Himmelfahrt leben
Nicht mehr da? Ganz und gar entrückt vom Hier und Jetzt? Völlig abgehoben? Nur noch heiße Luft? Wo und wie machen wir Christen den Herrn sichtbar in dieser Welt? Wohl kaum durch wolkige Schwärmereien, auch nicht durch abstrakte Gedanken, die aus himmelhohen Elfenbeintürmen stammen. Darauf weisen in der Apostelgeschichte die Engel bereits am Himmelfahrtstag hin. Ihre Stimmen sind deutlich zu hören: »Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?« (vgl. Apg 1, 11). Nicht ausgesprochen klingt mit: Schaut euch mal lieber um in eurer Umgebung, da wo ihr wohnt, wo ihr arbeitet, wo ihr euren Alltag erlebt – mit allen Freuden und Sorgen. Wir Christen glauben an einen Gott, der mit unserem Leben eng verwoben ist. Was auch immer wir erfahren oder erdulden, miteinander teilen, ist Gott nicht fremd: Arbeit und Schweiß, Tränen und Angst, Liebe und Lachen, Leiden und Tod. Christus ist in diese Welt gekommen. Hier will er sichtbar und erfahrbar sein. Viele Haupt- und Ehrenamtliche unserer Kirche im Rheinisch-Bergischen Kreis leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Ihr Zeugnis, ihr Suchen nach dem Herrn, ist für unser Zusammenleben wertvoll und schön. Dabei bleibt auf Dauer die Frage: Ist unser Tun in seinem guten Geist? Bleiben wir ihm nahe? Es ist Christus, der alles Konkrete, das unser Menschsein ausmacht, mitnimmt in die Gegenwart des himmlischen Vaters. Welch ein Spannungsfeld zwischen Himmel und Erde, das zur Bewegung einlädt! Sich bewusst aufmachen, Christus bezeugen in dieser zerbrechlichen und endlichen Welt. In solch einem Zeugnis liegt die Weite und das Himmlische, das aufleuchtet, das alles Graue und Schwierige übersteigt. All dies gehört zum wunderbaren Wesen von Christi Himmelfahrt.
Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de
18. Mai 2023 || ein Beitrag von Norbert Hörter, Dechant im Rheinisch-Bergischen Kreis