© Klara Beck

„Wiedersehn wird uns werden“

Die Oper Don Carlo von Giuseppe Verdi

Das Spannungsfeld zwischen familiärem und politischem Drama droht zu explodieren. Während Europa durch Kriege auf eine harte Probe gestellt wird, ist die Vater-Sohn-Beziehung zwischen König Filippo von Spanien und seinem Sohn, Infant Don Carlo, durch die Liebe zur selben Frau, Elisabetta von Valois, getrübt. Eigentlich hätte die Ehe zwischen Elisabetta und Filippo endlich den lang ersehnten Frieden besiegeln sollen, doch die französische Prinzessin und der spanische Infant haben sich heimlich ineinander verliebt. Liebe und Politik machen sich schließlich gegenseitig zu Spielbällen – bis am Ende niemand mehr gewinnen kann.

Ausgehend von Friedrich Schillers „Don Karlos, Infant von Spanien“ brachte Giuseppe Verdi dieses Stück 1867 zunächst in Paris als spektakuläre fünfaktige Grand Opéra heraus, inklusive einer viertelstündigen Balletteinlage. Doch schon im Zuge der Uraufführung wurde dem Komponisten bewusst, dass sein Werk noch nicht ausgereift war und so viel Prunk und Pracht der Sprengkraft der Oper entgegenstand. Denn der Rückgriff auf Schillers 1787 uraufgeführtes Drama war durchaus kein Zufall: Die Zerbrechlichkeit von sozialen und privaten Utopien stellte für den politisch so engagierten Verdi in den Wirrungen des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Thema dar. So brachte er die Oper auf vier Akte gekürzt und diesmal auf Italienisch 1884 an der Mailänder Scala ein weiteres Mal heraus. Schlussendlich sollten nicht weniger als sieben verschiedene Fassungen entstehen. In Essen steht „Don Carlo“ in der Mailänder Fassung auf dem Programm, die sich in besonderer Weise auf die Psychologie der Figuren konzentriert. Wie lesen wir das Stück heute, wo Europas Gleichgewicht aufs Neue auf dem Prüfstand steht?

Samstag, 28. März 2020

13.00 Uhr    
„Mein König! Durch Euch blühe neu die Erde! Gebt die Gedanken frei!“
Handlung und Musiksprache in Giuseppe Verdis „Don Carlo“
Prof. em. Dr. Albrecht Goebel,
Fachbereich Musik, Universität Koblenz-Landau

14.30 Uhr    
Kaffee- und Teepause

15.00 Uhr    
„... wie wir im Leben eins gewesen, möge Gott unsere Seelen dann vereinigen!“ (aus Giuseppina Verdis Testament 1897)
Aspekte von Verdis Persönlichkeit, Leben und Schaffen
Prof. em. Dr. Albrecht Goebel, Universität Koblenz-Landau

16.30 Uhr    
Abendessen

17.15 Uhr     
Fahrt nach Essen

19.00 Uhr     
Don Carlo
Besuch der Aufführung im Aalto-Theater in Essen
Musikalische Leitung: Robert Jindra
Inszenierung: Robert Carsen
Choreografie: Marco Berriel
Choreinstudierung: Jens Bingert
Dramaturgie: Christian Schröder

Besetzung
Filippo II.: Ante Jerkunica
Don Carlo: Gaston Rivero
Rodrigo: Jordan Shanahan
Großinquisitor: Karl-Heinz Lehner
Elisabetta von Valois: Gabrielle Mouhlen
Prinzessin Eboli: Agnieszka Rehlis
Ein Mönch: Baurzhan Anderzhanov
Tebaldo, Elisabettas Page: Liliana de Sousa
Graf von Lerma: Albrecht Kludszuweit
Stimme vom Himmel: Christina Clark
Ein königlicher Herold: Benjamin Hoffmann

22.00 Uhr     
Ende der Oper und Rückfahrt nach Bensberg

Sonntag, 29. März 2020

Frühstück für Übernachtungsgäste ab 7.00 Uhr

 8.00 Uhr    
Gelegenheit zum Besuch der Eucharistiefeier in der Edith-Stein-Kapelle

 9.30 Uhr    
Giuseppe Verdis „Don Carlo“: Tragödie des Individuums oder Historiendrama?
Skizzen zur Aufführungs- und Inszenierungsgeschichte
Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner,
Leiter des Bewerbungsbüros Kulturhauptstadt Europas 2025 der Stadt Nürnberg und Musikwissenschaftliches Institut, Univer­sität zu Köln

11.00 Uhr    
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr    
Eine Parabel über das Europa der Gegenwart?
„Don Carlo“ im Aalto-Theater in Essen

Gespräch zur Essener Inszenierung mit
Dr. Christian Schröder, Chefdramaturg, Aalto-Theater der Stadt Essen
Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner, Nürnberg

13.00 Uhr    
Mittagessen

14.00 Uhr    
Ende der Tagung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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