Lieblingskirche: Der Essener Dom
Seit fast 27 Jahren arbeite ich für den Essener Dom und seine Schatzkammer. Ich leite dort die Museumspädagogik und den Besucherservice.
Dem Dom bin ich schon seit meinem 5. Lebensjahr verbunden als ich Sänger bei den Essener Domsingknaben wurde. Bis heute ist es für mich ein Geschenk, dass aus der kindlichen Begeisterung für die Musik eine berufliche Perspektive erwuchs. Für mich sind der Essener Dom und seine Schatzkammer der schönste Arbeitsplatz der Stadt.
Der Essener Dom und seine Schatzkammer sind die wichtigste Hinterlassenschaft eines Frauenstifts, das von 850 bis 1803 bestand.
Kostbare Kunstwerke vor allem aus dem Frühmittelalter machen den Domschatz einzigartig unter den Kirchenschätzen Deutschlands. Zum Schatz gehören unter anderem die Essener Lilienkrone, das Essener Schwert und vier goldene Vortragekreuze. Mit diesen und weiteren Kunstwerken beherbergt der Essener Domschatz die weltweit größte Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst.
Die Goldene Madonna im Dom, älteste vollplastische Marienfigur der Welt, ist das wertvollste Kunstwerk im Ruhrgebiet. Sie wurde um 980 von Äbtissin Mathilde, einer Enkeltochter von Kaiser Otto I. in Auftrag gegeben. Sie ließ auch einen monumentalen Siebenarmigen Leuchter fertigen, der heute im Zentrum des Westbaus zu finden ist. Goldene Madonna und Siebenarmiger Leuchter sind Kunstwerke von Weltrang!
Die heutige Kirche, die zwei Vorgänger hatte, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Architektonischer Glanzpunkt ist der Westbau, der romanischen Ursprungs ist und sich am berühmten Oktogon Pfalzkapelle Karls des Großen, dem achteckigen Zentralbau inmitten des heutigen Aachener Doms, orientiert. Es war Otto I. der sich im Jahr 936 in Aachen zum König krönen ließ. Die architektonische Anlehnung an den Aachener Krönungsort verlieh der Essener Stiftskirche imperialen Glanz. Der Westbau hat die verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nahezu unbeschadet überstanden und zeugt davon, dass es zwar im Mittelalter das heutige Ruhrgebiet noch nicht gegeben hat, aber das im heutigen Ruhrgebiet herausragende Kunst und Architektur des Mittelalters erhalten ist.
Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis, Gäste unserer Stadt mit diesem reichen kulturellen und spirituellen Erbe zu überraschen. Sie lernen so das Ruhrgebiet und meine Heimatstadt Essen von einer ganz anderen und häufig unbekannten Seite kennen.
Mit Gründung des Bistums Essen im Jahr 1958 ist die ehemalige Stiftskirche zur Bischofskirche, zum Dom des Ruhrbistums Essen erhoben worden.
© Domschatz Essen, Fotos: Christian Diehl, Dortmund
© Bistum Essen, Fotos: Nicole Cronauge
Welche ist Ihre Lieblingskirche?
Kirche besitzen eine hohe Anziehungskraft und meist eine besondere Atmosphäre. Kirchliche Räume wirken und man spürt, dass sie zur Besinnung, zum Innehalten, Nachdenken und Gebet einladen. Sie sind Bauwerke, denen man sich kaum entziehen kann und sie bewegen etwas in einem. Menschen nehmen diese – selbstverständlich individuell verschieden – wahr. Oft gibt es eine besondere Kirche, mit der man etwas verbindet, in der man sich besonders willkommen und wohl fühlt.
Die Reihe startete in der Fastenzeit 2023. Wir fragen Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, nach ihrer Lieblingskirche. Die Beiträge lesen Sie an den Fastensonntagen 2023 und darüber hinaus.
27. August 2023 || ein Beitrag von Rainer Teuber, Leiter der Museumspädagogik und des Besucherservices der Essener Domschatzkammer