Zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer

Donnerstag, 4. und Freitag, 5. Juli 2024

18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen sich am frühen Abend von Frankfurt über München nach Tbilisi.

Schon kurz nach der Ankunft in Georgien ist klar: aufgrund einer kurzfristigen Änderung seitens der Fluggesellschaft ist sämtliches Gepäck in München geblieben. So erreichen wir das Hotel in der Altstadt erst, als es bereits wieder hell wird, weil es noch diverse Dinge zu regeln gilt.  Nach ein paar wenigen Stunden Schlaf stehen jedoch bereits Begegnung und Gespräch mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Georgien, Ernst Peter Fischer, auf dem Programm, der ausführlich über die aktuelle Lage und die Zukunftsaussichten des Landes berichtet, dessen Status des jüngsten EU-Beitrittskandidaten aufgrund des aktuellen Regierungskurses vorerst auf Eis gelegt wurde.

Im Anschluss an das Gespräch führt uns der Weg zu Fuß durch die Hauptstadt. Die Vielfalt der Baustile in Tbilisi spiegelt die lange multikulturelle und multireligiöse Geschichte der Stadt und der Region wider. Die mittelalterliche Metechi-Kirche, die Antschischati-Basilika sowie Synagogen und Moscheen sind nur einige steinerne Zeugen religiöser Vielfalt. Der mittelalterlichen Festung Nariqala, dem orientalischen Bäderviertel, dem Freiheitsplatz und dem von Jugendstilgebäuden gesäumten Rustaweli-Prospekt gilt am Nachmittag ebenso das Interesse wie der „Brücke des Friedens“. Am Abend begrüßt uns Bischof Giuseppe Pasotto, Apostolischer Vikar und Bischof von Tbilisi und Georgien in seiner Residenz. Ganz bescheiden und daher umso eindrucksvoller berichtet er von seinem ganz persönlichen Werdegang und den Herausforderungen, denen er in seinem täglichen Wirken ausgesetzt ist, bevor er uns zu hausgemachter Pasta und Wein in seiner Residenz zu Tisch bittet.

Dass die deutsche Nationalmannschaft an diesem Abend nur knapp aus der Europameisterschaft ausscheidet, ist zwar traurig – dafür gibt es einen leichten Hoffnungsschimmer, was unsere Koffer betrifft …

Samstag, 6. Juli 2024

Von Tbilisi nach Kutaisi

Am frühen Morgen bestätigt sich, was alle gehofft haben: alle Koffer sind über Nacht wieder aufgetaucht und geben somit Anlass zu großer Freude – schließlich möchten wir Tbilisi heute schon wieder verlassen. Nach der Hauptstadt richtet sich der Blick nämlich bereits  auf zwei weitere bedeutende Städte. Zuvor geht es nach Mzcheta, wo sich einst die Heer- und die Seidenstraße kreuzten. Heute ist die 3 000 Jahre alte Stadt UNESCO-Welterbe und mit der Swetizchoweli-Kathedrale religiöses Zentrum Georgiens. Am Zusammenfluss der Flüsse Mtkwari und Aragwi habe die heilige Nino – so die Legende – den Platz für die erste Kirche Georgiens ausgewählt. Vom  hochgelegenen Dschwari-Kloster (7. Jh.) bieten sich eindrucksvolle Blicke auf die beiden Flüsse.

Die antike Siedlung Dsalissa, wurde bereits von Ptolemäus (90-168 n.Chr.) als eine der Hauptstädte des Königreichs Iberien erwähnt. Eine besondere Entdeckung ist das noch teilweise erhaltene Bodenmosaik, das zu den ältesten im Kaukasus zählt. Mitten im Wald hingegen liegt das Kinzwissi Kloster mit einer Kirche aus dem 11. Jahrhundert, die berühmt ist für ihre Lapislazuli-blauen Fresken. Der Verkündigungsengel, bekannt als der „Blaue Engel“ aus dem 13. Jahrhundert, ist von überirdischer Schönheit und ein Beispiel der frühen georgischen Renaissance. Ziel ist am frühen Abend Kutaisi.

Sonntag, 7. Juli 2024

Zwischen Mittelalter und Steinzeit

Der Tag beginnt mit einem sonntäglichen Spaziergang durch den Kurpark von Zkaltubo.

 

Von hier aus führt uns der Weg zum steinzeitliche Höhlensystem der Sataplia-Höhle in einer dicht bewaldeten Karstlandschaft – eines der wichtigsten Naturdenkmäler in Georgien, wo nicht nur die bekannte Tropfsteinhöhle sondern auch die (mutmaßlichen) Spuren der Dinosaurier bestaunt werden können. Zurück in Kutaisi erkunden wir die Stadt sowie den sehr schönen und traditionellen Bauernmarkt, der bis heute erhalten geblieben ist und mit jeder Menge kulinarischer Versuchungen lockt.

 

Am späten Nachmittag steht zunächst die Besichtigung der Bagrati-Kathedrale an. Charakteristisch sind Ihre türkiesen Dächer, die allerdings erst nach der Restauration entstanden sind. Das Gotteshaus befindet sich auf dem Ukimerioni Hügel über dem Fluss Rioni in Kutaissi, die Hauptstadt der Region Imeretien.

Mitten im Wald versteckt hingegen liegt das nahegelegne Kloster Motsameta, das wie eine Art Schwalbennest in den Berg gebaut wurde und eine Oase der Ruhe ist.

Im Anschluss daran erwartet uns bereits eine einheimische Familie zum Abendessen. Die nahgelegene und bedeutendste theologische Ausbildungsstätte des Mittelalters, die Akademie von Gelati mit ihren eindrucksvollen Architektur- und Freskenprogrammen, lässt sich leider nur aus der Ferne bestaunen – der Zugang bleibt uns aufgrund kurzfristig kommunizierter Renovierungsarbeiten jedoch leider verwehrt. Dafür treffen wir die entsprechende Forschungs-Equipe aus Italien beim Abendessen mit unserer Gastgeberin, die sich alle Mühe gibt, uns nicht nur fürstlich zu bewirten, sondern auch eindrucksvoll mit georgischer Musik und Tanz zu unterhalten. Hier erfahren wir auch, wie eines der georgischen Nationalgerichte, das Khachapuri auf traditionelle Weise hergestellt wird.

 

Montag, 8. Juli 2024

In den Großen Kaukasus

Aus der Ebene von Kutaisi geht es auf einer langen Fahrt in den zentralen Kaukasus. Ziel ist die „Hauptstadt“ der Region Swanetien, umgeben von den gigantischen Gipfeln des Kaukasus. Die Fahrt führt vorbei am Enguri-Stausee, der von Georgien und der Region Abchasien gemeinsam verwaltet wird. Mit 750 Metern Breite und 271,5 Metern Höhe ist die Staumauer das gewaltigste Bauwerk im Kaukasus. Die Staumauer wurde 1988 nach 20-jähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Das dazugehörige unterirdische Enguri-Wasserkraftwerk kann bis zu 40 Prozent der georgischen Stromproduktion produzieren.

Am frühen Abend erreichen wir planmäßig die Stadt Mestia, auf einer Höhe von 1 500 Metern gelegen.

11. Juli 2024 || ein Beitrag von Sandra Gilles, Leiterin Referat Ferienakademien

Sandra Gilles - Leiterin Ferienakademien - Thomas-Morus-Akademie Bensberg_