Lieblingskirche: St. Nikolaus in Bensberg
Meine Lieblingskirche ist St. Nikolaus in Bensberg. Dabei handelt es sich keineswegs um „Liebe auf den ersten Blick“, denn als ich sie 1982, kurz nach meiner Ernennung zum Pfarrer an dieser Kirche, erstmals betrat, war ich betroffen von der Nüchternheit und Kühle, die dieser Raum ausstrahlte. Die grundlegende Renovierung, die damals für dieses neoromanische Gotteshaus von 1886 begonnen hatte, bot die Chance einer auch inneren Neugestaltung.
Dabei setzten Künstler wie der Bildhauer Helmut Moos und der Malerpfarrer Sieger Köder entscheidende – auch geistliche – Akzente.
So wurde für mich im Laufe der Jahre diese Kirche zu einem eindrucksvollen Symbol der „ecclesia semper reformanda“: der überkommene Bau in seiner Grundgestalt blieb erhalten; die innere Ausgestaltung jedoch machte ein durch das letzte Konzil geprägtes Kirchen- und Liturgieverständnis sinnenhaft erfahrbar und bot reichen Stoff für geistliche Kirchenführungen. Kontinuität und Offenheit für ein „aggiornamento“ – beides ist für mich hier erlebbar.
An zwei Beispielen möchte ich verdeutlichen, wie es möglich war, traditionelle Sehgewohnheiten künstlerisch zu durchbrechen und für die Gemeinde wie auch für Besucher dieser Kirche neue spirituelle Impulse zu setzen.
Anstelle des ursprünglich geplanten „Triumphkreuzes“ gestaltete Helmut Moos ein großes, am Motiv des Lebensbaumes anknüpfendes, Stehkreuz für den Altarraum, das im Corpus des Gekreuzigten einerseits die brutale Realität des Todes, zum anderen in den goldenen aufbrechenden Knospen aber auch unsere Hoffnung über den Tod hinaus vor Augen stellt.
Sieger Köder hat in seinem 1992-1997 geschaffenen Kreuzweg die überkommene Thematik der 14 Stationen ganz neu interpretiert und die Leidensgeschichte Jesu mit zeitgenössischen Leiderfahrungen verwoben. So lädt er den Betrachter und Beter ein, sich selbst und seine persönliche (Leidens-)Geschichte in diesen Stationen wiederzufinden.
Diese Kirche wird für mich nie langweilig. Vom Textilfries „Tanzende Steine“ (Veronika Moos) zum uralten romanischen Taufbrunnen, von den beiden Altären (Helmut Moos) bis zur wunderbaren Orgel (Rieger) gibt es viel zu entdecken – und zu meditieren.
Bilder: Pfarrer Heinz-Peter Janßen
Titelbild: © pexels, Brett Sayles
Welche ist Ihre Lieblingskirche? | Unsere Reihe in der Fastenzeit
Kirche besitzen eine hohe Anziehungskraft und meist eine besondere Atmosphäre. Kirchliche Räume wirken und man spürt, dass sie zur Besinnung, zum Innehalten, Nachdenken und Gebet einladen. Sie sind Bauwerke, denen man sich kaum entziehen kann und sie bewegen etwas in einem. Menschen nehmen diese – selbstverständlich individuell verschieden – wahr. Oft gibt es eine besondere Kirche, mit der man etwas verbindet, in der man sich besonders willkommen und wohl fühlt. In der Fastenzeit fragen wir Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, nach ihrer Lieblingskirche. Die Beiträge lesen Sie an den Fastensonntagen 2023.
26. Februar 2023 || ein Beitrag von Heinz-Peter Janßen, ehemaliger Pfarrer der Bensberg-Moitzfelder Pfarreiengemeinschaft