliansdom in den Nachkriegsjahren wieder aufgebaut werden. Einige seiner Narben zeigt er uns auch heute noch und ein einheitliches Gesicht sucht man im Würzburger Dom vergebens.
Umso wertvoller ist mir sein Zeugnis geworden. Er erzählt die Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau, von der Hoffnung und vom Glauben der Menschen über Jahrhunderte hinweg. Und so ist er für mich ein Vorbild für unsere Kirche heute, die nicht mehr erhaben, sondern auch verletzlich daher kommt und die Botschaft des Evangeliums in zerbrechlichen Gefäßen (2Kor 4,7) trägt.
Ich bin zuversichtlich, dass auch heute noch viele Menschen nach der Botschaft des Glaubens suchen und fragen. Und ich bin überzeugt davon, dass unser Würzburger Dom mit seiner Geschichte und der Kunst aus allen Jahrhunderten Antworten bieten kann. Diese gemeinsam mit unseren Besuchern zu entdecken, ist eine meiner schönsten Aufgaben.
Titelbild: © pexels, Brett Sayles
Alexandra Eck © POW
Innenaufnahmen des Domes: Peter Eberts Bamberg
historische Aufnahme: zur Verfügung gestellt vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege: K. Gundermann, Abzug 1906
Welche ist Ihre Lieblingskirche?
Kirche besitzen eine hohe Anziehungskraft und meist eine besondere Atmosphäre. Kirchliche Räume wirken und man spürt, dass sie zur Besinnung, zum Innehalten, Nachdenken und Gebet einladen. Sie sind Bauwerke, denen man sich kaum entziehen kann und sie bewegen etwas in einem. Menschen nehmen diese – selbstverständlich individuell verschieden – wahr. Oft gibt es eine besondere Kirche, mit der man etwas verbindet, in der man sich besonders willkommen und wohl fühlt.
Die Reihe startete in der Fastenzeit 2023. Wir fragen Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, nach ihrer Lieblingskirche. Die Beiträge lesen Sie an den Fastensonntagen 2023 und darüber hinaus.
30. April 2023 || ein Beitrag von Alexandra Eck, Referentin für die Dompastoral, Würzburg