Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz
Begnadete Humoristen und begabte Sprachartisten
Die beiden lyrischen Geistesverwandten Christian Morgenstern (1871–1914) und Joachim Ringelnatz (1883–1934) haben mit ihren einfallsreichen und humorvollen Gedichten ganze Generationen von Leserinnen und Lesern erfreut und zum Nachdenken über die Tücken so manch eines obskuren Objekts angeregt (wie z.B. das Hemmed, Nasobēm, Walfafisch). Ringelnatz’ und Morgensterns Textkrea-tionen vermochten und vermögen darüber hinaus zahlreiche professionelle Rezitatorinnen und Rezitatoren zu stimmgewaltigen Höchstleitungen zu animieren und unzählige Kunstschaffende aus den Bereichen Karikatur und Kabarett bis in die Gegenwart hinein unüberseh- und -hörbar zu beeinflussen.
Die Tagung möchte – in Worten und Bildern – vor Augen führen, an welche literarische Traditionen Morgenstern und Ringelnatz ihrerseits anschließen und welche künstlerischen Entwicklungen sie mit ihren Texten und Skizzen, Zeichnungen und Bildern angeregt haben, die sich bis heute fortsetzen und mannigfache reim- wie versehaltige Früchte tragen.
Im Mittelpunkt der Tagung stehen Morgensterns und Ringelnatz’ bekannteste und einige weniger bekannte Texte, die sich häufig durch ihre mehr-, oft auch zweideutige Gedankenführung auszeichnen. Ebenfalls sind ihnen ein humoristischer und ironischer Duktus eigen, der ein hohes Unterhaltungspotential garantiert und manches Mal auch die Lachmuskeln des Publikums strapaziert.
Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung
Samstag, 28. August
14.00 Uhr
Glücksbringer und Galgenstricke
- Christian Morgensterns poetische Welten
Der Einführungsvortrag rückt nach einem kurzen Überblick über das Leben und Schreiben des Bild- und Wortkünstlers Christian Morgenstern vor allem seine als „Galgenlieder“ berühmt gewordenen Gedichte in den Vordergrund. Dabei werden sowohl die zeitgeschichtlichen Entstehungshintergründe (um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert) als auch die Entwicklungs- und Rezeptionsgeschichte dieser nicht selten als „komische Lyrik“ klassifizierten Textgebilde skizziert. Die sprachspielerischen Elemente, die tiefsinnigere Bedeutungsschichten nicht ver-, sondern entdecken, lösen noch immer Begeisterung während des Zuhörens und Lesens aus.
15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.00 Uhr
Christian Morgensterns Bild- und Klangkompositionen
oder: vom Sinn im Unsinn
Christian Morgensterns akustisch aufregende und optisch anregende Textkompositionen respektive -konstruktionen zeichnen sich durch ihren scharf- wie tiefsinnigen Wortwitz ebenso aus, wie durch ihre satirische Sprachakrobatik und ihre inspirierende Bildarchitektur. Dass sich häufig „hinter“ bzw. „unter“ der Bild- oder Textoberfläche weitere Bedeutungsdimensionen erschließen (lassen), vermitteln die nachmittäglichen Ausführungen ebenso wie den Genuss und Spaß an seinem literarischen Werk. Dieses enthält außer den bekannten (geradezu) „klassischen“ Gedichten auch noch eine ganze Reihe unbekannterer Texte, Skizzen und Zeichnungen – und stellt für die intensive Beschäftigung ein lohnendes Unterfangen dar.
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Wenn Ameisen reisen und Glocken fliegen
- Gespräche über Gedichte
Die Abendveranstaltung ist dem gemeinsamen Gespräch über Gedichte von Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz vorbehalten. Ausgewählte Gedichte, die sich mit alltäglichen Themen ebenso auseinandersetzen wie mit literarischen Sujets oder solche, die für genussvolle Unterhaltung sorgen, werden ebenso besprochen wie Tier-, Natur- und Liebesgedichte der besonderen Art.
21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 29. August
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
9.30 Uhr
Kinder-, Tier- und Turngedichte à la Joachim Ringelnatz
Im Gegensatz zu dem früh schon kränkelnden Christian Morgenstern hat Joachim Ringelnatz ein in jungen Jahren abenteuerliches Leben geführt, was sich auch in vielen seiner Gedichte auf vielfältige Weise widerspiegelt. Trotz – vielleicht auch wegen – seiner ärmlichen Lebensverhältnisse, in denen Elend und Hunger zeitweise zum Alltag gehörten, schreibt Ringelnatz humorvolle Gedichte und ironiegetränkte Kindergeschichten. Der Vortrag führt das vielschichtige literarische und bildkünstlerische Werk eines schlagfertigen Kabarettisten und sprachgewaltigen Wortartisten, eines treffsicheren Karikaturisten und begnadeten Malers und Zeichners vor Augen.
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Wie Joachim Ringelnatz Seemannsgarn spinnt und dichtet
Ähnlich wie Christian Morgenstern ist Joachim Ringelnatz durch eine fiktive Gestalt in die Literaturgeschichte eingegangen: Sein weitgereister und trinkfester Seemann Kuttel Daddeldu, der unausgesetzt von seinen weltweiten Abenteuern schwadroniert und dabei nicht selten in wunderbarer Manier „Seemannsgarn“ spinnt, fungiert als ebenso anarchische wie geniale Kunstfigur in vielen Balladen und Moritaten. Als bis heute legendär gelten die bejubelten Auftritte, die Ringelnatz selbst in den 1920er und 1930er Jahren – bekleidet mit einem Matrosenanzug und einem Glas Schnaps in der Hand – auf die bekanntesten Kabarettbühnen der Weimarer Republik führten, bis er 1933 von den Nazis Auftrittsverbot erhielt.
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende des Seminars
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.