Credo-Glaubensbekenntnis-Tagung in Bensberg
© R. Pignatta, Pixabay

Kaum zu glauben – aber amtlich

Theologische, philosophische und literarische Zugänge zum Glaubensbekenntnis

In jeder Messfeier verständigen sich die Gläubigen auf das Credo, aber ist das noch immer die seit 1700 Jahren feststehende Urkunde des Glaubens oder für viele Zeitgenossen nur noch ein verlegener „Murmeltext“. Muss man an dessen Widersprüchen verzweifeln oder sind gerade seine Unschärfen von höchster Genialität? Sie haben Kriege ausgelöst, aber zahllose Menschen zum Nachdenken angeregt.

Am Beginn des Christentums steht keine Lehre, sondern ein Leben. Wer sich dem Kern der Botschaft Jesu nähern will, schlägt kein Buch auf, sondern beginnt einen Weg. Glauben ist nicht das Fürwahrhalten unbeweisbarer Aussagen, sondern – wie jede Liebesgeschichte – ein Erkenntnisprozess mit befreienden, aber auch verstörenden Überraschungen.

Die Akademietagung will versuchen, scheinbar Endgültiges wieder merkwürdig zu machen und sucht theologische, philosophische, literarische Zugänge.

Samstag, 2. April 2022

14.00 Uhr
Lob des Zweifels oder kreative Verunsicherung
Ist das Credo ein ehrwürdiger Text, geborgene Gewissheit oder fossile Erstarrung? Wer hat unser Glaubensbekenntnis wo formuliert und weshalb? Welche Funktion hatte und hat der Text? Welche Bilder wollte er transportieren und welche Bilder entstehen heute, wenn wir die Formeln unserer religiösen Verfassung aufsagen? Hat nicht jeder und jede eine andere Vorstellung? Gibt es überhaupt einen stabilen Konsens, auf den man sich einigen könnte? Darf der Zweifel das Glaubensbekenntnis der Kirche befragen, vielleicht mit dem Rotstift in der Hand?

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

16.00 Uhr
Das Gottes-, Welt- und Menschenbild des Credos
Gott-Vater und Gott-Sohn. Welche historischen Vorstellungen liegen diesen Setzungen zugrunde? Guter Hirte, Pantokrator, leidender Gottesknecht. Spiegeln diese Bilder nur den Zeitgeist ihrer Epoche, z.B. die patriarchale Gesellschaft der Antike, oder gibt es theologische Konzepte, die uns heute ansprechen und herausfordern? Müssen wir mit formelhaften Widersprüchen leben („gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“)? Müssen wir kosmologische Erkenntnisse der Naturwissenschaft ausblenden oder kann man Glauben und Wissen so groß denken, dass sie einander genügend Raum geben?

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Gott – Heiliger Geist
Sturmgebraus und Feuerzungen. Die Apostelgeschichte braucht stammelnde Metaphern, um die Be“geist“erung einer grundstürzenden Erfahrung auszudrücken. Was ist die Geist-Eigenschaft Gottes? Wie begegnet sie uns, und wie können wir uns zu ihr verhalten? Ist sie ein weiterer Stein des Anstoßes oder bringt gerade sie Bewegung und Dynamik in die Sache?
Deshalb auch: Kein Vortrag, sondern kontrastreiche Collage aus Texten, Bildern, Musik zu Entfesselung der Fantasie.

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 3. April 2022

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

 8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

 9.30 Uhr
Kein neues Credo, aber das Credo neu
Ist der Glaube ein überlieferter und unkündbarer Besitz oder ist er ein Instrument, auf dem sich immer wieder neue Melodien spielen lassen? Ist der Mensch Objekt einer lehramtlichen Unterwerfung oder ist er mitschaffendes Subjekt und damit auch ständiges „Sicherheitsrisiko“? Wie sähe ein Credo aus, in dem die alten Wahrheiten neu verstanden würden?

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Die Offenbarung geht weiter
Die Gemeinschaft der Glaubenden ist keine geschlossene Gesellschaft. Versuche, sie in diese Richtung zu drängen, führen immer wieder auf das sektiererische Abstellgleis. Wir wandern durch die Zeiten, sowohl als Individuum wie auch als Gruppe und menschliche Spezies. Wenn es gut läuft, bewegen wir uns – frei nach Rilke - „in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge zieh‘n.“ Der Glaube macht keine Fortschritte, aber er schreitet fort. Wenn er die Weite sucht, findet er den größtmöglichen Horizont. Die Sucht nach Sicherheit und Enge landet dagegen auf dem Stand-Punkt, der keine Bewegung mehr erlaubt. Augustinus fasste die jesuanische Botschaft in einem Satz zusammen: „Liebe, und dann tu, was du willst!“

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende der Tagung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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