Karsamstag – „Verborgenheit Gottes!“
Kann das ein Trost sein?
- Gott ist da, wo die Toten, die vergessenen sind und die niemand beweint.
- Gott ist auch da, wo die Verzweifelten sind, die Entehrten, die Gefolterten, die Missbrauchten und Vergewaltigten.
- Gott ist da, wo es dunkel ist. Gott ist da, auch in den schwärzesten Stunden.
„Im Reich des Todes ist die Stimme Gottes erklungen. Das Undenkbare ist geschehen: Die Liebe ist vorgedrungen in das »Reich des Todes«. Auch in der extremsten Dunkelheit der absoluten menschlichen Einsamkeit können wir eine Stimme hören, die uns ruft, und eine Hand finden, die uns ergreift und uns nach draußen führt“ (Benedikt XVI, Turin 2.5.2010).
Kann das ein Trost sein?
- Morgen, vielleicht. Ja, morgen wird sich Maria aus Magdala aufraffen und zum leeren Grab gehen.
- So wie sich viele Frauen und Männer wieder aufgerafft haben nach dem Schock eines Krieges, nach Flucht und Folter, nach grauenvollen Ereignissen und Erlebnissen.
Morgen, wird sich Maria Magdalena wieder aufraffen, tun was eben getan werden muss. Einkaufen, Feuer machen, die Kinder anziehen, den Toten salben.
Morgen wird sie mit ihren Gefährtinnen aufbrechen, und sie wird ein leeres Grab finden. Und einen Engel, der sagt: „Fürchte Euch nicht“ (Mt 28, 5).
Morgen. Nicht heute.
Heute ist Karsamstag, dieser seltsam schwebende Tag, ein Tag des Schweigens, der Fragen, der Ratlosigkeit.
Die theologische Vorstellung, dass Jesus auch den Ort des Totenreichs betrat, um die gefangenen Seelen zu befreien, ist ein Zeichen seiner unermesslichen Liebe und seiner Macht, selbst den Tod zu überwinden. Durch seinen verborgenen Abstieg in den Tod hat er die Grenze zwischen Leben und Tod durchbrochen und allen Menschen Hoffnung auf Erlösung und Auferstehung gegeben.
Der Karsamstag ist der Tag der „Verborgenheit Gottes!“
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Pfr. Markus Polders | Kaplan der Werke des Malteserordens in Deutschland