„Verwegene Fantasie“
Goethe und die romantische Kunst
„Das Auge war vor allen anderen das Organ, womit ich die Welt faßte“.
Zeichnen war im Zeitalter Goethes äußerst beliebt. Auch der Dichter und Kunstsammler selbst war ein leidenschaftlicher Zeichner – wenn auch oft auf dilettantischem Niveau. So wundert es nicht, dass dieser Aspekt des bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung durch das Etikett des „Klassikers“ verborgen wird: Seine Beziehungen zur romantischen Malerei und zur Graphik geraten allzu leicht in den Hintergrund.
Die Ausstellung „Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar“ im Schiller-Museum bietet den idealen Anlass, diesen Aspekt genauer zu beleuchten.
Sie zeigt, wie treffend romantische Illustrationen Goethes Dichtungen – insbesondere „Faust“ und die Balladen – ergänzen und verdeutlicht, dass sein Blick auf die bildende Kunst weit über die Grenzen eines dogmatischen Klassizisten oder naturwissenschaftlichen Realisten hinausging. Neben Goethe selbst rücken auch Caspar David Friedrich (1774-1840) und seine Bildwelten in den Fokus. Die Darstellung in Malerei und Dichtung wirft einen vielschichtigen Blick auf das zeitgenössische Verständnis der Natur.
Wir laden Sie herzlich ein, Goethes Beziehungen zur romantischen Malerei neu zu entdecken und dabei auch die Klassikerstadt Weimar erstmals als Ort der Romantik zu beleuchten!
Donnerstag, 20. Februar 2025
Individuelle Anreise zum Hotel Dorint Am Goethepark Weimar.
15.00 Uhr
Willkommen zur Goethe Akademie!
Begegnungen und Gespräche bei Kaffee, Tee und Gebäck
- Susanne Bonenkamp M. A.
Theaterwissenschaftlerin - Prof. Dr. Johannes Grave
Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena - Prof. Dr. Stefan Matuschek
Inhaber des Lehrstuhls für „Neuere deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.
15.30 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Goethes wenig bekanntes Alterswerk
Eine Einführung
Die von 1816 bis 1832 erschienene Zeitschrift „Über Kunst und Altertum“ ist
Goethes umfangreichstes, doch insgesamt ein wenig bekanntes Werk. Prominent sind einzelne Konzepte daraus, wie in erster Linie das der „Weltliteratur“ oder seine Polemik gegen das „klosterbrudrisierende, sternbaldisierende Unwesen“ der Romantik. Ein breiterer Blick auf diese in den Interessen weit gespannte Zeitschrift, die Goethe zum größten Teil selbst verfasst hat, offenbart etwas anderes: viel Solidarität mit der zeitgenössischen (romantischen) Literatur und Kunst. Einblicke in dieses eigenwillige Alterswerk schaffen eine gute Grundlage für die Themen der kommenden Tage.
Prof. Dr. Stefan Matuschek
18.00 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant
20.00 Uhr I Podiumsdiskussion im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums
Klassik und Romantik im produktiven Zusammenspiel oder „sich heftig bekämpfend“?
Goethe selbst hat mit Aufsätzen wie „Klassiker und Romantiker in Italien, sich heftig bekämpfend“ dazu beigetragen, die (Weimarer) Klassik von der Romantik abzugrenzen. Die engen Verbindungen Caspar David Friedrichs nach Weimar können jedoch dazu einladen, dieses Bild zu überdenken. Wo ergibt es Sinn, die Unterschiede in den Blick zu nehmen, und wo ist es wichtig, die Gemeinsamkeiten zu sehen, um die Kultur der Zeit um 1800 angemessen zu verstehen?
Prof. Dr. Johannes Grave
Prof. Dr. Stefan Matuschek
Moderation: Dr. Christoph Orth, Kustode Graphische Sammlungen (bis 1860), Schwerpunkt Goethezeit, Klassik Stiftung Weimar
Freitag, 21. Februar 2025
Frühstück
10.00 Uhr I Präsentation in der Vulpius-Galerie
„Man sah keine Natur mehr, sondern nur Bilder.“
Goethe als Zeichner
Goethe zeichnete sein ganzes Leben lang. Weit mehr als 2 500 Blätter von seiner Hand haben sich erhalten, der größte Teil davon in den Museen der Klassik Stiftung Weimar. Das Zeichnen bot Goethe eine Möglichkeit, die Welt zu begreifen. Denn so vielfältig wie seine Interessen sind auch die Themen seiner Zeichnungen. Sie eröffnen einen unmittelbaren Blick in seine Gedanken- und Bilderwelt.
