Künstlerseelsorge in besonderer Zeit: Fragen an Prälat Josef Sauerborn
Herr Prälat Sauerborn, Sie sind als Bischofsvikar für den Diözesanrat der Akademie seit Jahren eng verbunden. Eine Ihrer Tätigkeiten ist die Künstlerseelsorge im Erzbistum Köln. Wie hat man sich diese Arbeit vorzustellen?
Mit vielen Künstlerinnen und Künstlern bin ich im Gespräch. Über die Jahre hat sich da ein großes Kontaktfeld aufgebaut. Sehr oft bin ich unterwegs und besuche die Kunstschaffenden in ihren Ateliers, die immer wieder eine neue kreative Welt eröffnen.
Auf welche Weise können Sie Künstlerinnen und Künstler in deren Arbeit fördern?
Drei bis vier Ausstellungen im Jahr veranstaltet die Künstlerseesorge im Maternushaus. In der Regel erscheint dazu ein Ausstellungskatalog, dessen Bedeutung für die jeweiligen Kunstschaffenden weit über die konkrete Ausstellungszeit hinausreicht. Im Rahmen meiner Möglichkeiten fördere und unterstütze ich Projekte vor Ort in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstler. Ein wichtiger Treffpunkt der Künstlerinnen und Künstler ist der „Aschermittwoch der Künstler“, zu dem der Kardinal einlädt. Hier kommt es zu vielen interessanten Gesprächen der Kunstschaffenden untereinander. Musikalisch arbeitet die Künstlerseelsorge eng mit dem „figuralchor koeln“ zusammen. Unter Leitung von Richard Mailänder wird u.a. die „Ostermusik“ veranstaltet. Auf diese Weise können sich auch kleinere Orchester der Öffentlichkeit präsentieren.
Sie haben mit vielen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Bereiche Kontakt. In der aktuellen Corona-Pandemie haben viele von ihnen als Freischaffende keine Aufträge, keine Auftrittsmöglichkeiten. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
Die jetzige Situation ist äußerst problematisch. Die selbständigen Künstlerinnen und Künstler drohen durch das Netz der Maßnahmen zu fallen. Sie werden nur unvollkommen wahrgenommen. Es gibt so gut wie keine Ausstellungen mehr angesichts der hohen Auflagen in Zeiten der Pandemie. Viele Künstler unterhalten Atelierprogramme mit Musik und Lesungen, um Interessenten an sich zu binden: Auch dies ist zurzeit nicht möglich. Die ökonomische Lage ist sehr prekär. Das gilt für den gesamten Kunstbereich, vom Schauspieler bis zur Musikerin.
Auf welche Weise können Sie die Künstlerinnen und Künstler unterstützen?
Eine direkte Unterstützung ist nur schwer möglich. Aber ich tue, was ich kann. So ein Gespräch wie dieses hilft ja auch, auf die Lage der Kunstschaffenden aufmerksam zu machen.
Herr Prälat Sauerborn, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
Titelbild: Erzbistum Köln/Hirschbeck
22. Mai 2020 || das Interview führte Andreas Würbel, Akademiereferent für Kunst, Kultur und Pädagogik