Buchempfehlung von Manfred Kasper
Afghanische Reise
Roger Willemsen
2006, S. Fischer Verlage
„Mit seiner „Afghanischen Reise“ gewährt Roger Willemsen als wunderbarer Beobachter Einblicke in eine fremde und zugleich faszinierende Welt.“
Manfred Kasper
Afghanistan stand in den letzten Wochen – nach dem Abzug der deutschen und amerikanischen Truppen und der erneuten Machtübernahme durch die Taliban – im Fokus des weltweiten Interesses. Doch was wissen wir eigentlich über dieses Land, über die Menschen, die dort leben, ihre Geschichte und Geschichten? – Das 2006 erschienene Buch „Afghanische Reise“ dreht die Uhr um Jahre zurück: Es erzählt, wie der 2016 verstorbene Autor, Publizist und TV-Moderator Roger Willemsen seine Freundin Nadia Karim nur wenige Monate nach dem Ende einer über 25-jährigen Kriegsgeschichte und der ersten Herrschaftsphase der Taliban in deren Heimat Afghanistan begleitet. Es ist ein Buch über ein Nachkriegsland voller innerer und äußerer Verwüstungen, aber auch eines über einen Aufbruch. Willemsen spricht mit Frontsoldaten und Generälen, er trifft Kulturschaffende und junge Fußballerinnen ebenso wie ehemalige Mudschaheddin, Taliban-Funktionäre und Menschenrechtler*innen, besucht Nomadenfamilien und wilde Reiterspiele. Dabei malt er das Bild eines Landes, das so damals wie heute in den Medien eher selten gezeichnet wird.
Gemeinsam mit Nadia Karim bricht er von Kabul durch die Berge des Hindukusch auf in deren Heimatstadt Kunduz, in der ihr Vater einst ein Kino und ein Theater besaß. Noch in den 1970er-Jahren kamen zu den Vorführungen Pantomimen aus der Tschechoslowakei, Oper und Ballett aus Russland, Tanz und Theater aus der Türkei, Indien und Afghanistan selbst. Erinnerungen, die sie zurücklassen musste, als sie 1975 nach Deutschland kam. – Von Kunduz aus geht es durch die Steppe weiter zum mythischen Flusses Oxus, der die Grenze Afghanistans zu Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan bildet.
Roger Willemsen reiste mehrfach nach Afghanistan. Er organisierte Benefiz- und Informationsabende zu diesem ihm besonders am Herzen liegenden Land. Zudem engagierte er sich zehn Jahre lang als Schirmherr des von seiner Freundin und Reisebegleiterin Nadia Karim im Jahr 1992 gegründeten Afghanischen Frauenvereins e.V.
Anlässlich der Frankfurter Buchmesse (20. bis 24. Oktober 2021) haben wir uns im Redaktionsteam über die Bücher ausgetauscht, die wir gerade lesen und/oder empfehlen können. Für uns ist Lesen eine der schönsten Beschäftigungen, auch – oder vor allem gerade – im digitalen Zeitalter. Die Lektüre eines Romans am Feierabend wirkt entschleunigend und entspannend.
Außerdem geben uns die Geschichten Einblick in das Leben anderer. Wir schauen über unseren Tellerrand, die Menschen fremder Länder, anderer sozialer Schichten oder divergierender Einstellungen kommen uns näher. Das entfaltet unser Verständnis füreinander.
Daraus ist die Idee entstanden, Personen, die mit der Akademie verbunden sind, nach einer Buchempfehlung für unseren Blog „Akademie in den Häusern“ zu fragen. Zusammengekommen sind 14 besondere Beiträge: Romane, Biografien und Kochbücher, Klassiker und neu erschienene Werke, die wir Ihnen in den nächsten zwei Wochen in unserem Blog vorstellen.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre.
Haben Sie ein Buch, das Sie gerne in unserem Blog empfehlen möchten? Schreiben Sie uns an:
14. Oktober 2021 || eine Buchempfehlung von Manfred Kasper, freiberuflicher PR-Journalist und Kommunikationsberater, Köln