„Jeder ist an allem schuld“
Eine interdisziplinäre Betrachtung der Schuld im Werk Dostojewskijs
In F.M. Dostojewskijs letztem Roman Die Brüder Karamasow sagt der geistliche Lehrer Starez Sosima: „Jeder von uns trägt allen gegenüber an allem Schuld, und ich mehr als alle.“
Die Frage nach der Schuld des Menschen vor Gott und seiner Schöpfung nimmt besonders im nachsibirischen Werk des russischen Schriftstellers einen zentralen Platz ein, angefangen bei der Schilderung der Verbrecher und ihrer Taten in den Aufzeichnungen aus einem Totenhaus über den Doppelmörder Raskolnikow bis zum vermeintlichen Vatermörder Dmitrij Karamasow, der die Schuld für eine Tat auf sich nimmt, die er gar nicht begangen hat.
Die Aussage des Starzen ist dabei nur verständlich vor dem Hintergrund von Dostojewskijs Glaube an eine familiäre Verbindung aller Menschen untereinander, der mit dem Begriff der Sobornost‘ als spiritueller Gemeinschaft beschrieben werden kann. Dazu gehört die demütige Selbsterkenntnis als Sünder, die erst den Weg zur Erlösung eröffnet.
Auf unserer Jahrestagung wollen wir uns diesem facettenreichen Schuldbegriff aus verschiedenen Perspektiven heraus – psychologisch, theologisch, philosophisch, kulturhistorisch und juristisch – annähern.
Akademietagung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Dostojewskij-Gesellschaft
Freitag, 7. Oktober 2022
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Felicitas Esser, Thomas-Morus-Akademie Bensberg
Prof. Dr. Christoph Garstka, Deutsche Dostojewskij-Gesellschaft
Schuld, die Psychoanalyse und Dostojewskij
Dr. Mathias Hirsch, Facharzt für Psychiatrie und Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, Berlin und Düsseldorf
21.00 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Samstag, 8. Oktober 2022
Ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
9.30 Uhr
Die zivilisierende Wirkung des Rechts und die Schuld(un)fähigkeit des Individuums
Eine Kippfigur der (Anti)Moderne im Werk Fjodor M. Dostojewskijs
Prof. Dr. Wolfgang Kissel, Professor für Kulturgeschichte Ost- und Ostmitteleuropas, Universität Bremen
10.45 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.15 Uhr
Schuld und Willensfreiheit - Versuch eines systemtheoretischen Verständnisses
Dr. Dr. Walter von Lucadou, Physiker, Psychologe, Parapsychologe, Freiburg
12.30 Uhr
Mittagessen
14.15 Uhr
Mitgliederversammlung der Deutschen Dostojewskij-Gesellschaft
Parallel für Nichtmitglieder:
Filmvorführung „Schuld und Sühne“
16.15 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.45 Uhr
„Gerade davor graut es mir, dass ich alles verstehe!“
Schuld, All-Schuld, Un-Schuld in Dostojewskijs Erzählung „Krotkaja“ („Die Sanfte“, 1876)
Prof. Dr. Birgit Harreß, Professorin für Slavische Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte, Universität Leipzig
18.00 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Die Sanfte
Szenische Lesung von Dostojewskijs Erzählung „Die Sanfte“
Ralf Kaupenjohann, Akkordeon
Klaus Jürgen Pawöhner, Schauspieler
Marion Schüller, Künstlerin
21.00 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 9. Oktober 2022
Ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
9.30 Uhr
Schuld als ethische und juristische Kategorie in Dostojewskijs
Essays aus dem Tagebuch eines Schriftstellers (Dnevnik pisatelja)
Prof. Dr. Rainer Goldt, Russische Literatur und Geistesgeschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
10.45 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.15 Uhr
Religionspsychologische Dimension der Schuldproblematik im Werk Dostojewskijs
Prof. Dr. Maike Schult, Professorin für Praktische Theologie, Philipps-Universität Marburg
12.30 Uhr
Abschlussdiskussion
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende der Tagung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.