Menschenschöpfer, Kulturstifter und Rebell
Der Prometheus-Mythos in den Künsten
Der Titan Prometheus habe, wie der antike Mythos erzählt, den Menschen geschaffen, ihm durch die Gabe des Feuers kulturelle Entfaltung ermöglicht und ihn vor ungerechtfertigten Machtansprüchen bewahrt. Als Demiurg war er von Alters her in der Literatur die Symbolfigur der Kulturschaffenden schlechthin, aber auch Vertreter ganz anderer ‚Berufsgruppen‘ (Arbeiter, Wissenschaftler, Revolutionäre) haben sich mit ihm identifiziert. Und mit ihnen wurde auch sein Widerpart Zeus, der Herrscher im Olymp, durch die entsprechenden Gegenspieler (Unternehmer, Konzerne, Potentaten) im Laufe der Geschichte ersetzt. Die Entwicklung des Mythos und seiner Deutung lässt sich an literarischen Fassungen von der Aufklärung bis zur Gegenwart gut belegen, aber auch Werke der Musik- und Kunstgeschichte greifen zentrale Motive desselben auf, was an ausgewählten Klang- und Bildbeispielen gezeigt werden kann. Außerdem werden dabei Bereiche der Philosophie, Sozial- und Kunstgeschichte berührt.
Samstag, 13. November 2021
14.00 Uhr
Der Mythos vom Titanen Prometheus
Zentrale Bedeutungselemente und ihre literarische Rezeption im 18. und 19. Jahrhundert
Die Lektüre des Mythos vom Menschenbildner Prometheus in der Version Hesiods wirft einige grundlegende Fragen auf: Warum wird seinen Geschöpfen vom Göttervater Zeus das Feuer vorenthalten und Pandora mit ihrer berüchtigten Büchse geschickt, er selbst zur grausamen Strafe für dessen Raub an einen Felsen des Kaukasus geschmiedet, wo ihn täglich ein Adler heimsucht, um seine nachts nachwachsende Leber zu fressen? Mögliche Antworten ergeben sich u.a. aus der Gestaltung des Stoffs in der deutschen Literatur in den Jahrzehnten vor und nach 1800.
Professor Dr. Rudolf Drux, Institut für deutsche Sprache und Literatur I, Universität zu Köln
16.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.30 Uhr
Prometheus in der Musik
Die Komponisten haben sich eigentlich erst im frühen
19. Jahrhundert für den Prometheus-Mythos interessiert, und zwar in unterschiedlichen Gattungen. Am Anfang stehen Beethovens Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ (1801) sowie seine 3. Symphonie Eroica (1803), die im Finale auf das Ballett zurückgreift. Reichardt, Schubert und Hugo Wolf vertonen Goethes Ode, während Liszt nicht den Freiheitskämpfer, sondern nach Herders Vorlage den beharrlich Duldenden zur Grundlage seiner Symphonischen Dichtung „Prometheus“ (1855) macht.
Professor Dr. Wolfram Steinbeck, Musikwissenschaftliches Institut, Universität zu Köln
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Goethe und Prometheus
Eine mythische Beziehung
Wie Goethe 1823 vermerkt, sei ihm „der mythologische Punkt, wo Prometheus auftritt, immer gegenwärtig und zur belebten Fixidee geworden“. Allerdings hat sich im Laufe seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem Mythos seine Sicht auf den Titanen erheblich verändert: Von der Symbolgestalt des genialen Künstlers wandelt dieser sich zum Technokraten und machtbesessenen Politiker und muss letztlich seine Rolle als Identifikationsfigur an seinen nachsinnenden und ent-sagenden Bruder Epimetheus abtreten.
Professor Dr. Rudolf Drux, Institut für deutsche Sprache und Literatur I, Universität zu Köln
21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 14. November 2021
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
Aufgrund der aktuellen Sicherheitsstandards ist ein Anmeldung erforderlich unter https://bit.ly/2SijQIQ.
9.30 Uhr
Prometheus im Bild
Die Malerei ist dem heterogenen Charakter des Prometheus verwandt: Ihm gleich, erschafft sie bildnerisch Menschen. Das Licht der Malerei gründet im Feuerraub des Prometheus.
Gustave Moreau bündelt in seinem Prometheusbild das Bedeutungsspektrum. Vor der Pathosfolie antiker Gestaltung fokussiert sich die Bildtradition zudem in künstlerischen Lösungen von Parmigianino, Rubens, Snyders, Jordaens, Goya, Füssli, Böcklin und anderen.
Dr. Irene Pelka, Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Prometheus im Labor
Oder ein Mythos auf dem Weg zur Wirklichkeit
Den Titelhelden ihres Romans Frankenstein (1818) hat Mary W. Shelley als „den modernen Prometheus“ bezeichnet, der von der Vorstellung besessen ist, menschliches Leben auf technischem Weg hervorbringen zu können. Das hat sein „postmoderner“ Nachfahre inzwischen erreicht. Mit welchen Erscheinungsformen und moralischen Folgen der Mythos an das Ziel seiner Verwirklichung gelangt ist, sucht eine kommentierte Lesung ausgewählter literarischer Texte, Essays und Nachrichten zu verdeutlichen.
Professor Dr. Rudolf Drux, Institut für deutsche Sprache und Literatur I, Universität zu Köln
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende des Seminars
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.