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Unbekanntes Poitou

Romanik zwischen Loire und Atlantik

Das Poitou im Westen Frankreichs ist hierzulande fast unbekannt. Heute ist diese historische Landschaft in die Großregion Nouvelle-Aquitaine eingegliedert, deren Name noch an die römische Provinz Aquitanien erinnert. Die Antike ist vor allem in Saintes erfahrbar, wo sich der eindrucksvolle Germanicus-Bogen in der Charente spiegelt. Poitiers, Hauptstadt des Poitou, birgt mit dem Baptisterium Saint-Jean einen der ältesten christlichen Kultbauten Frankreichs. Vor den Toren der Stadt gründete Martin von Tours das erste Kloster des Abendlandes. Eine kulturelle Blüte ohnegleichen zeitigte dann das Mittelalter. Damals entstand eine einzigartige Fülle romanischer Kirchen im Poitou, deren Ausgestaltung heute noch fasziniert. Ungewöhnlich sind auch die Totenlaternen, in denen Feuer für die Verstorbenen entzündet wurden. Einen Höhepunkt der Romanik stellt die Klosterkirche Saint-Savin mit ihrer unvergleichlichen Ausmalung dar. Eleonore, Herzogin von Aquitanien und Gräfin des Poitou, ist eine der berühmtesten Frauengestalten des Mittelalters. Nicht zufällig beginnt die Reise ins Poitou an ihrer Grablege im Kloster Fontevraud. Der Weg führt anschließend über ihre Residenzstadt Poitiers an die Atlantikküste bis nach La Rochelle.

Ihr/e Reiseleiter/in

Mittwoch, 12. Juni 2024
En route
Busreise von Bensberg (7.30 Uhr) und Köln (8.15 Uhr) an die Loire.


Donnerstag, 13. Juni 2024
Besuch bei Eleonore von Aquitanien
Als Heinrich II. von England im nahen Chinon starb, wurde die Klosteranlage von Fontevraud eher zufällig zur Grablege der Plantagenets. Sie beherrschten im 12. Jahrhundert nicht nur England, sondern ebenfalls große Teile Frankreichs. Auch Heinrichs Gattin Eleonore und ihr berühmter Sohn Richard Löwenherz sind in der eindrucksvollen Klosterkirche bestattet. Das Kloster in Saint-Jouins-de-Marnes soll schon im 4. Jahrhundert vom hl. Jovinus gegründet worden sein. Besonders sehenswert ist die majestätische Chorpartie der romanischen Kirche. Im nahe gelegenen Airvault sind in der romanischen Klosterkirche interessante Kapitelle zu sehen. Fragmente einer Reiterfigur an der Fassade lassen ein verbreitetes und immer noch rätselhaftes Motiv der poitevinischen Romanik anklingen.


Freitag, 14. Juni 2024
Poitiers – Hauptstadt des Poitou
Der Justizpalast im Zentrum von Poitiers birgt immer noch den großen Festsaal der einst hier residierenden Grafen und Herzöge. Doch die Geschichte der Stadt beginnt viel früher. Das Baptisterium Saint-Jean gilt als einer der ältesten christlichen Kultbauten Frankreichs. Hilarius von Poitiers war ein bedeutender Theologe des 4. Jahrhunderts. Seine Grablege, die ehemalige Klosterkirche Saint-Hilaire, führt den Reigen der romanischen Bauten an. Die Fassade von Notre-Dame-la-Grande ist eine gewaltige Bilderwand der poitevinischen Romanik. Die gotische Kathedrale Saint-Pierre hütet ein kostbares Glasfenster mit dem Stifterbild der Eleonore von Aquitanien.


Samstag, 15. Juni 2024
Romanik zwischen Vienne und Gartempe
Ligugé gilt als ältestes Kloster des Abendlandes. Ausgrabungen erlauben einen Blick in die Geschichte dieses Ortes, an dem auch heute noch Mönche leben. Die Ville Haute von Chauvigny mit Burg und Kirche versetzt einen ins Mittelalter. Die Kapitelle von Saint-Pierre erzählen aus dem Leben Jesu. In der Abteikirche von Saint-Savin-sur-Gartempe (Weltkulturerbe der UNESCO) erreicht die Bildkunst des Mittelalters einen einzigartigen Höhepunkt. An Wänden und Gewölbe hat sich der umfangreichste Freskenzyklus der französischen Romanik erhalten. Am Abend bietet sich die Möglichkeit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes.


Sonntag, 16. Juni 2024
Auf dem Jakobsweg
Melle mit seinen drei romanischen Kirchen war eine wichtige Station auf dem Weg nach Santiago. Die mittelalterliche Bilderwelt der prachtvollen Klosterkirche Saint-Hilaire hat 2011 mit der spektakulären Chorausstattung von Mathieu Lehanneur einen modernen Gegenpol bekommen. Die Pilgerkirche in Aulnay ist ein Juwel der Romanik. In den Bogenläufen der Portale locken Sirenen, umgeben von einer Prozession aus Fabelwesen und musizierenden Eseln. Auf dem Weg nach La Rochelle liegt die romanische Kirche Notre-Dame in Surgères pittoresk inmitten ruinöser Burgmauern.


Montag, 17. Juni 2024
Die Stadt, das Meer und das Moor
Die Hafenstadt La Rochelle war Jahrhunderte hindurch heiß umkämpft. England und Frankreich, aber auch Hugenotten und Katholiken stritten um ihren Besitz. Die trutzige Hafenbefestigung bezeugt die bewegte Geschichte. Ein Ausflug führt am Nachmittag zur malerischen Ruine des einst mächtigen Klosters Maillezais. Die 1317 gar zum Bistum erhobene Benediktinerabtei liegt am Rande des Marais Poitevin, eines gewaltigen Moores, das die Mönche im Mittelalter durch Kanalisierung landwirtschaftlich nutzbar machten. Auf Kähnen kann man heute diese einzigartige Kulturlandschaft erkunden.


Dienstag, 18. Juni 2024
Römisches und Romanisches
Mediolanum Santonum, das heutige Saintes, war einst eine bedeutende römische Stadt. Neben dem antiken Erbe sind mit der Abbaye aux Dames und Saint-Eutrope auch zwei romanische Kirchen zu bewundern. Sie machten Saintes zu einer wichtigen Station auf dem Jakobsweg. Im Dorf Fenioux hat sich neben der Kirche eine der raren Totenlaternen erhalten, die wohl so etwas wie ein Leuchtturm war, der den Seelen der Verstorbenen den Weg in die Ewigkeit wies.


Mittwoch, 19. Juni 2024
Zurück zu den Anfängen
Bei einem Halt auf der Fahrt in Richtung Loire werden die Anfänge menschlicher Baukunst im Poitou in den Blick genommen. Die Tumuli von Bougon und das zugehörige Museum geben eine eindrucksvolle Vorstellung von den Begräbnissitten des Neolithikums und der Megalithkultur.


Donnerstag, 20. Juni 2024
Au revoir
Rückfahrt nach Köln (Ankunft ca. 17.30 Uhr) und Bensberg (Ankunft ca. 18.15 Uhr).

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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