Dr. Christoph Orth
Gelegenheit zur individuellen Mittagspause
14.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
„Verwegene Fantasie“
Romantische Illustrationen zu Goethes Dichtung
In Delacroix‘ Lithographien zu seinem „Faust“ sah Goethe „verwegene Fantasie“ am Werk. Das war keine Missbilligung, sondern im Gegenteil ein Ausdruck dafür, wie passend sich der bildende Künstler auf die gerade nicht klassische Ästhetik seines Dramas eingelassen hatte. Das gilt über „Faust“ hinaus für weitere Werke von Goethe, insbesondere die Balladen: Es sind die romantischen Illustratoren, die deren Stimmung und Ausdrucksqualität am besten treffen. So werden sie zu deutlichen Indikatoren für Goethes eigenen Beitrag zur europäischen Romantik.
Prof. Dr. Stefan Matuschek
Kaffee- und Teepause
15.30 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Seelenlandschaft
Ein literarisch-malerisches Konzept
„Landschaft“ meint nicht die objektive, sondern eine subjektiv erlebte Natur. Das natürliche Äußere soll mit dem menschlichen Inneren korrespondieren, den Stimmungen, Gefühlen, Ahnungen Resonanz und Ausdruck geben. Im romantischen Konzept der Seelenlandschaft wird dieser Anspruch auf die Spitze getrieben, von der Literatur wie der Malerei. Mit erzählten, gedichteten und gemalten Beispielen wird dies vor das physische wie das innere Auge geführt.
Prof. Dr. Stefan Matuschek
19.00 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant
Samstag, 22. Februar 2025
Frühstück
10.45 Uhr I Führung durch die Sonderausstellung im Schiller-Museum
Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar
Caspar David Friedrich gilt heute als der bedeutendste deutsche Künstler der Romantik. Seine Werke sind zu Ikonen geworden. Bisher kaum bekannt ist, dass diese Karriere auch in Weimar ihren Ausgang nahm und eng mit Johann Wolfgang von Goethe verbunden war. Die Klassik Stiftung Weimar nimmt den 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs zum Anlass, diese bislang nie gezeigte gegenseitige Anziehungskraft ins Zentrum einer Sonderausstellung zu rücken. Erstmals überhaupt wird dazu der bedeutende Weimarer Friedrich-Bestand ausgestellt und Weimar als Ort romantischer Kunst und Kultur vorgestellt.
Gelegenheit zur individuellen Mittagspause
14.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Im Bann der Medusa?
Über Goethes Umgang mit Bildern
Goethes literarische Werke zeigen, dass der Dichter sehr genau um die problematischen, bisweilen gefährlichen Effekte von Bildern wusste. So können die „Wahlverwandtschaften“ als Erzählung einer verhängnisvollen Verstrickung in Bildern gelesen werden. Wie aber ist Goethe selbst mit Bildern und ihren Wirkungen umgegangen?
Prof. Dr. Johannes Grave
Kaffee- und Teepause
15.30 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Das „Ganze der Kunst“
Goethe als Sammler, Historiker und Theoretiker der Kunst
Vor allem Goethes Aufsätze in den „Propyläen“ haben zu einem einseitigen Bild seiner Kunsttheorie geführt. Der Dichter gilt als Verfechter einer normativen, klassizistischen Kunsttheorie, die sich allein am Maßstab der Antike orientiert. Mit dem Blick auf den Sammler Goethe tritt indes ein deutlich anderes, morphologisches Denken über Kunst hervor.
Prof. Dr. Johannes Grave
18.00 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant
19.30 Uhr I Besuch der Aufführung im Deutschen Nationaltheater
„La Cenerentola“ (Aschenputtel)
Komische Oper von Gioachino Rossini
Rossinis „La Cenerentola“ gilt als spritzige musikalische Komödie und scharfe Gesellschaftssatire. In einem raffinierten Verwechslungsspiel schlüpfen ein Prinz und seine Höflinge in andere Rollen, um die wahre Liebe zu finden. Begleitet von Rossinis meisterhaften Melodien, treffen in Roland Schwabs neuer Inszenierung historische Weimarer Gestalten auf eine moderne Patchworkfamilie. Ein turbulentes Bühnenspektakel voller Witz, Romantik und kritischer Fragen zur Gesellschaft – ein einzigartiges Opernvergnügen!
Sonntag, 23. Februar 2025
Frühstück
9.00 Uhr I Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes
10.00 Uhr I Vortrag und Gespräch im Hotel
Bildkritik im Bild
Religiosität und Bilddenken bei Caspar David Friedrich
Friedrichs Bilder sind ohne seine tiefe, lutherisch geprägte Religiosität kaum zu denken. Wie aber denkt und arbeitet ein Maler, dessen Glaube mit einer kritischen, skeptischen Sicht auf den Sehsinn und Bilder einhergeht? Friedrichs Umgang mit dieser Schlüsselfrage kann auf eine überraschende Gemeinsamkeit mit Goethe aufmerksam machen.
Prof. Dr. Johannes Grave
12.00 Uhr | Mittagsimbiss im Hotel und Verabschiedung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.