Ein Stück Herbst: Apfelkuchen und Glücksmomente
Auch wenn es Äpfel ganzjährig zu kaufen gibt, denke ich dabei immer an den Herbst. Wenn sich das Laub langsam in sattes orange und zartes braun färbt, die Tage kürzer und vor allem kühler werden und das Licht alles in eine kuschelige Atmosphäre taucht, dann ist bei mir Apfelzeit. Die Frage nach meiner Lieblingsapfelsorte ist nur schwer zu beantworten, da ich einfach gerne Äpfel mag – aber vor allem mag ich Apfelkuchen, der für mich essentiell zum Herbst dazugehört.
Spannend ist, dass dieses Wort ganz unterschiedlich Bilder hervorruft, bei jedem ein anderes, ähnlich wie das Wort „Brot“. Gedeckter Apfelkuchen mit buttrigem Mürbteig und Zuckerguss und generell der politischen Frage ob mit oder ohne Rosinen, fluffiger Apfelkuchen sehr fein, der schnell geht wenn spontan Gäste kommen, Apfelstreuselkuchen mit wirklich dicken knusprigen Streuseln, Riemchen-Apfel….die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Für mich ist es Apfelmuskuchen mit Hefeteig, klassisch von Oma, ähnlich zum Riemchen-Apfel. Die Apfelsorten sind hierbei egal, am besten sind saftig säuerliche Äpfel, sogar eine Mischung geht. Schon als Kind stand ich neben ihr in meiner mehlbestäubten bunten Schürze und habe geholfen erst das Apfelkompott zu kochen, am besten aus den nicht ganz so schönen Äpfeln, die dafür umso aromatischer waren und außer mit einer Prise Zimt nicht weiter veredelt werden mussten; und einen luftigen, aromatischen Hefeteig herzustellen, den meine Oma mit bewundernswerter Geduld von Hand geknetet hat. Der wurde dann schön dick auf dem Blech ausgerollt, darauf das Apfelkompott verteilt und ein Gitter aus dem restlichen Hefeteig darüber gelegt. Beim Backen sehe ich bis heute gerne zu, wie die Hefe aufgeht, der Teig langsam eine schön goldbraune Farbe annimmt und ein himmlischer Duft das ganze Haus erfüllt. Ein schön gedeckter Tisch, ein Kaffee aus einer dicken, warmen Keramiktasse und dazu ein noch warmes Stück Kuchen….ein kleiner Glücksmoment im Alltag.
© Shisma (CC-BY-4.0) via wikimedia commons
6. Oktober 2024 || ein Beitrag von Akademiereferentin Judith Uebing