Faszination Buch | Bibliomania – Das Buch in der Kunst
Mit der Ausstellung Bibliomania – Das Buch in der Kunst wendet sich das Kunstmuseum Villa Zanders dem Buch in all seiner Vielfalt zu. Eines wird beim ersten Blick in die Ausstellung deutlich: Das Buch ist mehr als nur sein Inhalt, den es beim Lesen Seite für Seite preisgibt. Bei künstlerisch gestalteten Buchobjekten oder Künstlerbüchern ist der Inhalt oft zweitrangig; vielmehr geht es um die Erfahrung von sinnlich-haptischen Qualitäten des Materials. Dies zeigt sich über die Wahl des Papiers und der Art der Gestaltung. Doch was macht das Buch zu einem Kunstwerk?
Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung beschäftigen sich auf ganz vielfältige Art und Weise mit dem Medium Buch. In den gezeigten Arbeiten liegt der Fokus häufig auf einem bestimmten Bestandteil des Buches.
So ist es bei Anne Berning der Buchrücken. In ihrem eigens angefertigten Alphabet zeigt sie überlebensgroße Leinwände in Form von Buchrücken, die fiktive Kunstkataloge zu bereits existierenden Künstlerinnen und Künstlern darstellen.
Bei Hubertus Gojowczyk hingegen wird der Buchblock verbrannt, durchstoßen oder gewaltvoll zerhackt.
Indes rückt bei dem griechischen Künstler Christos Venetis der Buchumschlag in den Fokus seiner Installation. Er reißt den Buchblock vollständig heraus und legt den ungeschützten und verwundeten Buchrücken frei. Die offenen, aufklaffenden Wunden des Buchinneren korrespondieren mit den melancholischen Bleistiftzeichnungen auf den Buchinnendeckeln. Christos Venetis kehrt die schützende Funktion des Umschlags vollständig um.
Ganz anders dagegen beschäftigt sich die Fluxus-Künstlerin Takako Saito mit dem Buch. Auf formaler Ebene haben ihre Buchobjekte wenig mit dem klassischen Buch gemein. Mal sind es Kästchen, mal Kleider und manchmal hängen die Buchobjekte pflanzenartig von der Decke herab. Für die aus Japan stammende Künstlerin ist das Buch eine regelrechte Spielwiese – die für sie alles sein kann.
Die Ausstellung spürt allerdings auch den Orten nach, an welchen Bücher seit Jahrhunderten aufbewahrt werden: den Bibliotheken. Es sind Räume aus „längst vergangenen Zeiten“, die eine fast sakrale Atmosphäre ausstrahlen und bis heute zum Studieren genutzt werden. Die Becher-Schülerin Candida Höfer fängt in ihren großformatigen Fotografien die Erhabenheit und Stille historischer Bibliotheken ein. Es sind magische Orte, die auch als „Kathedralen des Wissens“ bezeichnet werden können.
Zu sehen sind Kunstwerke aus den unterschiedlichsten Sparten der Kunst – von Malerei, Zeichnung über Fotografie, Film, Installation bis hin zu Buchobjekte und Künstlerbüchern. Das Kunstmuseum zeigt die unendliche Vielfalt künstlerischer Beschäftigung mit der Welt der Bücher.
Der opulente, 208 Seiten starke Ausstellungskatalog enthält zahlreiche Abbildungen, einführende Texte und ein komplettes Werkverzeichnis. Verlag Kettler, Dortmund 2022, Museumspreis 35,- €
Bibliomania – Das Buch in der Kunst
3.09.2022 bis 8.01.2023
Kunstmuseum Villa Zanders
Di & Fr 14-18 Uhr, Mi & Sa 10-18 Uhr,
Do 14-20 Uhr, So 11-18 Uhr
Eintritt: 4€ / ermäßigt 2€
Bildnachweis:
Ausstellungsansicht im Kunstmuseum Villa Zanders
Anne Berning
Hubertus Gojowczyk
Takako Saito
© alle Bilder: Kunstmuseum Villa Zanders
13. November 2022 || ein Beitrag von Sabine Majer M.A., Volontärin im Kunstmuseum Villa Zanders