Kirche reformieren, unterbrechen, aufhören? - Strategiekongress 2022 in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg

Kirche reformieren, unterbrechen, aufhören? 7. Strategiekongress

Beim 7. Strategiekongress gehen die Teilnehmer:innen der Frage nach, ob es Sinn macht, zu versuchen, die Kirchen bewährten Transformationsmustern folgend zu reformieren oder ob nicht längst angezeigt ist, sich zu unterbrechen und mit Kirche in der tradierten Gestalt aufzuhören, um Raum für Neues zu gewinnen.

Die dem 7. Strategiekongress zugrundeliegende These lautet: Die jetzige Form von Kirche zeigt unwiderrufliche Auflösungserscheinungen. Es geht seit vielen Jahren bergab. Das Ende kommt schleichend und ist doch absehbar. Die „nächste Kirche“ wird anders sein und es ist stark zu vermuten, dass dazwischen eine radikale Veränderung bzw. eine wie auch immer ausgeprägte Form des Zusammenbruchs liegt. Auf diesem Weg kann ein Kipppunkt erreicht werden, an dem es keine Möglichkeit mehr gibt, den Übergang zu steuern.

Beschleunigte Trends, verschärfte Diskussionen über den „richtigen“ Weg in die Zukunft und die Auswir-kungen kritischer Ereignisse deuten darauf hin, dass der Kipppunkt näher rückt, vielleicht auch schon überschritten ist.

Die Menschen – Akteur:innen, Nutzer:innen, Mitglieder und Beobachter:innen – gehen unterschiedlich mit dieser Erfahrung um: Viele schauen weg und machen weiter wie bisher. Etliche leiden darunter, schreiben sich selbst die Schuld für diese Entwicklung zu oder sehen sich in der Verantwortung, zu handeln. Andere warten einfach ab, was passiert, oder schauen mit Schadenfreude zu.

Unterschiede treten zunehmend deutlicher hervor, Positionen polarisieren sich. Man spricht sich die Kirchlichkeit ab. Reformen sind im Kern darauf ausgerichtet, immer weiter zu konzentrieren und zu ver-dichten, um so letztlich das Bestehende zu erhalten. Oder sie werden von mächtigen Interessensträgern blockiert. Im Windschatten gibt es Versuche, vom Pfad abzuweichen und zu experimentieren, allerdings ohne, dass systemrelevante Änderungsimpulse zu beobachten sind.

Mit dem Kongress nehmen wir eine Art Selbstversuch vor: Die Teilnehmenden gehen den Weg der Auflö-sung nach. In in 6 Themen-Sektoren wird dazu ein Erfahrungs- und Dialograum für die Kongress-Teilnehmenden eröffnet. In jedem Themensektor beteiligen sich Protagonist:innen am Diskurs und bieten dabei ihre spezifische Perspektive an. Informationen zu den Protagonist:innen findet sich auf der Internetseite .

 

6 THEMEN-SEKTOREN

 

Sektor 1: Was sich zeigt – Kontextanalyse

Was kennzeichnet die aktuelle Situation der Kirchen in unserer Gesellschaft? Welche Entwicklungslinien sind erkennbar und mit welchen Szenarien ist zu rechnen?

Mit Matthias Drobinski, Marliese Kalthoff, Detlef Pollack und Gerhard Wegner.

 

Sektor 2: Wie das Bestehende aufrecht erhalten wird

Wie tragen die Beteiligten in unterschiedlichen Rollen und Funktionen systematisch dazu bei, den Status Quo aufrechtzuerhalten? Wie folgen alle Mustern, ihn immer wieder von Neuem zu reproduzieren?

Mit Alexander Gießen, Esther Göbel, Miriam Hoffmann, Andrea Qualbrink, Christopher Scholtz, Steffen Schramm

 

Sektor 3: Musterunterbrechung, Leere aushalten

Der Logik des Prozesses nicht ausweichend wird der Reflex, seine Dramatik zu relativieren und weiterzu-machen wie bisher, unterbrochen. Leere aushalten.

Angeleitet von Hardy Lech, Johanna Schulenburg

 

Sektor 4: Warum eigentlich? – Start with Why

Was treibt uns an, der Botschaft zu folgen und überhaupt Kirche sein zu wollen? Das „Warum“ ist ent-scheidend, nicht das „Was“ oder „Wie“. Welche Erfahrungen tragen uns? Was ist der Kern der Hoffnung, der bleiben wird, wenn sich alles verändert?

Mit Sandra Bils, Katharina Haubold, Monika Kling-Witzenhausen, Jan Loffeld

 

Sektor 5: Wie Sterben geht – Exnovation

Um dem, was wichtig ist, Raum, Gestalt und Sprache zu geben, muss Kirche Ballast abwerfen. Wie will sie loslassen, wie kann Sterben gehen?

Mit Karl Bitschnau, Markus Bosbach, Andreas Dethleffsen, Torsten Groth, Ilse Junkermann

 

Sektor 6: Wie Kirche neu denken – Ansätze und Utopien

Wie kann Kirche ausgehend vom Sendungsauftrag radikal neu gedacht werden? Es geht nicht um Anpas-sung oder Reform, sondern um alternative „Betriebssysteme“ – ohne Anspruch auf Wahrheit. Wie kann die Botschaft in einer ganz anderen Form von Kirche Präsenz gewinnen?

Mit Jens Ehebrecht-Zumsande, Emilia Handke, Maike Schöfer, Michael Schüßler