Zwischen Himmel und Erde – Gedanken zum Konklave
Es ist der zweite Tag des Konklaves, und während wir – wie so viele weltweit – gespannt auf das Zeichen aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle blicken, liegt eine besondere Stille über diesem historischen Moment. Eine Stille, die fast greifbar macht, wie viel Tiefe und Bedeutung in diesem uralten Ritual steckt.
In einer Welt, die von Geschwindigkeit und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, wirkt das Konklave wie aus der Zeit gefallen. Kardinäle, die ihre Smartphones abgeben, sich in die Abgeschiedenheit zurückziehen und sich einzig und allein dem Heiligen Geist anvertrauen – das ist nicht nur beeindruckend, sondern erinnert uns daran, dass die wirklich wichtigen Entscheidungen manchmal genau diese Entschleunigung brauchen. Vielleicht ist das die erste leise Lehre, die wir aus Rom empfangen: Große Entscheidungen reifen in der Stille.
Vielleicht geht es uns allen ein wenig so wie den Kardinälen: Auch wir stehen immer wieder vor Entscheidungen, kleinen und großen, und suchen Orientierung. Das Konklave erinnert uns daran, dass wir diese Orientierung nicht nur im Außen finden, sondern vor allem in der Stille, im Gebet, im Vertrauen. Dass es lohnt, auf Zeichen zu warten – selbst, wenn sie manchmal in Form eines einfachen Rauchwölkchens kommen.
Und während wir also weiter auf den berühmten weißen Rauch warten, dürfen wir uns auch fragen: Welche „Konklaven“ gibt es in meinem Leben gerade? Wo brauche ich Zeit der Stille, des Abwägens, der Neuorientierung? Gönnen wir uns selbst den Luxus der Stille. Manchmal braucht es eben ein bisschen Rauch, damit wir klarer sehen.
Pia von Boeselager; Referentin Kommunikation und Marketing Thomas-Morus-Akademie Bensberg