Modellprojekt in Köln: Hilfe für Frauen, die von FGM/C betroffen sind

Heute ist der internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Ein Modellprojekt in Köln unterstützt betroffene Frauen und gibt ihnen eine Stimme. Denn die Folgen der Genitalverstümmelung haben Einfluss auf viele Lebensbereiche: auf die Gesundheit, eine mögliche Schwangerschaft, sogar auf ein laufendes Asylverfahren. Birgit Wetter-Kürten, Projektverantwortliche der esperanza-Beratung des SkF Köln, schildert, wie betroffenen Frauen und bedrohten Mädchen geholfen werden kann.

Die WHO gibt an, dass weltweit ca. 200 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Obwohl FGM/C (internationaler Begriff: female genital mutilation/ cutting; weibliche Genitalverstümmelung/ Beschneidung) in den meisten Ländern verboten ist, sind die gewaltsamen Eingriffe in einigen afrikanischen, asiatischen und arabischen Ländern verbreitet.
Durch weltweite Migrationsbewegungen lebt eine zunehmende Zahl von betroffenen Frauen in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie des BMFSJ aus dem Jahr 2020 sind es derzeit ca. 66 000 Mädchen und Frauen. Auch in Deutschland lebende Mädchen sind bedroht. Seit 2013 ist FGM/C in Deutschland verboten und kann strafrechtlich verfolgt werden (§226a StGB).
FGM/C kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit, die Sexualität sowie auf eine Schwangerschaft und die Geburt haben. Leben und Alltag betroffener Frauen können durch eine Beschneidung stark beeinträchtigt sein. Eine erlittene oder drohende Beschneidung kann Einfluss auf ein Asylverfahren haben.
Daher ist es wichtig, dass wir in Deutschland betroffenen Frauen und bedrohten Mädchen Schutz bieten, dass wir sie über ihre Rechte informieren und ihnen konkrete medizinische, therapeutische und rechtliche Unterstützungen anbieten.
In unserer Arbeit setzen wir uns dafür ein, Mädchen und Frauen sensibel und kompetent zu beraten und ihnen z.B. in unserer Schwangerschaftsberatungsstelle esperanza konkrete Hilfen anzubieten. (finanzielle Hilfen, Hebammensuche, Klinikanmeldung, Vermittlung zu Ärztinnen und Ärzten, die sich mit FGM/C auskennen). Wir verfügen über ein Netzwerk von spezialisierten Fachleuten. Eine gute medizinische Behandlung und Begleitung während der Schwangerschaft und der Geburt schützt Mutter und Kind, eine hochqualifizierte chirurgische Rekonstruktion der weiblichen Geschlechtsmerkmale kann für Frauen zu einer erheblichen Verbesserung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens führen.
Eine kompetente Beratung und Behandlung betroffener Frauen erfordert spezifische Fachkenntnisse in den verschiedenen Berufsgruppen. Das Wissen über gewaltvolle, traumatische Lebensereignisse und mögliche physische und psychische Folgen ist wichtig, um Frauen sensibel begleiten und Mädchen schützen zu können. Dazu beraten wir Fachleute und bieten Fortbildungen an.

Informationen für Betroffene und für Fachleute sind unter www.fgm-caritasnet.de zu finden.

6. Februar 2021 || ein Beitrag von Birgit Wetter-Kürten, Beraterin bei esperanza, Schwangerschaftsberatung
Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Köln, Projektverantwortliche für die Information und Beratung zu FGM/C,
außerdem systemische Beraterin und Supervisorin